Lieber gut verlieren als schlecht siegen

Noch liegen einige Wettkampftage vor uns in Rio. Auch die deutschen Athleten werden bis Sonntag sicherlich noch einige Medaillen holen. Dennoch kann man schon jetzt ein kleines Zwischenfazit ziehen und auf die Höhen und Tiefen dieser Spiele blicken: Ein Highlight war bislang das Abschneiden der Schützen mit drei Goldmedaillen, die Schwimmer lieferten dagegen ohne jedes Edelmetall - wie schon in London - eine sehr unbefriedigende Darbietung ab.

Enttäuschend aus Zweibrücker Sicht - so muss man es leider sagen - war auch das Abschneiden von Stabhochspringer Raphael Holzdeppe, der schon in der Qualifikation scheiterte. Dennoch ist die Kritik der Agentur sid am LAZ-Athleten vielleicht ein wenig unfair. Die hatte die im Vorfeld öffentlich geäußerten Medaillenambitionen Holzdeppes nach dem Scheitern als "völlige Verkennung seiner augenblicklichen Fähigkeiten" bezeichnet. Nun schien eine Medaille angesichts der massiven Verletzungsprobleme des Zweibrückers in diesem Jahr in der Tat ein sehr hochgestecktes Ziel zu sein. Doch sollte man Holzdeppe auch nicht vorwerfen, dass er nicht nur als Tourist nach Rio gefahren ist, sondern dort auch etwas gewinnen wollte, dass er Ehrgeiz gezeigt hat. Das darf man von einem Sportler erwarten - erst recht von jemandem, der in den vergangenen Jahren von allen Großereignissen Medaillen mitgebracht hat. Nun hat es eben einmal nicht geklappt. Das passiert. Und als junger Mensch kann man an Misserfolgen auch wachsen.

Ohnehin ist mir ein guter Verlierer lieber als ein schlechter Gewinner. Als solcher hat sich der deutsche Diskuswerfer Christoph Harting präsentiert. Um das klarzustellen: Es geht nicht darum, einem Sportler zu verbieten, sich auf seine ganz persönliche Art und Weise zu freuen. Natürlich darf Harting tanzen, pfeifen und sich verbeugen - ganz so, wie es ihm passt. Während der Siegerehrung den Hampelmann zu spielen, geht allerdings gar nicht. Das hat gar nicht unbedingt so viel mit fehlenden Respekt vor einem staatlichen Symbol wie der Nationalhymne zu tun. Da könnte man noch einigermaßen drüber hinweg sehen. Vielmehr geht es um eine Missachtung der Würde des Augenblicks einer olympischen Siegerehrung. Die hat Harting mit seinem Verhalten massiv gestört - und damit übrigens auch den beiden anderen Medaillengewinnern den Moment vermiest. Immerhin hat er sich inzwischen entschuldigt. Hoffentlich wächst auch er an dieser Erfahrung und macht es das nächste Mal anders.

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