Fußball-Regionalliga Südwest Der Spätstarter ist nun auf Augenhöhe

Homburg · Erst im Alter von 15 Jahren wurde Krystian Wozniak zum Torwart ausgebildet. Der Scout, der sein Talent entdeckte, hatte eigentlich einen anderen Schlussmann im Blick. Nun hat der Pole vorerst David Salfeld im Tor des Fußball-Regionalligisten FC Homburg verdrängt.

Glänzt mittlerweile nicht nur im Training: Der Pole Krystian Wozniak steht seit drei Ligaspielen beim Regionalligisten FC Homburg anstelle von David Salfeld zwischen den Pfosten. Erst mit 15 Jahren begann seine Ausbildung zum Torhüter – nach eigenem Bekunden, weil er für das Feld zu schlecht war. 
  Foto: Hagen

Glänzt mittlerweile nicht nur im Training: Der Pole Krystian Wozniak steht seit drei Ligaspielen beim Regionalligisten FC Homburg anstelle von David Salfeld zwischen den Pfosten. Erst mit 15 Jahren begann seine Ausbildung zum Torhüter – nach eigenem Bekunden, weil er für das Feld zu schlecht war. Foto: Hagen

Foto: Markus Hagen

Des einen Freud, des andere Leid: Als David Salfeld, Torwart des Fußball-Regionalligisten FC Homburg, beim Ligaspiel seiner Grün-Weißen Ende Oktober bei der SG Sonnenhof Großaspach krankheitsbedingt passen musste, rückte Krystian Wozniak zwischen die Pfosten. Aus der Übergangs-, könnte nun eine Dauerlösung geworden sein. Denn der 24-Jährige, der vor der Runde vom West-Regionalligisten Borussia Dortmund II kam, machte seine Sache so gut, dass er auch in den folgenden Partien das Tor der Homburger hütete.

Dabei glückte Wozniak – zumindest auf dem Papier – kein Einstand nach Maß. In Großaspach kassierte er drei Gegentore (Endstand: 3:3). Die gehörten allerdings zur Kategorie „Unhaltbare“. Wozniak zeigte mehrere starke Paraden und überzeugte so auch Timo Wenzel. „Wir waren uns im Trainerteam einig, dass Krystian seine Sache sehr ordentlich gemacht hat“, sagt der FCH-Übungsleiter. „Drei Gegentore – meinen Einstand hatte ich mit natürlich anders vorgestellt“, sagt Wozniak. „Ich hätte gerne die Null gehalten.“ Sein Wunsch ging dann aber schon in der folgenden Partie gegen den VfB Stuttgart II in Erfüllung. Auch wenn der FCH bei dem torlosen Remis erneut die Punkte mit dem Gegner teilen musste. Im letzten Ligaspiel beim FSV Frankfurt musste der Schlussmann dann zwar wieder hinter sich greifen, der FCH gewann aber mit 3:1. Ein wenig geärgert hat sich der 24-Jährige indes über die beiden Gegentreffer beim 5:2-Sieg im Saarlandpokal letzte Woche beim Oberligisten Diefflen. „Total unnötig“ fand Wozniak die Tore. Wohl wissend, dass sich seine Mannschaft derlei Nachlässigkeiten im Viertelfinale nicht erlauben kann. Dann empfängt der FCH im Waldstadion nämlich Drittligist und Saar-Rivale 1. FC Saarbrücken.

Diese Partie findet aber erst im März 2022 statt. In der Liga steht den Grün-Weißen jetzt schon ein hammerhartes Programm bevor. Am Samstag um 14 Uhr empfängt der FCH den seit 15 Spielen ungeschlagenen Tabellendritten Elversberg. Eine Woche später steht erneut zu Hause das erste Rückrundenspiel gegen den Vierten Kickers Offenbach auf dem Programm. Und am 4. Dezember muss der FCH auswärts beim Tabellenführer SSV Ulm ran.

Den schweren Partien blickt Wozniak aber positiv entgegen. Er verweist auf die Erfolge des FCH gegen die damaligen Tabellenführer FSV Mainz II (2:1) und TSV Steinbach-Haiger (1:0). „Die Gegner, die oben mitspielen, liegen uns, wir müssen aber stabiler werden“, nennt der 24-Jährige die größte Baustelle seines Teams. Nach schwachen Saisonstart mit fünf Spielen ohne Sieg gewann der FCH fünf Partien in Serie, nur um ausgerechnet gegen das damalige Schlusslicht Balingen wieder zu verlieren.

Eine ähnliche Achterbahnfahrt hat auch die ungewöhnliche Karriere des 24-Jährigen hingelegt. Erst im Alter von 14 Jahren schloss sich der Pole dem Club Warta in seiner Heimatstadt Posen an. Dort kam er allerdings gar nicht zum Einsatz. „Ich war einfach zu schlecht im Feld“, schmunzelt der 24-Jährige, der damals zudem noch andere Sportarten, unter anderem Karate ausübte – und den Fußball „nur mal ausprobieren“ wollte. Nach rund einem Jahr endete seine Laufbahn scheinbar, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Wozniak hörte bei Warta Posen auf und kickte nur noch aus reiner Freude. „Während der EM 2014 gab es in Posen kleine Fußballfelder mit Bande für Hobby-Spieler“, erinnert er sich. Dort stand Wozniak dann erstmals auch zwischen Pfosten – und fand darin seine Berufung. „Das hat richtig Spaß gemacht. Sich auf den Boden zu schmeißen und die Bälle abzuwehren.“

Mit 15 Jahren kehrte er zu Warta Posen zurück – nun allerdings als Schlussmann und wurde endlich auch torwartspezifisch ausgebildet. In der U17 von Warta setzte er sich als Stammkeeper des jüngeren Jahrgangs durch. Und dann ging alles ganz schnell. Bei einem Lokalderby gegen den Stadtrivalen Lech überzeugte er einen Scout – der „eigentlich gekommen war, um den Torwart des Gegners zu beobachten“, berichtet Wozniak.

Mit 17 Jahren verließ er seine Heimat Polen, wohnte zunächst drei Monate bei seinem Berater, lernte Deutsch und suchte einen Verein. Als Gastspieler trainierte er in den Nachwuchsteams des MSV Duisburg, von Rot-Weiß Essen und Fortuna Düsseldorf mit. Sein erster Club in Deutschland wurde aber Eintracht Braunschweig, für deren U19 er ab 2015 zwischen den Pfosten stand. Im Aktivenbereich stieß er schließlich über die Stationen Rot-Weiß Oberhausen und FC Schalke 04 II zur zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund – und stieg mit den Gelb-Schwarzen aus der Regionalliga in die 3. Fußball-Liga auf. Doch dort fand er sich dann auf der Bank wieder. Mit seiner Situation unzufrieden unterschrieb er einen Einjahresvertrag in Homburg. 

Dass er in der Saarpfalz nun die unumstößliche Nummer eins ist, möchte sein Trainer nicht bestätigen. Aber: „Er ist auf Augenhöhe mit ‚Sali’ (David Salfeld) und hat sich bisher hervorragend verkauft“, sagt Timo Wenzel: „Vorerst wird er weiter in der Startelf stehen.“

Und das ist doch gar nicht schlecht für einen Schlussmann, der erst mit 15 Jahren sein Handwerk lernte – und das auch nur, weil er im Feld für zu schwach befunden wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort