WSF Zweibrücken Unter die besten Zehn in der Zauberstadt?

Zweibrücken · Lukas Fritzke geht an diesem Freitag bei der Junioren-Europameisterschaft der Freiwasserschwimmer an den Start. Seine Vorbereitung fand ausschließlich im Becken statt. Für die kontinentalen Titelkämpfe an der Seine sieht sich der junge Schwimmer der WSF Zweibrücken trotzdem bestens gerüstet.

 An diesem Freitag beginnt in Paris die Junioren-Europameisterschaft der Freiwasserschwimmer. Mit dabei: Lukas Fritzke von den Wassersportfreunden Zweibrücken. Sein Trainer traut dem 15-Jährigen, bei dessen erstem Auftritt auf internationalem Parkett eine Platzierung unter den „Top 10“ zu. 
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An diesem Freitag beginnt in Paris die Junioren-Europameisterschaft der Freiwasserschwimmer. Mit dabei: Lukas Fritzke von den Wassersportfreunden Zweibrücken. Sein Trainer traut dem 15-Jährigen, bei dessen erstem Auftritt auf internationalem Parkett eine Platzierung unter den „Top 10“ zu. Foto: Gentsch/dpa

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„Die schöne Zauberstadt“ nannte der deutsche Dichter Heinrich Heine Paris einmal. Lukas Fritzke weilt zwar seit gestern in der Metropole an der Seine. Vom Wahrheitsgehalt der Aussage Heines wird er sich dort aber nicht überzeugen können. „Schade, ich war vorher noch nie in Paris. Vielleicht sehe ich aus der Ferne mal den Eiffelturm“, bedauert der junge Schwimmer der Wassersportfreunde (WSF) Zweibrücken. Trotzdem freut sich der 15-Jährige gewaltig auf seinen Besuch in der französischen Hauptstadt. Dort steigt er nämlich am Freitagmorgen in den See im Park Choisy-le-Roi. Und vertritt die deutschen Farben über die 5-Kilometer-Distanz bei der Junioren-Europameisterschaft der Freiwasserschwimmer. Womöglich geht Fritzke dort auch am Sonntag mit der deutschen Staffel an den Start. Das entscheidet sich allerdings erst am Samstag.

„Die Nervosität hält sich noch in Grenzen, auch wenn es jetzt jeden Tag ein bisschen mehr wird“, sagt Fritzke, der sich mit seiner Bronzemedaille bei den deutschen Freiwassermeisterschaften im Juni für die kontinentalen Titelkämpfe qualifiziert hatte.

An seinem Trainingsumfang habe sich seitdem nicht viel geändert. Bis zu acht Mal in der Woche steigt er am Olympiastützpunkt in Saarbrücken ins Becken. Die Trainingspläne hat ihm der saarländische Landestrainer Péter Hos erstellt, der sich eigentlich schon im Urlaub befinden würde, da die Saison der Schwimmer nun endet. Wegen Fritzkes‘ EM-Qualifikation verlängerte Hos seine Arbeit. „Er hat einen tollen Job gemacht, ich fühle mich richtig gut vorbereitet“, schwärmt Fritzke, der in Paris vom deutschen Bundestrainer Nachwuchs, Constantin Depmeyer, betreut wird. Seit Mittwoch dürfte die aufkommende Nervosität bei ihm aber die nächste Stufe erreicht haben. Da nämlich machten sich er und viele andere junge deutsche Schwimmer, die sich für die EM qualifiziert hatten, auf den Weg nach Frankreich.

Mit im Gepäck befand sich nicht nur der Neoprenanzug, sondern auch ein negativer PCR-Test, den Fritzke noch am Dienstag in der Praxis Dr. Gensch in Zweibrücken abholte. Denn der Europäische Schwimmverband LEN (Ligue Européenne de Natation) möchte bei den Titelkämpfen nichts dem Zufall überlassen. Die Corona-Maßnahmen werden strikt gehandhabt. Auch darin liegt der Grund, dass Lukas Fritzke in Paris eben nicht über den Montmartre schlendern oder unter dem Arc de Triomphe durchschreiten wird. Die Teilnehmer der Junioren-EM leben in Paris in ihrer eigenen „Bubble“ (englisch: Blase). Die Schwimmer werden in dem Hotel, das eigens für sie reserviert ist, abgeschottet. Selbst der Kontakt mit den jungen Athleten anderer Nationen ist dort untersagt. Am Donnerstag dürfen die Teilnehmer zwar noch einmal trainieren – aber zu unterschiedlichen Poolzeiten. „Es wäre schön gewesen, einmal mit der internationalen Konkurrenz ins Gespräch zu kommen. Aber es sind eben besondere Zeiten“, bedauert Lukas Fritzke.

