Magische Grenze soll fallen

Zweibrücken · Es ist der berühmteste und härteste Triathlon der Welt zugleich: der Ironman auf Hawaii. Oliver Spurzem von den Wassersportfreunden Zweibrücken hat sich im vergangenen Jahr bei seiner ersten WM-Teilnahme durchgekämpft. Trotz großer Hitze, Gegenwind und einem platten Reifen. Am Wochenende tritt er wieder an – und hat ein klares Ziel vor Augen.

 Ohne Reifenpanne durchkommen – und dann die Zehn-Stunden-Marke knacken. Das erhofft sich Wsf-Triathlet Oliver Spurzem bei seinem zweiten Ironman auf Hawaii. Foto: Spurzem

Ohne Reifenpanne durchkommen – und dann die Zehn-Stunden-Marke knacken. Das erhofft sich Wsf-Triathlet Oliver Spurzem bei seinem zweiten Ironman auf Hawaii. Foto: Spurzem

Foto: Spurzem

Es ist die Belohnung einer kräftezehrenden Saison mit vielen Aufs und Abs. Erst im August löste Oliver Spurzem bei der Halbdistanz-Ironman-EM in Wiesbaden sein Ticket für Hawaii (wir berichteten). Auf den letzten Drücker quasi. Dann, als seine Motivation fast schon im Keller war und jede Trainingseinheit doppelt schmerzte. Sich zwei Jahre lang so zu quälen, sei eine enorme Herausforderung gewesen, gesteht der Bundeswehr-Hauptfeldwebel. Nicht nur körperlich, auch mental. "Der Vize-EM-Titel, das war noch mal ein richtiger Kick", erzählt der Triathlet der Wassersportfreunde (Wsf) Zweibrücken kurz vor seiner Abreise zum Ironman auf Hawaii.

Am Samstagmorgen in aller Frühe wird sich Spurzem gemeinsam mit 2000 weiteren Teilnehmern in den Pazifik stürzen. Direkt am Start ist das Gerangel groß. "Wenn plötzlich 4000 Arme gleichzeitig zu rudern anfangen und um ihre Position kämpfen, wird's ziemlich eng", sagt Spurzem lachend. Etliche Stunden Schinderei liegen da noch vor den Sportlern. 3,86 Kilometer schwimmen, 180 radfahren und zum Abschluss einen Marathon (42,195 Kilometer) laufen. Strapazen, die sich offensichtlich lohnen. Wenn um 6.30 Uhr Ortszeit die Kanone von Kona den Ironman freigibt, sei das ein "echter Gänsehautmoment", sagt der 38-Jährige.

Was den Ironman so besonders macht? Spurzem muss nicht lange überlegen. "Hier sind nur die Besten der Besten am Start. 2000 Profis aus aller Welt - und ich bin einer davon." Und einer von 174 Deutschen. Dazu kommt, dass der Wettkampf auf der Vulkaninsel härter ist. Die brennende Sonne, heftige Regenfälle, vor allem aber die Ho'o-Mumuku-Winde, unvorhersehbar aufkommende böige Seitenwinde mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern bringen die Ausdauersportler an ihr Limit.

Das bekam auch Spurzem bei seiner Hawaii-Premiere 2014 zu spüren. "Auf der Radstrecke und teilweise auch beim Laufen hatten wir abartig viel Wind", erinnert sich der Zweibrücker. "Wenn der Mumuku-Wind richtig bläst, weißt du: Das wird heute nicht schön." Überwindung kosten auch die abschließenden quälend langen 42 Kilometer auf der Laufstrecke. Über den glühend-heißen Asphalt entlang der tiefschwarzen Lavafelder schleppen sich die Athleten dem Ziel entgegen. Das Feld ist da längst weit auseinandergerissen, aus der Gruppe tausende Einzelkämpfer geworden. "Natürlich läuft jeder für sich allein, aber es tut schon gut, wenn man andere sieht, an denen man sich orientieren kann", erklärt Spurzem. Zudem unterstützt ein Teamchef die deutschen Teilnehmer. "Support ist verboten. Es darf auch keiner mit dem Auto nebenherfahren, aber es ist schon erlaubt, dass sich jemand an der Strecke postiert und uns die Zwischenzeiten zuruft. Dann lässt sich das Rennen besser einteilen." Eine besondere Anspannung verspürt er mittlerweile nicht mehr. Den Druck könne er inzwischen ganz gut ablegen. "Mit der Zeit wird man entspannter, dadurch aber auch viel fokussierter. Das Rennen ist so lang, und es kann so viel passieren. Druck bringt dir da gar nichts." Bis zum Startschuss wird er keine Experimente mehr eingehen. "Jetzt gibt es eigentlich nicht mehr viel, was man tun kann. Ein paar Testläufe, ein bisschen schwimmen, ein bisschen radfahren - das war's." Seit vergangener Woche ist Spurzem schon auf Hawaii. Er benötige die Tage bis zum Start, um sich an das Klima und die Zeitverschiebung zu gewöhnen. "Letztes Jahr hat mir die Umstellung mehr zu schaffen gemacht, als ich es erwartet hatte. Deswegen bin ich diesmal früher angereist", erklärt der Wsf-Athlet, der ein klares Ziel vor Augen hat. "Ich will unbedingt unter zehn Stunden bleiben. Hier auf Hawaii ist das die magische Grenze." Auch im vergangenen Jahr lag Spurzem auf Kurs. Dann bremste ihn nach 30 Kilometern ein platter Reifen aus, und er büßte wertvolle Zeit im Kampf gegen die Uhr ein. Beim Zieleinlauf fehlten nur sieben Minuten.

Diesmal hat Oliver Spurzem während der quälend langen Kilometer auf Hawaii aber nicht nur die Einzelwertung im Blick. Mit dem deutschen Team möchte er in seiner Altersklasse 35 bis 39 Militär-Weltmeister werden. "In diesem Jahr haben wir die nötigen drei Bundeswehrler beisammen, um in der Teamwertung antreten zu können. Die Deutschen waren in dieser Kategorie bislang immer stark vertreten - vielleicht können wir da was reißen."

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