Kombinierer brechen Goldfluch

Falun · Die Nordischen Kombinierer haben es geschafft. Nach 28 Jahren haben sie in Falun wieder einen Weltmeistertitel im Team-Wettbewerb geholt. Eine verschworene Truppe bestritt einen fast perfekten Wettkampf.

Im goldenen Sonnenuntergang lagen sich Deutschlands Nordische Kombinierer glücklich in den Armen und feierten das Ende des Gold-Fluchs nach 28 Jahren. Tino Edelmann, Eric Frenzel , Fabian Rießle und Johannes Rydzek haben gestern dank einer taktischen Meisterleistung erstmals seit 1987 in einem Mannschaftswettbewerb triumphiert und damit eine fast endlos scheinende Negativserie beendet. "Jetzt haben wir einen historischen Moment", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann nach dem Sieg vor Norwegen und Frankreich.

"Emotional war das der Wahnsinn. Ich bin am Ende fast verrückt geworden", jubelte Edelmann. Bundestrainer Hermann Weinbuch lobte seine Schützlinge: "Das war weltmeisterlich, ich bin sprachlos."

Die Last, die den deutschen Kombinierern im Moment des Zieldurchlaufs des neuen Doppel-Weltmeisters Johannes Rydzek von den Schultern fiel, war riesengroß. Als der Oberstdorfer auf die Zielgerade einbog, knieten seine Teamkollegen und warteten auf den Allgäuer. Und der hatte sogar noch die Zeit, zwei Meter vor der Ziellinie eine kleine Deutschlandfahne zu schnappen, ehe er unter lautem Gebrüll den Triumph perfekt machte. Im Stadion-Innenraum stimmten die Techniker Siegeshymnen an. Das Trainer-Trio Weinbuch, Ronny Ackermann und Kay Bracht lag sich lachend in den Armen, auch die eine oder andere Träne verdrückten sie.

Zuvor hatte sich ein Krimi entwickelt. Nach dem Springen betrug der Vorsprung nur vier Sekunden vor Japan. Die Olympiasieger aus Norwegen hatten angesichts von lediglich 28 Sekunden Rückstand bereits gejubelt und sich ihres neuerlichen Erfolges (zu) sicher gefühlt. Denn Weinbuch verordnete seinen Jungs eine kluge Taktik, die von jedem des Quartetts zu 100 Prozent umgesetzt wurde. Er kam aus den Lobeshymnen auf seine Helden gar nicht mehr heraus. "Es war einfach großartig. Ich bin so stolz. Sie sind perfekt gesprungen und noch besser gelaufen", meinte der Bayer aus Oberaudorf. Edelmann, der bei der Jubelarie einen Ski ins Gesicht bekam und einen kleinen Cut auf der Stirn davontrug, holte beim zweiten Anstieg zum Mörderbakken vorentscheidende Sekunden gegen den Norweger Magnus Moan heraus.

Frenzel baute das Polster gegen den überragenden Springer Havaard Klemetsen aus. Mit diesem Pfund hielt auch Rießle den als "Überläufer" betitelten Mikko Kokslien in Schach, auch wenn der Vorsprung etwas schmolz.

Doch Rydzek, der innerhalb von zwei Tagen nun zweimal Weltmeister wurde, wuchs erneut über sich hinaus. Der zweimalige Olympiasieger Jörgen Graabak hatte auf den fünf Kilometern nicht die Spur einer Chance und gab frühzeitig auf. "Es war so kitschig, bei Sonnenuntergang mit der deutschen Fahne ins Ziel zu laufen", meinte der Oberstdorfer im Freudenrausch und genoss diesen Augenblick wie seine Teamkollegen.Severin Freund genoss die Krönung eines fast perfekten WM-Wochenendes: 24 Stunden nach Silber im Einzel ließ Freund im Mixed das ersehnte Gold folgen. "Wahnsinn, besser hätte es zu Beginn kaum laufen können", sagte Freund, der nach der Vorlage von Einzel-Weltmeisterin Carina Vogt, Richard Freitag und Katharina Althaus gestern den Triumph im gemischten Teamwettbewerb perfekt machte. Mit 917,9 Punkten holte das Quartett vor Norwegen (915,6) und Titelverteidiger Japan (888,3) Gold .

Mann des Abends vor der enttäuschenden Kulisse von nicht einmal 500 Zuschauern war wieder einmal der überragende Freund. Vor dem letzten Sprung des Wettkampfs lag das DSV-Quartett gerade einmal 0,6 Punkte vor Norwegen . Doch anders als am Samstag behielt der Niederbayer im Duell mit Weltmeister Rune Velta diesmal die Nase vorn. 24 Stunden zuvor war ihm Gold noch um Haaresbereite verwehrt geblieben. Ganze 0,4 Zähler lag er im Einzel hinter Überraschungs-Sieger Velta. Im Mixed gelang Freund mit 97 Metern nicht nur der weiteste Sprung des Tages, sondern auch der Schanzenrekord.

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