Sportkolumne Kein gutes Gefühl vor dem WM-Start

Diese Bilder kann doch niemand sehen wollen, solche Skandale braucht der Sport wirklich nicht. Zumal sein Ruf bei Nicht-Fußballern ohnehin leidet. Sieht man Bilder wie beim Relegationsspiel von Waldhof Mannheim gegen Uerdingen, liest man von Morddrohungen gegen Liverpool-Torhüter Loris Karius nach seinen Patzern im Champions-League-Finale, so kann ein echter Fan nur den Kopf schütteln.

Sportkolumne: Kein gutes Gefühl vor dem WM-Start
Foto: SZ/Roby Lorenz

Eine Woche bis zur WM! Am 17. Juni greift Deutschland gegen Mexiko ins Geschehen ein. Ohne Jungsternchen Leroy Sané. Überraschend aussortiert vom Bundes-Jogi. Sané – Meister mit Manchester City, Nachwuchsspieler in England. Ich verfolge die englische Liga nicht konsequent, habe nur Sanés Auftritte im Champions-League-Halbfinale gegen Liverpool oder in der Nationalmannschaft gesehen. Daher kann ich seine Ausbootung verstehen. Zu schwach war er da. Tore: Fehlanzeige. Dafür viel Egoismus, schlechte Körpersprache. Anstatt letztes Jahr den Confed-Cup mitzuspielen, ließ sich er sich  die Nase operieren. Alles Dinge, die Löw nicht schätzt. Zu Recht – vor vier Jahren führte der Titel über das „Wir“. Und das soll er auch diesmal.

Aber ein gutes Gefühl habe ich diesmal nicht. Das liegt weniger am grottigen 1:2 gegen Österreich. Dass die letzten Spiele vor Turnieren gegen schwächere Gegner in die Hose gehen, ist ja Standard. Vielmehr hat die 2014-er WM gezeigt, dass es Weltklasse-Spieler in Top-Form und mental obenauf braucht, die auf ihrer besten Position (etwa Lahm) spielen und dann noch das Quäntchen Erfahrung (etwa Klose) mitbringen. Das macht den Unterschied.

Vieles davon sehe ich diesmal nicht. Der Stamm des Teams vom FC Bayern wurde nicht Champions-League-Sieger, sondern verdaddelte es gegen Real Madrid. Und hadert vielleicht inzwischen damit, dass es selten so einfach gewesen wäre, den Titel zu gewinnen. Und die spielerische Balance in Löws Team ist schon länger nicht mehr so wie 2014. Hinten passieren Fehler, nach vorne gibts oft Leerlauf. Die Ersatzspieler fallen ab. Immerhin: Mit Toni Kroos von Real hat man einen im Team, der weiß, wie es gelingt, sich irgendwie zum höchsten Erfolg durchzumogeln.

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