LAZ Zweibrücken Ein kleiner, aber „wichtiger“ Saisonhöhepunkt

Zweibrücken · Mit zweimonatiger Verspätung kämpfen die Leichtathleten am Wochenende um die deutsche Meisterschaft. Mit gleich zwei Titelverteidigern, Christin Hussong und Raphael Holzdeppe, ist das LAZ Zweibrücken in Braunschweig vertreten.

 Das LAZ schickt mit Stabhochspringer Raphael Holzdeppe und Speerwerferin Christin Hussong gleich zwei Titelverteidiger ins DM-Rennen.

Das LAZ schickt mit Stabhochspringer Raphael Holzdeppe und Speerwerferin Christin Hussong gleich zwei Titelverteidiger ins DM-Rennen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Es war ein nervenzehrender Frühsommer für die Leichtathleten. Lange war unklar, ob überhaupt Wettkämpfe stattfinden werden. Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 schien es zeitweise undenkbar, dass sich die Sportler in dieser Saison überhaupt zum Kräftevergleich in den Stadien treffen werden. Ein paar Meetings haben aber auch die Spitzenathleten des LAZ Zweibrücken mittlerweile hinter sich. An diesem Wochenende nun werden die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig nachgeholt. Ursprünglich waren diese für Anfang Juni angesetzt. Doch Corona wirbelte einiges durcheinander. So werden die nationalen Titelkämpfe plötzlich zum Saisonhöhepunkt. Und das LAZ Zweibrücken schickt dort mit Speerwerferin Christin Hussong und Stabhochspringer Raphael Holzdeppe gleich zwei Titelverteidiger ins Rennen.

„Hätte es die Deutschen nicht gegeben, hätte ich die Saison vielleicht gar nicht fortgesetzt. Es ist schon wichtig, dass wir zumindest so einen kleinen Höhepunkt haben“, macht Christin Hussong den Stellenwert der nationalen Titelkämpfe in diesem Jahr klar. „Sonst war die DM immer ein Teil des Weges zum großen Ziel. Aber ich bin nicht traurig, dass die Deutschen jetzt das Highlight des Jahres sind, sondern froh, dass es sie überhaupt geben kann“, sagte auch Raphael Holzdeppe im Gespräch mit dem „Kicker“. Es sei einfach nur wichtig, in diesem Jahr überhaupt Wettkämpfe bestreiten zu können. „Klar hätten wir uns das diese Saison alle anders gewünscht, aber man muss es nehmen, wie es ist, und dann im Winter eine gute Vorbereitung machen – wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass Olympia im kommenden Jahr stattfindet“, betont die Speerwurf-Europameisterin.

Die DM ist auf diesem Weg ein kleines Zwischenziel. Bei dem die Herschbergerin ihren dritten Titel in Folge sichern kann – und will. Im vergangenen Jahr setzte sich die 26-Jährige in Berlin mit 65,33 Metern – und fast sieben Metern Vorsprung – ganz souverän durch. Ärgste Konkurrentin am Samstag dürfte Annika Marie Fuchs (SC Potsdam) sein. Die U23-Europameisterin hat eine Bestmarke von 63,68 Metern stehen.

