Meister-Grüße ins Gefängnis

Berlin · Mit der ersten Meisterschaft seit 1955 ist Bayern München auch im Basketball oben angekommen. Den Titel widmete die Mannschaft Uli Hoeneß, der beim entscheidenden Sieg natürlich nicht vor Ort sein konnte.

Die rauschende Meisterparty war schon in vollem Gang, der teure Anzug mit Sekt und Bier durchtränkt, da dachte Svetislav Pesic an den Vater des Erfolgs. "Schöne Grüße an unseren lieben Uli Hoeneß , seine Frau und die komplette Familie", sagte der Trainer von Bayern München nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in der Basketball-Bundesliga.

Erstmals seit 1955 krönten sich die Bayern nach dem überzeugenden 3:1 in der Finalserie gegen Alba Berlin am Mittwochabend wieder zum Champion - und Hoeneß' entscheidenden Anteil daran hat niemand vergessen. Nach dem Antritt seiner Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung konnte der ehemalige Clubpräsident beim bislang größten Erfolg der neuen Ära natürlich nicht dabei sein, doch die Basketballer waren ihm ganz nah. "Wir widmen ihm diesen Titel", sagte Geschäftsführer Marko Pesic nach dem 75:62 (33:30) bei Pokalsieger Berlin . Und die Fans stimmten im Freudentaumel lautstark "Uli Hoeneß "-Sprechchöre an.

Hoeneß' Engagement war es zu verdanken, dass der Club vor drei Jahren den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Die Bayern investierten viel Geld, stellten sich personell hervorragend auf und wurden dafür nach einer langen Durststrecke nun erstmals mit einem Titel belohnt. "Das ist ein großer Erfolg, wir wollen so weitermachen und es am besten auch nächstes Jahr schaffen", sagte Pesic.

Die Bayern holten ihren dritten Meistertitel ausgerechnet in Berlin . An dem Ort, an dem gut die Hälfte des Münchner Personals in der Vergangenheit bei Alba unter Vertrag stand. Eine öffentlich ausgetragene Schlammschlacht zwischen beiden Clubs hatte die Stimmung zwischen beiden Lagern in den vergangenen Tagen zusätzlich angeheizt.

Die Berliner Fans deckten ihre alten Helden in den roten Trikots mit gellenden Pfeifkonzerten und Buhrufen ein. Selbst Clublegende Pesic und Ex-Publikumsliebling Heiko Schaffartzik wurden gnadenlos ausgepfiffen. "Ich bin natürlich enttäuscht, wenn die Pfiffe von Leuten kommen, die ich eigentlich liebe", sagte Pesic, der die Hauptstädter einst zu vier Meisterschaften und drei Pokalsiegen geführt hatte: "Aber wir sind bei Bayern und müssen uns daran gewöhnen." Doch spätestens, als sich das Team um den besten Spieler der Finalserie, Malcolm Delaney, in die lange Partynacht stürzte, war das vergessen. "Wir haben in den nächsten sechs Wochen kein Training, das werden schöne Tage", sagte Kapitän Steffen Hamann.

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