Keiner fliegt höher als Carlo Paech

Zweibrücken · Ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich gestern Abend Carlo Paech und Raphael Holzdeppe beim 4. Himmelsstürmer-Cup des LAZ Zweibrücken, der erstmals im Westpfalzstadion ausgetragen wurde. Am Ende verwehrte der Leverkusener dem Weltmeister mit einem neuem Meeting-Rekord den Sieg beim Heimspiel.

 Weltmeister Raphael Holzdeppe überzeugte beim Heimspiel in Zweibrücken mit guten 5,70 Metern und Rang zwei. Fotos: Marco Wille

Weltmeister Raphael Holzdeppe überzeugte beim Heimspiel in Zweibrücken mit guten 5,70 Metern und Rang zwei. Fotos: Marco Wille

Freudestrahlend reißt Carlo Paech die Arme nach oben. Augenblicke zuvor wirft der 22-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen im Fallen noch einen bangen Blick hoch zur Latte. Die tänzelt kurz, bleibt aber liegen. Dann heißt es für Paech warten. Denn auch Raphael Holzdeppe hat noch einen letzten Versuch, kann ihm als Einziger den Sieg noch streitig machen. Mehrere Hundert Zuschauer erheben sich von ihren Plätzen, klatschen, feuern "ihren" Weltmeister an. Mit schnellen kurzen Schritten läuft Holzdeppe an und katapultiert sich hoch in den Zweibrücker Abendhimmel. Vergebens, die entscheidenden Zentimeter fehlen. Zusammen mit der Kunststofflatte landet das LAZ-Ausnahmetalent auf der Sprungmatte. Der Weltmeister ist geschlagen, muss sich mit 5,70 Metern am Ende eines langen und hochklassigen Wettkampftages mit Rang zwei begnügen. "Ich wäre gern die 5,80 gesprungen, aber es hat heute nicht sein sollen", sagt Holzdeppe, der sein Lächeln schon wenige Sekunden nach dem ungültigen Versuch wiedergefunden hat.

Mit den 5,80 Metern gibt sich dann auch Carlo Paech zufrieden, verzichtet auf weitere Sprünge. "Es war ein tolles Meeting und eine super Stimmung. Mir fehlen echt die Worte. Aber der Wettkampf war lang und ging an die Substanz", erklärt er seine Entscheidung. Rang drei schnappt sich der Franzose Valentin Lavillenie. Der jüngere Bruder des Olympiasiegers überquert die 5,60 Meter ebenso wie Karsten Dilla, der höhengleich Vierter wird. Für den zweiten LAZ-Starter Daniel Clemens reicht es mit 5,50 Metern für den neunten Platz.

Optimal verläuft die 4. Auflage des Himmelstürmer-Cups auch aus Sicht der Organisatoren. "Das war eine wahnsinnige Show", erzählt Alexander Vieweg, "bei 5,50 Metern waren noch 14 Springer im Feld" - die vorab entscheiden durften, ob sie auf der Tartanbahn oder auf einem Steg anlaufen wollen. Ein weiterer Service der Veranstalter: Noch am Vorabend wurden die Anlagen für einen Wechsel der Anlaufrichtung gedreht und somit den veränderten Windbedingungen angepasst.

One-Woman-Show bei Damen

Diesen "Luxus" nutzt bei den Damen Silke Spiegelburg am besten aus. Mit ihrem breitesten Honigkuchenpferd-Grinsen verabschiedet sich Paechs Teamkollegin von den Zweibrücker Stabhochsprung-Fans, winkt in die Menge und lässt sich feiern. "Ich bin überglücklich, auch wenn ich bei den 4,70 zum Schluss einen kleinen Fehler gemacht habe", strahlt sie ihre erste Enttäuschung über die drei knapp gerissenen Versuche einfach weg. Meeting-Rekord, neue nationale Jahresbestleistung - die sechsfache Deutsche Meisterin ist, so scheint es, an diesem Tag in einer anderen Stabhochsprungliga. "Das gesamte Meeting in Zweibrücken war super. An die Anlage habe ich eh nur die besten Erinnerungen. 2000 bin ich hier deutschen Schülerrekord gesprungen. Und jetzt, gerade nach meiner hartnäckigen Verletzung, sind die 4,60 einfach ein tolles Ergebnis", freut sich die Leverkusenerin über das erfolgreiche Comeback nach fast einjähriger Wettkampfpause.

Dabei pokert Spiegelburg zu Beginn, schaut sich erst einmal von außen an, was die Konkurrenz macht. Als die meisten Springerinnen ihre Stäbe schon wieder weggepackt haben, macht sich die 29-Jährige auf zu neuen Höhenflügen. Mühelos meistert sie die 4,32 Meter zum Einstieg. Zu diesem Zeitpunkt sind überhaupt nur noch vier Athletinnen im Rennen um den diesjährigen Himmelsstürmer-Cup. Für Kira Grünberg aus Österreich bedeutet die Höhe Saisonbestleistung, zugleich aber auch Endstation. Genauso wie für Carolin Hingst und die Belgierin Chloe Henry, die sich auf den Plätzen drei und vier einreihen. Einen trotz strahlend blauem Himmel eher schwarzen Tag erwischen die LAZ-Springerinnen. Kristina Gadschiew verabschiedet sich mit einem "Salto nullo" früh von ihrem Heimpublikum. Für Natascha Montgomery ist bei 3,82 Metern Schluss, Anna Felzmann hält die Zweibrücker Farben mit überquerten 4,22 Metern hoch und wird vor heimischer Kulisse Fünfte.

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