Leidenschaft für Schach im Kriegslazarett entdeckt

Zweibrücken · In vielen Sportvereinen gibt es Urgesteine und Unikate, die mit Leib und Seele dabei sind. In loser Abfolge stellt der Merkur einige von ihnen vor. Heute im fünften Teil: Karl Kuchenbrod, Ehrenvorsitzender des Zweibrücker Schachklubs, der es sich auch mit 93 Jahren nicht nehmen lässt, hin und wieder bei den Aktiven auszuhelfen.

Sprechen ältere Schachfreunde in der Pfalz mit Sportlern des SK 1905 Zweibrücken , kommt irgendwann immer die Frage: "Spielt der Karl Kuchenbrod noch Schach?" Die Antwort lautet dann: "Ja, er spielt gelegentlich noch." Zwar trifft man Karl Kuchenbrod altersbedingt nicht mehr so oft bei Klubabenden oder Mannschaftskämpfen an wie all die Jahrzehnte zuvor, doch wegzudenken aus dem Sport ist der 93-jährige Ehrenvorsitzende des SKZ deswegen noch längst nicht. Wenn er in der Bezirksklasse-Mannschaft gebraucht wird, dann springt er zuweilen immer noch mit viel Freude ein - und das durchaus erfolgreich. Somit zählt Kuchenbrod zu den ältesten aktiven (Denk-)Sportlern in der Pfalz, wenn nicht sogar in ganz Deutschland.

Seine Liebe zum "königlichen Spiel" hatte Kuchenbrod während des Zweiten Weltkriegs in einem Lazarett im fernen Amerika entdeckt: "Mit gewissen Vorzügen ausgestattet, die eine Repatriierungskompanie bot, bekamen meine Kameraden und ich sogar Schachfiguren. Mein erster Schachpartner war nach meiner damaligen Meinung ein Großmeister, in Wahrheit spielte er jedoch nur wenig besser als ein Anfänger", blickt den Senior des SKZ mehr als sieben Jahrzehnte mit einem Schmunzeln zurück. Heimgekehrt nach Zweibrücken , schloss er sich Ende der 1940er-Jahre einer Gruppe von Schachfreunden an, die sich im "Zweibrücker Hof" traf. Einige dieser Spieler, die zunächst als Abteilung des damaligen VfR (heute VB) Zweibrücken erfolgreich an Mannschaftskämpfen in der Westpfalz teilgenommen hatten, waren am 29. November 1956 - vor fast genau 60 Jahren - an der Wiedergründung des SK 1905 Zweibrücken beteiligt. Karl Kuchenbrod war eines von 20 Mitgliedern bei diesem Neustart - und ist heute als einziger Akteur aus dieser Zeit noch mit dabei. "Ich war von Anfang an nicht nur Spieler, sondern auch Helfer in allen Bereichen", erzählt der 93-Jährige nicht ohne Stolz. Insgesamt 35 Jahre, von 1962 bis 1997, gehörte er dem Vorstand des Vereins an, zunächst als Jugendleiter - "das war meine schönste Zeit" -, später auch als Spielleiter und schließlich von 1985 bis 1997 als erster Vorsitzender. Nachdem er dieses Amt niedergelegt hatte, wurde das Urgestein - auf einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung hin - zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Weitere Auszeichnungen durch den Pfälzischen Schachbund und den Sportbund Pfalz (je Ehrennadeln Silber) folgten 2001 und 2004.

 Karl Kuchenbrod (Zweiter von links) bei einer Simultanveranstaltung gegen den Großmeister Wolfgang Unzicker beim 32. Pfälzischen Schachkongresses im Mai 1963 in der Zweibrücker Festhalle.Foto: Verein

Karl Kuchenbrod (Zweiter von links) bei einer Simultanveranstaltung gegen den Großmeister Wolfgang Unzicker beim 32. Pfälzischen Schachkongresses im Mai 1963 in der Zweibrücker Festhalle.Foto: Verein

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Aber Kuchenbrod lässt sich nicht auf sein großes ehrenamtliches Engagement reduzieren, mit dem er den SKZ nachhaltig geprägt hat. Auch als Spieler erwies er sich immer wieder als sehr wertvoll für "seinen" Verein. Viele Jahre lang gehörte er zum Stamm der ersten Mannschaft, mit der er zeitweise bis in die Regionalliga vorstoßen konnte. 1971 gewann er den Vereinspokal des SKZ, und später gab es auf Pfalzebene einige schöne Erfolge im Seniorenbereich. Höhepunkte waren zweifellos der Senioren-Pfalzmeistertitel im Jahr 1984 sowie die beiden Vizemeisterschaften 1985 und 1990 in der gleichen Turnierkategorie. "Ich habe dem Schachklub viele schöne Stunden zu verdanken", zieht das Urgestein des Vereins in der Rückschau eine sehr positive Bilanz. Seine Denksport-Kameraden, ob aus Zweibrücken oder der übrigen Pfalz, wünschen ihm von Herzen, das noch viele weitere hinzukommen.

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