Eine gute Weite soll für Chistin Hussong neben dem nächsten Titel auch am Samstag rausspringen. „Ich weiß, was ich drauf habe – und das möchte ich zeigen.“ Welche Weite derzeit drin ist, was sie sich in Braunschweig erhofft, „will ich im Vorfeld nicht sagen, um mich auch nicht unter Druck zu setzen – aber ich weiß, dass ich noch mehr drauf habe, als ich bisher gezeigt habe.“ Mit 64,10 Metern aus Luzern führt die LAZ-Werferin, die eine Bestmarke von 67,90 Metern stehen hat, derzeit die deutsche Jahresbestenliste an. Das reicht der stets ehrgeizigen Athletin nicht. Die bisherigen Wettkämpfe seien „okay“ gewesen. „Auch die 64,10 Meter waren in Ordnung. Aber ich weiß einfach, dass noch mehr geht – deshalb bin ich da nie ganz zufrieden.“ Das würde auch nicht ihrem Naturell entsprechen. Würde sich die WM-Vierte des Vorjahres mit diesen ordentlichen Weiten einfach zufrieden geben, „dann bräuchte ich auch nicht mehr weiter zu werfen“, erklärt sie ganz nüchtern. Mit ein Grund dafür, dass es in dieser ungewöhnlichen Sommersaison noch nicht ganz nach ihren Wünschen lief, liegt auch an technischen Umstellungen, die die Herschbergerin gemeinsam mit Vater und Trainer Udo Hussong in der Corona-Zeit, in der noch keine Meetings stattfanden, vorgenommen hat. „Es war ganz gut, dass wir das so machen konnten. Es hat jetzt Zeit, das bis nächstes Jahr zu festigen.“ Aber sie brauche nun die Wettkämpfe, „um Sicherheit da reinzubringen – im Hinblick auf 2021.“ Bis zu dem nächsten ganz großen Ziel: den Olympischen Spiele in Tokio.

Mit diesen im Hinterkopf reist auch Raphael Holzdeppe nach Braunschweig. Während Hussong mit guten Vorleistungen zur DM fährt, lief es für ihren Teamkollegen in diesem Sommer noch nicht ganz so rund. Salto nullo beim Showspringen im Düsseldorfer Autokino im Juni, 5,36 Meter beim Heim-Meeting in Zweibrücken und auch die DM-Generalprobe am Mittwochabend in Finnland lief nicht wie erhofft. In Espoo scheiterte der 30-Jährige drei Mal an seiner Einstiegshöhe. „Scheint so, als wäre das wieder eine dieser Saisons, in der ich Geduld haben muss“, schrieb der Weltmeister von 2013 gleich nach dem Wettkampf via Instagram. „Aber ich fühle mich gut und bereit, höher zu springen“, betont er vor dem nationalen Kräftemessen mit seinen Konkurrenten um Bo Kanda Lita Baehre (Bayer Leverkusen), der am vergangenen Wochenende seine Bestleistung von 5,72 Meter einstellte und Torben Blech (Leverkusen), der in diesem Sommer 5,62 Meter überflogen hat. Obwohl Holzdeppe in seinen Sprüngen noch die Sicherheit fehlt, er noch zur „Routine zurückfinden“ muss, ist sein Ziel für Sonntag ganz klar: „Ich möchte meinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich verteidigen.“ In Berlin setzte sich der Zweibrücker 2019 nach einem Pokerspiel mit 5,76 Metern knapp vor Lita Baehre durch. Ein besonderer – und zugleich seltsamer – Wettkampf wird die DM sicher für Holzdeppes Trainingskollegen in Zweibrücken, Karsten Dilla. Der 31-Jährige, der für Bayer Leverkusen startet, beendet in Braunschweig seine Karriere – und das vor leeren Rängen.

Denn Zuschauer sind nicht zugelassen, insgesamt dürfen sich immer nur 999 Personen gleichzeitig im Stadion aufhalten, spätestens eine Stunde nach Wettkampf müssen die Athleten und Betreuer raus sein. Ob diese besonderen Umstände Einfluss auf die Leistung haben könnten, damit will sich Christin Hussong nicht auseinandersetzen. „Wenn ich vorher noch anfange, mich mit den äußeren Bedingungen zu beschäftigen, dann brauche ich gar nicht erst hinzufahren. Ich bin auf mich fokussiert, nehme die Situation an, wie sie ist und probiere einfach meine Bestleistung abzurufen.“ Gelingt ihr das, dann dürfte auch dem nächsten Titel nichts im Wege stehen.

 Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken.

Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken.

Foto: Svenja Hofer

Die beiden weiteren potenziellen DM-Kandidaten des LAZ Zweibrücken müssen in diesem Jahr passen. Stabhochspringer Daniel Clemens hatte zuletzt mit den Folgen seiner Weisheitszahn-Entfernung zu kämpfen. Und auch Sprinterin Sina Mayer hat nach einer Leisten-Operation vor knapp zehn Wochen noch keinen Wettkampf bestritten.

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