Leichtathletik EM-Finalist Timo Port „ist der Hammer“

Zweibrücken · Hammerwerfer Timo Port von der VT Zweibrücken ist von der Junioren-EM in Israel zurückgekehrt. In Jerusalem gelang Port, was seit 35 Jahren kein VT-Athlet mehr geschafft hat. Am Wochenende startet der 16-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm.

 Die Vorsitzende der VT Zweibrücken, Gisela Alt, Trainer Jörg Zimmermann (von links) und die Leichtathletik-Abteilungsleiterin Bianca Grehl (rechts) beglückwünschen Hammerwerfer Timo Port nach dessen Rückkehr von der Junioren-EM in Jerusalem im Zweibrücker Westpfalzstadion zu Ports herausragender Leistung.

Die Vorsitzende der VT Zweibrücken, Gisela Alt, Trainer Jörg Zimmermann (von links) und die Leichtathletik-Abteilungsleiterin Bianca Grehl (rechts) beglückwünschen Hammerwerfer Timo Port nach dessen Rückkehr von der Junioren-EM in Jerusalem im Zweibrücker Westpfalzstadion zu Ports herausragender Leistung.

Foto: Mirko Reuther

Da stand Timo Port nun am Dienstagnachmittag in seinem Nationalmannschafts-Trikot im Zweibrücker Westpfalzstadion und wusste nicht so recht, wessen Hände er zuerst schütteln sollte. Der 16 Jahre alte Hammerwerfer der Vereinigten Turnerschaft Zweibrücken wurde von Teamkollegen und Vorstand seines Vereins beglückwünscht. Beglückwünscht zu einer Leistung, die seit 35 Jahren keinem Athleten der VT mehr gelungen war, wie die erste Vorsitzende Gisela Alt berichtete. Port hatte sich für die U18-Europameisterschaft der Leichtathleten in Jerusalem qualifiziert. Als Nummer 16 der Meldeliste zog er dort ins Finale der besten Acht ein und landete als einer der jüngsten Teilnehmer in seinem ersten U18-Jahr auf Rang sieben. „Herzlich Willkommen Timo, du bist der Hammer“, stand auf einem Transparent, das seine Teamkameraden für ihn gebastelt hatten.

„Ich bin mehr als zufrieden“, sagte Port zu seinem Abschneiden. In 68,71 Metern Entfernung zum Abwurfring war sein bester Versuch auf dem Rasen des Givat-Ram-Stadions in der israelischen Hauptstadt aufgeschlagen. Es war der zweitweiteste Wurf, der dem 16-Jährigen jemals gelungen war. Keiner der sechs Versuche Ports war ungültig. Martin Graßhoff, der zweite Vorsitzende der VT, fand es beinahe beängstigend, mit welcher Nervenstärke Port, der vor seinem Jerusalem-Abenteuer noch nie in einem Flieger gesessen hatte, bei seinem ersten großen Auftritt auf internationalem Parkett in der europäischen Spitze mitmischte. „Timo hat im Ring so eine Coolness ausgestrahlt“, schwärmte Graßhoff, der sich den Wettkampf wie auch Ports Trainer Jörg Zimmermann live im Internet angeschaut hatte. Ein surreales aber tolles Gefühl sei es gewesen „einen unserer Jungen bei einer Europameisterschaft auf dem Bildschirm zu sehen.“ Timo Port knüpfe damit an die jahrzehntelange Tradition der erfolgreichen VT-Hammerwerfer an, ergänzte Graßhoff.

Dass der Siegeswurf des neuen Junioren-Europameisters Iusuf Kesidis aus Zypern mit 78,92 Metern noch ein ganzes Stück vor Ports bestem Versuch landete, sieht dieser ganz gelassen. „Die Jungs auf den Medaillenrängen waren alle älter als ich. Bei denen hat man gesehen, dass sie schon ein bisschen mehr Krafttraining gemacht haben. Da waren sie mir voraus“, sagt Port. Und ergänzt: „Technisch habe ich in Jerusalem nichts gesehen, was die Konkurrenz viel anders macht als ich.“

Trotzdem habe er von der Europameisterschaft „natürlich ganz viel mitnehmen können. Zum Beispiel aus den Gesprächen mit den Trainern. Und wie ich die Nerven beruhige, wenn ich in einen Wettkampf gehe, der etwas Neues für mich ist.“

Doch auch abseits des rein Sportlichen konnte der junge VTZ-Athlet neue Erfahrungen sammeln. Die historische Stadt Jerusalem kennenzulernen war zwar nicht drin – denn die Delegation des Deutschen Leichtathletik-Verbandes kam aufgrund des Chaos am Frankfurter Flughafen zwei Tage später als geplant in Israel an. Doch Port konnte die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besuchen. „Die hat mich sehr beeindruckt“, berichtet der VT-Athlet, der nach seinem Wettkampf zumindest noch Gelegenheit hatte, seine Teamkollegen im Stadion anzufeuern. „Die Stimmung war riesig“, schwärmt der 16-Jährige, der nach seinem Jerusalem-Abenteuer und der Rückkehr nach Deutschland mental und körperlich aber „erstmal drei Tage platt“ war.

Doch schon am Montag nahm Port das Training wieder auf. Denn der nächste Höhepunkt wartet ja schon. Am Samstag um 11.30 Uhr beginnt nämlich sein Wettkampf bei den Deutschen Meisterschaften der U18 und U20 in Ulm. Port tritt bei der U18 an. Seine Bestweite von 69,27 Meter übertrifft die stärkste Leistung seines größten Konkurrenten – Mateo Körner von der LAG Obere Murg – um rund viereinhalb Meter. „Klar würde ich gerne den deutschen Meistertitel gewinnen – ich habe ja noch keinen“, flachst er. Und ergänzt ernster: „Ein Selbstläufer wird das nicht. Einer der Teilnehmer in Israel hatte eine Bestweite von über 75 Metern stehen. Aber in der Qualifikation hat er keinen gültigen Versuch hinbekommen. Es kann alles passieren“, weiß der VTZ-Athlet. Trotzdem würde er am liebsten schon in Ulm jenes große Ziel erreichen, das er in diesem Jahr noch abhaken will. Ein Wurf über 70 Meter. „Ich denke, ich kann jetzt schon einen raushauen, der so weit fliegt. Bis ich das konstant schaffe, wird es aber wohl noch ein bisschen dauern“, vermutet er. Martin Graßhoff ist sich sicher, dass der EM-Finalist diese Marke bald knacken wird. „Timo ist fleißig, nervenstark und hat eine ganze Menge Talent. Wenn man seine Leistungssprünge sieht, habe ich daran keinen Zweifel“, sagt der zweite Vorsitzende.

Je weiter Port wirft, desto größer wird aber eine Sorge der Vereinigten Turnerschaft. Weil der 16-Jährige mittlerweile droht die an das Westpfalzstadion angrenzende Tennishalle zu treffen, muss der Wurfring auf dem Werferplatz an seinen ursprünglichen Ort zurückverlegt werden. Die Stadt hat dem bereits zugestimmt. „Jetzt hoffe ich, dass das auch bald passiert, sonst wird es eng“, sagt Gisela Alt und schmunzelt. Auch sie weiß: Timo Port ist eben einfach der Hammer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort