Letzter Zwischenstopp vor Rio

Zweibrücken · Morgen beginnt in Amsterdam die Leichtathletik-Europameisterschaft. Während LAZ-Speerwerferin Christin Hussong nach ihrem DM-Sieg noch auf Wolke sieben schwebt, bangt Stabhochspringer Raphael Holzdeppe um einen Startplatz für Rio.

 Voll konzentriert, aber ohne Druck geht Christin Hussong in ihre zweite Europameisterschaft. Ihr Ticket für Rio hat die LAZ-Speerwerferin bereits in der Tasche. Foto: Birkenstock

Voll konzentriert, aber ohne Druck geht Christin Hussong in ihre zweite Europameisterschaft. Ihr Ticket für Rio hat die LAZ-Speerwerferin bereits in der Tasche. Foto: Birkenstock

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Locker und gelöst wirkt Christin Hussong wenige Tage vor dem Beginn der Leichtathletik-Europameisterschaft in Amsterdam. Kein Wunder, der ganz große Druck, "abliefern zu müssen" ist schließlich weg. Durch den Sieg bei der DM vor zwei Wochen hat die Herschbergerin als einzige deutsche Speerwerferin ihr Olympia-Ticket nach Rio de Janeiro schon in der Tasche. Dahinter streitet das Trio Christina Obergföll, Katharina Molitor und Linda Stahl noch um die beiden übrigen Plätze. "Wir vier wollten alle den Titel. Dass es dann bei mir geklappt hat, ist sensationell. Und ehrlich gesagt bin ich erleichtert, dass ich jetzt dem ganzen Stress um die Norm aus dem Weg gehen kann", erzählt die Speerwerferin vom LAZ Zweibrücken , die ihre Bestweite auf 66,41 Meter steigerte.

Jetzt heißt es Kofferpacken für Christin Hussong, ihr Blick geht nach vorne. Morgen bricht die 22-Jährige auf nach Amsterdam. Das Olympiastadion wird Hussong am Donnerstag allerdings noch nicht von innen sehen. Die beiden Qualifikationswettkämpfe werden auf dem Museumplein ausgetragen, mitten im Zentrum von Amsterdam zwischen dem Rijks-, Van Gogh- und Stedelijk Museum. Pünktlich zum Finale am Samstag (ab 18.45 Uhr) zieht der Speerwurf-Tross um in das große Oval. Dort möchte sie am liebsten ihre Leistung von Kassel bestätigen, "einfach locker und unverkrampft werfen". Anders als vor zwei Jahren in Zürich, als sie bei ihrem EM-Debüt Siebte wurde, habe sie gelernt, mit ihrer Nervosität umzugehen. Die Ausgangssituation sei jetzt eine ganz andere. "Damals hatte ich vorher erst einen Wettkampf mit den ganzen großen Namen gehabt. Mittlerweile weiß ich, dass man keine Angst haben muss. Das nimmt die Aufregung und hilft einem, sich auf sich selbst zu fokussieren ", betont sie.

Eine wichtige Rolle nimmt dabei Vater Udo Hussong ein, der zugleich Christins Trainer ist. Er kam erst mit ihrem ersten Trainingstag zur Leichtathletik und unterstützt sie seitdem. "Das Vertrauensverhältnis zwischen uns passt einfach. Natürlich gibt es auch mal Streitereien, aber die sind genauso schnell verflogen, wie sie gekommen sind." Abseits des Sportplatzes ist der Speerwurf bei den Hussongs dann auch nur selten ein Thema. "Zu Hause wird nicht groß über den Sport geredet. Vielleicht funktioniert es deshalb so gut." Das Vater-Tochter-Gespann hat sich bewährt. Und beide wissen, dass harte Arbeit hinter Christins Erfolgen steckt. "Im Training baut Papa mich sukzessive auf, schaut, dass ich topfit bin, aber er übertreibt es nicht. Es gibt da nicht den einen großen Ausreißer, sondern es geht stetig nach oben."

Die Europameisterschaft in Amsterdam soll für Christin Hussong mehr als nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Rio werden. "Natürlich sind die Olympischen Spiele das Highlight, aber daran verschwende ich noch keine Gedanken. Jetzt zählt nur die EM." Dass sie plötzlich nicht mehr Jägerin sondern die Gejagte ist, stört sie nicht. Druck hätten eher die, die noch um ein Ticket für Rio kämpfen. "Ich will in Amsterdam einfach meine Weite von den Deutschen bestätigen. Was am dann am Ende dabei rauskommt, wird sich zeigen."

Holzdeppe unter Druck

 Raphael Holzdeppe läuft im Kampf um Olympia die Zeit davon. Foto: birkenstock/pma

Raphael Holzdeppe läuft im Kampf um Olympia die Zeit davon. Foto: birkenstock/pma

Foto: birkenstock/pma

Für Stabhochspringer Raphael Holzdeppe steht in Amsterdam sehr viel mehr als nur der EM-Titel auf dem Spiel. Dem früheren Weltmeister bleiben nur noch wenige Chancen, endlich die Norm für die Olympischen Spiele zu erfüllen. Denn am 12. Juli, zwei Tage nach dem letzten Tag der EM, wird das Olympia-Team bekannt gegeben. Bis dahin muss der Athlet des LAZ Zweibrücken die Norm von 5,70 Meter geschafft haben. Holzdeppe hatte sich im Februar beim Einspringen zu den Deutschen Hallenmeisterschaften am Sprunggelenk verletzt und sucht seitdem seine Form. Bei den Stabhochsprung-Classics in Leverkusen blieb der 26-Jährige ohne gültigen Versuch, in Landau war bereits bei 5,40 Metern Schluss.

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