LAZ Zweibrücken Windlotterie unter Applaus der Warnblinker

Düsseldorf/Zweibrücken · Die Atmosphäre beim ersten Leichtathletik-Wettkampf des Sommers mit Zuschauern im Düsseldorfer Autokino war besonders. Wenn die Stabhochspringer auch nicht mit Topleistungen aufwarteten. Der Zweibrücker Raphael Holzdeppe blieb bei schlechtem Flugwetter ohne gültigen Versuch.

 Anlauf vor der ungewöhnlichen Autokino-Kulisse – für LAZ-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe war die windige Flight Night in Düsseldorf am Freitag nach drei Versuchen allerdings schnell beendet.

Anlauf vor der ungewöhnlichen Autokino-Kulisse – für LAZ-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe war die windige Flight Night in Düsseldorf am Freitag nach drei Versuchen allerdings schnell beendet.

Foto: Birkenstock/Wolfgang Birkenstock

Man hätte meinen können, es war ein gebrauchter Abend für Raphael Holzdeppe. Bei der Flight Night im Düsseldorfer Autokino am Freitag, seinem ersten Wettkampf nach achteinhalb Monaten, war für den Stabhochspringer des LAZ Zweibrücken bereits bei seiner hoch gewählten Einstiegsmarke von 5,40 Metern Schluss. Nach seinem dritten ungültigen Versuch verabschiedete sich Holzdeppe dennoch winkend und lächelnd von den rund 500 Zuschauern in ihren 230 Autos, die dies mit tanzendem Scheinwerferlicht, Warnblinklichtern und einem Hupkonzert erwiderten. Die Höhe, der sportliche Wert der Veranstaltung, die nicht als offizieller Wettkampf gewertet wird, waren für den Zweibrücker aber ohnehin nicht das wichtigste an diesem Abend. „Ich bin einfach nur froh, wieder die Möglichkeit zu bekommen, gegen jemand anderes als meine Trainingspartner zu springen“, schrieb er vor Beginn der Flugshow via Instagram. Letztmals tat er dies im WM-Finale von Doha am 1. Oktober 2019, als er mit 5,70 Metern Sechster wurde.

„Vor den Restriktionen im März, als dann Olympia verschoben wurde, da hatten wir zwar gehofft, dass in diesem Sommer noch irgendwelche Wettkämpfe stattfinden können, dass das dann schon im Juni passiert, damit hätte ich allerdings nicht gerechnet“, sagte der 30-Jährige nach dem Wettkampf im Gespräch mit der veranstaltenden Agentur Sportstadt Düsseldorf. „Dass dann auch noch Zuschauer mit dabei sein können – dafür mach ich diesen Sport, einfach genial“, fand der LAZ-Athlet lobende Worte für die Veranstaltung in der ganz besonderen Atmosphäre.

Die in der Nacht von Freitag auf Samstag allerdings nicht mit den besten Bedingungen belohnt wurde. Spektakulär sahen die Höhenflüge in Richtung der dunklen Wolken am Nachthimmel, bei denen die Abblendlichter und Warnblinker der Autos unten am Boden immer kleiner wurden, allemal aus. Doch unwetterartige Windböen, die die Sprunganlage ordentlich zum Wackeln brachten, machten den Athleten zu schaffen – und sorgten sogar für eine knapp halbstündige Wettkampfunterbrechung.

Raphael Holzdeppe, der als letzter Springer bei immer schlechter werdenden Bedingungen in den Wettbewerb eingestiegen war, hat der Wind von Beginn an „einen Strich durch die Rechnung gemacht“. So erkannte auch Co-Kommentator Björn Otto, Olympia-Zweiter von 2012, vor dem zweiten Versuch des Zweibrückers dessen größten Gegner des Abends: „Holzdeppes Problem sind nicht die 5,40 Meter, sondern die Bedingungen.“ Und er behielt Recht. Wenn der Wind im dritten Anlauf auch etwas abflachte, so war es für den Weltmeister von 2013 dennoch schwer, den Stab beim Anlauf zu kontrollieren. Er tauchte unter der Latte durch – und konnte die letzten Sprünge der Konkurrenz nun vom Rand aus verfolgen. „Sein Lächeln hat er aber nicht verloren“, sagte der ehemalige Sechs-Meter-Springer Björn Otto nach dem dritten Fehlversuch von Holzdeppe.

Mit Wind und Wetter am besten zurecht kam in Düsseldorf der Siegerländer Torben Blech von Bayer Leverkusen. Er überquerte als einziger Springer in dem Sechser-Feld die 5,55 Meter. Bei den 5,65 haderte der 25-Jährige mit seinem Anlauf, bei dem die Zuschauer über ihre Autoradios stets „I wanna dance with somebody“ von Whitney Houston zu hören bekamen. „Ein typisches Phänomen des ersten Wettkampfs, da passt noch nicht alles“, erklärte der Gewinner des ungewöhnlichen ersten Events des Leichtathletik-Sommers mit Publikum. Die einzigen Konkurrenten, die Blech bei 5,55 Metern noch Paroli hätten bieten können, waren seine Vereinskollegen Bo Kanda Lita Baehre und Philip Kass. Beide scheiterten jedoch drei Mal und mussten sich mit 5,40 Metern begnügen. So blieb Torben Blech der einzige Springer, dem nach Wiederbeginn des Wettkampfs nach Blitz und Donner überhaupt noch ein gültiger Sprung gelang. Beim niederländischen Rekordhalter Menno Vloon, der auch schon die Zuschauer beim Zweibrücker Himmelsstürmer-Cup mit seinen Höhenflügen und guter Laune erfreute, lief nach der wetterbedingten Unterbrechung nicht mehr viel zusammen. So musste sich der 26-Jährige, der auf der Anlage im heimischen Garten seines Trainers Christian Tamminga in der Corona-Zwangspause im April 5,61 Meter überquert hatte, in Düsseldorf wie auch Holzdeppes Trainingskollege Karsten Dilla (Bayer Leverkusen) mit 5,20 Metern zufrieden geben.

An einem Abend, an dem die Leistungen corona- und wetterbedingt eigentlich zur Nebensache wurden, hatten die Zuschauer, unter ihnen auch der ehemalige Sechs-Meter-Springer Tim Lobinger, dennoch ihren Spaß. Zudem diente der Event einem guten Zweck, für den Lobinger Pate stand. Durch Spenden und die Aufstockung des Betrags durch den Hauptsponsor (PSD Bank) kamen 17 000 Euro für die Kinderkrebshilfe des Uniklinikums Düsseldorf zusammen. Von einem gebrauchten Abend kann da niemand sprechen. Auch nicht Raphael Holzdeppe, der sich nach diesem ersten Schritt in diese ungewöhnliche Sommersaison sicher auf weitere Wettkämpfe freuen und vorbereiten kann. Auch, wenn man das derzeit ja nie lange planen könne.

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