Kiel gewinnt furioses Finale

Kiel · Mit dem knappsten Vorsprung der Bundesliga-Geschichte hat der THW Kiel seinen 19. Meistertitel gewonnen. Mit zwei Toren Vorsprung verwies er die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen auf Platz zwei.

Nach dem irren Wettwerfen um den Titel und der spannendsten Entscheidung in der Geschichte der Handball-Bundesliga war wieder alles beim Alten. Die Spieler des THW Kiel hüpften losgelöst durch die Halle, übergossen sich mit Sektduschen. Gut 400 Kilometer entfernt hockten in Gummersbach die Akteure der Rhein-Neckar Löwen mit Handtüchern über dem Kopf auf dem Boden und vergossen Tränen der Enttäuschung. Der Traum von der ersten deutschen Meisterschaft war zerplatzt wie eine Seifenblase.

"Ich bin total leer, am Boden zerstört. Wir haben eine tolle Saison gespielt und hätten es verdient gehabt", sagte der mit 15 Toren überragende Nationalspieler Uwe Gensheimer nach dem 40:35-Erfolg der Löwen in Gummersbach - der am Ende dieser verrückten Saison einer schlimmen Pleite gleichkam. Denn nach 34 Spielen wies der punktgleiche Rekordmeister Kiel, der den Pokalsieger Füchse Berlin beim 37:23 überrollte, die um zwei Treffer bessere Tordifferenz auf.

Die Übergabe der Kopie der Meistertrophäe - das Original hatte die Liga-Spitze nach Gummersbach geschickt - war der Startschuss zur großen Party an der Förde. "Ich kann es noch gar nicht glauben", stammelte Führungsspieler Filip Jicha beim Empfang auf dem Rathausbalkon nach dem insgesamt 19. Meistertitel des Rekord-Champions. Rund 15 000 Anhänger jubelten dem THW zu. "Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, auf den Willen, wie sie gekämpft hat", sagte ein sichtlich gerührter Trainer Alfred Gislason, der "einen großen Dank an Gummersbach" nachschob.

Der VfL hatte gegen die Löwen alles gegeben, sich immer wieder herangekämpft und am Ende nur mit fünf Toren verloren. Die ersatzgeschwächten Berliner waren im Kieler Hexenkessel zwar bemüht, doch man merkte den Füchsen spätestens nach 20 Minuten an, dass die Luft raus war. Kiel zog immer weiter davon.

Der scheidende Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson war daher restlos bedient und haderte mit dem Modus. "Das ist totaler Schwachsinn, dass die stärkste Liga der Welt über die Tordifferenz entschieden wird", sagte der Isländer, der Dänemarks Nationaltrainer wird: "Man hat in den letzten Wochen gesehen, dass einige Mannschaften alles geben und andere eben nicht."

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