Kerbers epischer Kampf wird belohnt

London · In einem denkwürdigen Spiel, das eines Endspiels würdig war, hat Angelique Kerber die French-Open-Siegerin Maria Scharapowa in Wimbledon aus dem Turnier geworfen und steht wie Sabine Lisicki im Viertelfinale.

Angelique Kerber riss nach dem "Match ihres Lebens" die Arme in den Himmel über Wimbledon . Nur wenige Minuten zuvor hatte Sabine Lisicki auf dem Heiligen Rasen gekauert und sich ihre Freude aus dem Leib geschrien: Das deutsche Duo zog ins Viertelfinale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt ein - die beiden Darbietungen im All England Club hätten dabei allerdings kaum unterschiedlicher sein können.

Kerber gewann nach hochklassigen 2:37 Stunden gegen Paris-Champion Maria Scharapowa 7:6 (7:4), 4:6, 6:4. Nachdem sie ihren siebten Matchball verwandelt hatte, jubelte die Weltranglisten-Siebte aus Kiel ausgelassen: "Es ist unglaublich, es war ein großartiges Match." Bundestrainerin Barbara Rittner bezeichnete Kerbers Auftritt als "Match ihres Lebens".

Vorjahresfinalistin Lisicki setzte sich dagegen nach einem wahren Fehlerfestival gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa 6:3, 3:6, 6:4 durch. Die Euphorie, die Kerber verspürte, konnte Lisicki nach 20 Doppelfehlern nicht teilen. "Ich habe gebissen und bin glücklich, dass es gut ausgegangen ist", sagte Lisicki, die zum fünften Mal nacheinander unter den besten Acht von Wimbledon steht.

Kerber war erstmal froh, ihren Viertrundenfluch bei Grand Slams gebrochen zu haben. Zuletzt hatte sie 2012 - ebenfalls in Wimbledon - ein Achtelfinale bei einem der vier großen Turniere in Melbourne, Paris, London und New York überstanden. "Der Unterschied war, dass ich wieder an mich geglaubt habe", sagte Kerber: "Sie hat das Match nicht verloren - Ich habe es gewonnen." Trainer Benjamin Ebrahimzade muss trotz seiner Höhenangst nun aufs Riesenrad - das war der Wetteinsatz für das Erreichen des Viertelfinals.

Rittner hatte beide Partien aus der Spielerbox verfolgt - ein nervenaufreibender und "unheimlich emotionaler" Tag für die Bundestrainerin. "Angie hat heute endlich alles gezeigt, was sie kann", sagte Rittner. Lisickis Match sei dagegen "komisch" gewesen: "Sie hatte anscheinend wahnsinnige Schulterprobleme, aber Schwedowa war zu unerfahren, das zu nutzen."

Lisicki knüpfte zu keinem Zeitpunkt an die grandiose Leistung aus dem Entscheidungssatz gegen Ana Ivanovic an. Als das Lächeln gerade aus ihrem Gesicht verschwand, rief sie den Physiotherapeuten auf den Platz - ausgerechnet bei Breakball gegen sich. Ein verunglückter Schlag war ihr ins Kreuz geschossen. Nach minutenlanger Behandlungspause kam Lisicki zurück, brachte ihren Aufschlag durch und verwandelte wenig später ihren dritten Matchball zum Sieg.

Heute könnten Kerber und Lisicki ein deutsches Halbfinale in London perfekt machen. Beiden stehen allerdings vor großen Herausforderungen. Auf Kerber wartet French-Open-Halbfinalistin Eugenie Bouchard aus Kanada, Lisicki misst sich mit der French-Open-Finalistin Simona Halep aus Rumänien.

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