Auf die Unterstützung seiner Familie muss er aber nicht verzichten. Seine Eltern und seine Schwester reisen am Donnerstag nach Paris. Dort wollen sie sich rund um den See ein Plätzchen suchen, um den Wettkampf zu verfolgen. „Das Fernglas ist Pflichtprogramm“, sagt Vater Matthias Fritzke, der auch Vorsitzender der Wassersportfreunde ist. Hautnah dabei sei man als Livezuschauer beim Freiwasserschwimmen zwar nie – „aber vielleicht erkennen wir ja Lukas‘ Badekappe mit der Deutschland-Flagge“. Dass sein Sohn seine Vorbereitung nicht im Freiwasser, sondern ausschließlich im Becken bestritten hat, sieht der Vater nicht als Nachteil. „Das Becken ist eben die Tartanbahn des Schwimmers. Abstände, Geschwindigkeiten – das lässt sich im Becken alles viel besser kontrollieren.“ Lediglich für das „Gefühl Freiwasser“ sei die das Training in Seen nützlich, weiß der Vater. Aber: „Der nächste See ist eben über eine Stunde entfernt. Das hätte sich einfach nicht gelohnt“, sagt Sohn Lukas.

Auch das Wetter wird voraussichtlich keinen Einfluss auf sein Rennen nehmen. Am Mittwoch waren für den Freitag in Paris Sonnenschein und hohe Temperaturen gemeldet. „Das hat dann keinen großen Effekt. Kälte oder starker Wind wären etwas anderes. Der Wellengang kann sehr kraftraubend sein“, weiß der Nachwuchsschwimmer.

Eine konkrete Taktik für die fünf Kilometer am Freitag hat er sich nicht überlegt. „Ich gehe es an, wie bei der deutschen Meisterschaft. Ich will schnell loslegen und in der ersten Gruppe mitschwimmen. Danach muss man sehen, wie sich das Rennen entwickelt.“ Und welche Ziele hat er sich gesetzt? „Alleine dabei zu sein, ist für mich schon ein großer Erfolg. Aber ich habe mit meinem Trainer geredet. Er hat mir gesagt, er kennt die Konkurrenz nicht genau, aber er weiß, was für ein Typ ich bin – und dass er mit die Top 10 zutraut. Das wäre aber schon ein richtig großer Erfolg“, sagt der 15-Jährige.

Zwei seiner Konkurrenten kennt er aber durchaus. Auch wenn Fritzke in Paris im Grunde nicht gegen sie schwimmen – sondern mit ihnen das beste Ergebnis für das deutsche Team herausholen will: Arne Schubert vom SC Magdeburg und Adrian Romero vom SC Wiesbaden, die bei der deutschen Meisterschaft mit Fritzke auf dem Treppchen standen und sich somit ebenfalls für die EM qualifiziert haben.

Für Matthias Fritzke sind die Eindrücke, die sein Sohn bei der Jugend-EM in Paris sammeln wird, ungemein wertvoll. „Das ist gewissermaßen das Ausweiten von der Froschperspektive deutsche Meisterschaft auf Europa. Diese Erfahrung in jungen Jahren ist einfach gigantisch“, schwärmt der WSF-Vorsitzende.

 Nachwuchsschwimmer Lukas Fritzke von den Wassersportfreunden Zweibrücken. 
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Nachwuchsschwimmer Lukas Fritzke von den Wassersportfreunden Zweibrücken. Foto: Fritzke

Foto: Matthias Fritzke

Unabhängig vom sportlichen Erfolg – und wenngleich Lukas Fritzke die „schöne Zauberstadt“ nur auf Distanz kennenlernen wird – könnte es für den jungen WSF-Schwimmer also ein wahrhaft magischer Besuch in Paris werden.

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