1. FC Kaiserslautern Showdown in Dresden: FCK fiebert „Endspiel“ entgegen
Kaiserslautern/Dresden · Das 0:0 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden war nur ein Vorspiel. Der Kampf um die Zweitliga-Zugehörigkeit entscheidet sich am Dienstag.

Kaiserslauterns Abwehrchef Kevin Kraus (oben) überspringt Dresdens Stürmer Christoph Daferner. Wie in diesem Duell hatte der FCK im ersten Durchgang in vielen Zweikämpfen die Nase vorn. Ihre wenigen Chancen konnten die Roten Teufel aber nicht nutzen. Das erste Relegationsspiel um den Aufstieg im Fritz-Walter-Stadion endete torlos. Die Entscheidung fällt am Dienstag in Dresden. Foto: Anspach/dpa
Foto: dpa/Uwe AnspachShowdown in Sachsen: Nach dem 0:0 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden im Relegations-Hinspiel auf dem Betzenberg steht den Traditionsklubs im Rückspiel ein echtes Finale bevor. Vor dem Kampf um den letzten freien Platz in der 2. Fußball-Bundesliga steigt in beiden Lagern die Fieberkurve.
„Natürlich ist es ein Endspiel. Wir haben genauso die Chance wie Dresden. Wir wollen Dynamo einen großen Kampf liefern“, sagte FCK-Trainer Dirk Schuster mit Blick auf die Partie am Dienstag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky): „Es ist überhaupt nichts passiert. Wir können mit dem 0:0 wunderbar leben und fahren mit breiter Brust nach Dresden. Wir sind gut gewappnet und optimistisch. Warum sollten wir dort nicht gewinnen?“
Nach dem Hinspiel stellt sich allerdings die Frage, ob überhaupt ein Team bereit für den Sieg ist. Schließlich konnten sich weder der Drittliga-Dritte bei der Premiere seines neuen Trainers noch der Zweitliga-Drittletzte viele Torchancen erarbeiten. Kaiserslautern lieferte einen leidenschaftlichen Kampf, die ganz großen Gelegenheiten blieben aber trotz eines Sturmlaufs im ersten Durchgang aus. In der achten Minute luchste Lauterns Marlon Ritter einem Dresdner im Mittelfeld den Ball ab, setzte seinen Schuss aus 18 Metern aber deutlich zu hoch an. Fünf Minuten später brachte Ritter den Ball dann von der Grundlinie scharf vors Tor. Doch Daniel Hanslik und Terrence Boyd verpassten haarscharf. Ritter war in der ersten Halbzeit der beste Mann auf dem Platz. Nach einer knappen halben Stunde, ließ der 27-Jährige zwei Dresdner stehen und lupfte den Ball ins Zentrum. Dort versuchte sich Boyd an einer schwierigen Direktabnahme – das Spielgerät senkte sich über das Tor (27.). Zwei Zeigerumdrehungen später bediente Ritter schließlich Kenny Redondo im Rückraum. Dessen Schuss blieb aber an einem Dresdner Abwehrbein hängen. Die Gäste aus Sachsen hatten abgesehen von einem harmlosen Fernschuss von Christoph Daferner vor dem Seitenwechsel im Grunde offensiv gar nichts anzubieten.
Nach dem Seitenwechsel wurde die Partie vor 46 895 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion trotz der elektrisierenden Atmosphäre ein einziger K(r)ampf. Daferner prüfte FCK-Torwart Matheo Raab mit einem Kopfball. Es war das einzige Mal, dass der Schlussmann überhaupt eingreifen musste (56). Dem FCK schienen die Körner zu fehlen, an den nicht immer hochklassigen – aber intensiven ersten Durchgang anknüpfen zu können. Dresden wurde ein klein wenig mutiger. Doch es war offensichtlich, dass die Sachsen mit dem Remis ganz gut leben konnten. Es blieb beim 0:0.
„Es war kein Leckerbissen“, gab Dresdens Chris Löwe, der früher in Diensten des FCK stand, unumwunden zu. Für seinen Trainer gab es eine einfache Erklärung für die verbissen geführte Begegnung ohne viele Höhepunkte. „Man sieht eben, was auf dem Spiel steht“, äußerte Guerino Capretti: „Aber ich bin mit der Ausgangslage zufrieden. Wir gehen mit einem positiven Gefühl in das Endspiel, werden uns steigern – und gewinnen.“
Damit streben die Sachsen allerdings etwas an, was ihnen 2022 noch nicht gelungen ist. Die Dresdner stellen nach wie vor die einzige Mannschaft im deutschen Profifußball, die in diesem Jahr noch kein Pflichtspiel gewonnen hat.
Löwe ist sich dennoch sicher, dass diese Negativserie am Dienstag reißt. „Das wird ein Hexenkessel“, versprach der Routinier: „Wir haben gesehen, dass wir Lautern komplett limitieren können. Wir brauchen keine Angst zu haben.“ Ähnlich sieht es Verteidiger Tim Knipping: „Bei uns zu Hause wird es richtig brennen. Am Dienstag geht der eine Ball für uns rein – und wir machen den Deckel drauf.“
Denselben Plan verfolgt der viermalige Meister aus der Pfalz. Die Roten Teufel wollen nach vier Jahren raus aus der ungeliebten 3. Liga, um sich das finanzielle Plus im zweistelligen Millionenbereich zu sichern.
„Es geht um sehr viel“, sagte Geschäftsführer Thomas Hengen, der nach dem verspielten direkten Aufstieg den bisherigen Trainer Marco Antwerpen durch Schuster ersetzt hatte: „Wir werden uns etwas einfallen lassen, um dem Gegner wehzutun.“
Für Marlon Ritter ist am Dienstag alles offen: „Das ist jetzt ein Endspiel“, sagte Lauterns Mittelfeldakteur und setzte Dynamo gleich mal unter Druck: „Wenn Dresden das Ding vergeigt, geht’s da wohl richtig ab. Wenn 30 000 Zuschauer gegen dich sind und du gewinnst, ist das noch ein bisschen schöner. Und in Dresden aufsteigen, ist ja auch sehr schön.“
Auch das zweite Duell zwischen dem viermaligen deutschen und dem achtmaligen DDR-Meister verspricht leidenschaftlichen Fußball. Schuster weiß nur zu gut, was in einer Relegation alles möglich ist: Er vollbrachte 2014 mit Darmstadt 98 das Kunststück, nach einem 1:3 im Relegationshinspiel gegen Arminia Bielefeld mit einem 4:2 im Rückspiel in die 2. Liga aufzusteigen. Mit der Lilien marschierte der gebürtige Chemnitzer ein Jahr später sogar bis ins Oberhaus durch.
Einen echten Gewinner gab es am Freitag übrigens doch. Das Polizeipräsidium Westpfalz konnte ein weitgehend positives Fazit nach der als „Hochrisikospiel“ eingestufte Partie ziehen: „Es gab für die Einsatzkräfte verhältnismäßig wenig Anlässe, um einzuschreiten.“