Hallen-DM Konkurrenz rüttelt an Holzdeppes Thron

Zweibrücken · Der Stabhochsprung der Männer könnte zu einem der Höhepunkte der Deutschen Hallenmeisterschaften werden. Titelverteidiger Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken geht nach einer starken Vorleistung als Favorit in den Wettbewerb, sein Teamkollege Daniel Clemens rechnet sich Medaillenchancen aus. Doch die nationale Konkurrenz ist in diesem Jahr so eng zusammen wie schon lange nicht mehr.

 Der Gejagte: Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im vergangenen Jahr in Leipzig sicherte sich Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken mit 5,68 Metern seinen ersten Titel.

Der Gejagte: Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im vergangenen Jahr in Leipzig sicherte sich Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken mit 5,68 Metern seinen ersten Titel.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Mit breiter Brust fährt Stabhochspringer Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken am Wochenende zu den Deutschen Hallenmeisterschaften nach Dortmund. Seine Krise, die ihn gerade im vergangenen Sommer immer wieder ausbremste, hat der Titelverteidiger überwunden. Um die Favoritenrolle kommt Holzdeppe nicht herum. Denn so hoch wie er ist in dieser Saison noch keiner seiner nationalen Rivalen gesprungen. Vor zwei Wochen überquerte der 28-Jährige beim Indoor-Meeting in Karlsruhe 5,88 Meter, was zwischenzeitlich sogar Weltjahresbestleistung bedeutete. „Ich habe auf jeden Fall gezeigt, dass ich wieder da bin“, sagte er anschließend. Mittlerweile ist der LAZ-Athlet diesen inoffiziellen Titel wieder los: Weltrekordler Renaud Lavillenie aus Frankreich meisterte am Samstag 5,90 Meter, und der Pole Piotr Lisek nutzte am Donnerstag sein Heimspiel beim Meeting in Torun, um noch einen Zentimeter draufzupacken und mit 5,91 Metern die Bestenliste anzuführen.

Eigentlich hatte sich auch Raphael Holzdeppe für dieses Meeting angekündigt. Doch der Ex-Weltmeister verzichtete ebenso auf einen Start, wie schon vor einer Woche beim Hallenstürmer-Cup in Zweibrücken. „Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, ich will einfach keine Verletzung riskieren“, begründete Holzdeppe die kurzfristige Absage. Aufgrund von muskulären Problemen in der rechten Wade hatte er in Absprache mit Trainer Andrei Tivontchik die Stäbe bei seinem Heimwettkampf gar nicht erst ausgepackt.

Dass er „richtig gut drauf“ ist, hatte der Olympia-Dritte von 2012 in den letzten Tagen immer wieder betont. „Das ist ein gutes Gefühl, bei einem Wettkampf wieder in diese Höhen zu fliegen“, sagte er nach seinem Riesensatz in Karlsruhe über 5,88 Meter. Denn zwei große Ziele hat Holzdeppe in dieser Hallensaison noch. Am Sonntag (ab 13.45 Uhr) will er in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Mit 5,68 Metern ließ der Zweibrücker vor zwölf Monaten Florian Gaul (VfL Sindelfingen/5,58m) und Malte Mohr (TV Wattenscheid/5,48m) hinter sich. In Dortmund geht es für Raphael Holzdeppe aber nicht nur um seinen zweiten nationalen Hallentitel, sondern auch um den letzten Feinschliff für die Hallen-Weltmeisterschaften vom 1. bis 3. März. Die geforderte Norm von 5,78 hat der LAZ-Sportler bereits in der Tasche. Für den Freiluft-Weltmeister von 2013 wird Birmingham eine Premiere: Eigentlich unvorstellbar, aber Holzdeppe nahm noch nie an einer Hallen-WM teil.

Mit seinem Teamkollegen Daniel Clemens hat das LAZ Zweibrücken in Dortmund noch ein zweites heißes Eisen im Feuer. Nachdem der 25-Jährige im vergangenen Jahr noch mit den Nachwehen seiner Fußverletzung zu kämpfen hatte, kommt er immer besser in Schwung. Bis zum Hallenstürmer-Cup hatte sich der Käshofer von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert. Bei einem Meeting in Luxemburg übersprang er Anfang Februar erstmals wieder 5,50 Meter, in Zweibrücken war bei 5,40 Metern Schluss.

Was aber auch an einigen Experimenten mit dem Material lag. „Da habe ich einen härteren Stab genommen und auch was probiert“, hatte Clemens erklärt. „Wenn es nächste Woche mit den harten Stäben dann klappt, ist das doch super.“ Der Hallenstürmer-Cup sei da ein „guter Wegweiser“ für die DM gewesen, für die sich Daniel Clemens einiges vorgenommen hat. „Ich glaube, dass das Feld ziemlich offen ist und die Tagesform über die Medaillen entscheiden wird. Und wenn ich einen guten erwische, warum sollte dann nicht auch ich dazugehören.“

 Auch Holzdeppes Teamkollege Daniel Clemens will in Dortmund im Kampf um die Medaillen ein Wörtchen mitsprechen.

Auch Holzdeppes Teamkollege Daniel Clemens will in Dortmund im Kampf um die Medaillen ein Wörtchen mitsprechen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Zum Kreis der Medaillenkandidaten zählt auch Karsten Dilla, der seit vergangenem Oktober in Zweibrücken wohnt und unter Bundestrainer Andrei Tivontchik trainiert, aber weiterhin für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet. Als Saisonbestleistung hat der 28-Jährige 5,60 Meter stehen. Genau wie Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen), den viele als Holzdeppes ärgsten Konkurrenten im Kampf um den DM-Titel sehen. Bei den Freiluftkämpfen im vergangenen Sommer hatte der erst 19-jährige Shootingstar der Stabhochsprungszene den Zweibrücker bereits geschlagen. Beim Hallenstürmer-Cup vor einer Woche enttäuschte Bo Kanda Lita Baehre allerdings. Nach drei ungültigen Versuchen über seine Einstiegshöhe war der Wettkampf schnell beendet. Ebenfalls Hoffnungen auf Medaillen machen sich auch sein Clubkollege Tobias Scherbath (Deutscher Meister 2015) und der dreifache Titelträger (2010, 2011, 2014) Malte Mohr, der zuletzt in Zweibrücken mit 5,40m Vierter wurde. Und ein Newcomer könnte für eine Überraschung sorgen: Der 22 Jahre alte Hesse Gordon Porsch überquerte am vorigen Sonntag in Sindelfingen 5,61 Meter.

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