Kein Pardon für „Schwalben-Könige“!

Eigentlich ist der Fußball ein so schöner Sport. Doch er trägt ein großes Übel in sich, das ihn im negativen Sinne von allen anderen Sportarten unterscheidet: die Schauspielerei. Oder wann hat man mal im Handball, Basketball oder Eishockey eine derartige "Schwalbe" gesehen wie die von Bundesligaspieler Timo Werner vom RB Leipzig. Damit schindete er am Wochenende gegen Schalke 04 einen Elfmeter, der seinem Team früh die Führung und letztlich den Sieg brachte. Im Fußball ist so etwas leider an der Tagesordnung. Regelmäßig entbrennen dann hitzige Diskussionen, wie man solch unfairem Verhalten Einhalt gebieten kann. Auch dieses Mal werden wieder Rufe nach dem Videobeweis oder nach einer Sperre für Werner laut. Beides ist schwierig.

Ein Videobeweis würde das "Schwalben"-Problem nur sehr eingeschränkt lösen: Zwar könnte man so "Elfmeter-Schinder" im Profibereich noch während des Spiels überführen - im Amateurfußball würde sich dagegen gar nichts ändern.

Werner jetzt nachträglich zu sperren, würde zwei Probleme mit sich bringen: Zum einen handelt es sich bei dem Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Bastian Dankert um eine so genannte "Tatsachenentscheidung", die vom DFB ja immer so hoch gehalten wird: Der Schiedsrichter hat entschieden. Daran wird nicht gerüttelt. Punkt. Auch davon abgesehen wäre es ein wenig albern, Werner zu sperren. Wäre sein Vergehen korrekt geahndet worden, hätte er Gelb gesehen. Nicht mehr. Insofern wäre eine Sperre überzogen, solange man in der Hinsicht nicht die Regeln ändert.

Letzteres wäre vermutlich die einzige Möglichkeit, der unsäglichen Schauspielerei wirklich ein Ende zu bereiten. Wenn "Schwalben" künftig konsequent mit der Roten Karte bestraft würden, würde die Anzahl solcher "Flugeinlagen" bestimmt ganz schnell abnehmen. Zugegeben, das klingt jetzt ein wenig überzogen. Andererseits: Wer den Schiedsrichter beleidigt, wird direkt des Feldes verwiesen. Wer allerdings versucht, ihn arglistig zu täuschen - man könnte auch sagen: zu betrügen -, kommt mit einer Verwarnung davon. Natürlich würde eine solche Regel auch Probleme mit sich bringen. Denn "Schwalbe" ist nicht gleich "Schwalbe". Soll es etwa auch Rot geben, wenn ein Spieler den leichten Körperkontakt seines Gegners nur allzu dankbar zu einer "Flugeinlage" nutzt? Zudem hätten Irrtümer des Schiedsrichters gleich viel schlimmere Folgen - etwa wenn er jemanden zu Unrecht als "Elfmeter-Schinder" brandmarkt. Dennoch: Über Rot für "Schwalben-Könige" sollte man ernsthaft nachdenken - im Sinne des Fußballs.

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