Judo Grabowskis Olympia-Traum gerät in Gefahr

Zweibrücken/Kasan · Judoka Jasmin Grabowski vom 1. JC Zweibrücken steht heute bei dem für die Olympia-Qualifikation immens wichtigen Grand Slam in Kasan auf der Matte. Die zweite JCZ-Starterin Martyna Trajdos hat dort am Donnerstag den Kampf um Bronze verpasst.

  Bei Olympia 2016 in Rio unterlag Judoka Jasmin Grabowski vom 1. JC Zweibrücken in der ersten Runde der Russin Ksenia Chibisova.  Das soll in Tokio anders laufen. Doch Grabowskis Qualifikation für die Sommerspiele ist noch nicht so sicher, wie es vor kurzem schien.

Bei Olympia 2016 in Rio unterlag Judoka Jasmin Grabowski vom 1. JC Zweibrücken in der ersten Runde der Russin Ksenia Chibisova.  Das soll in Tokio anders laufen. Doch Grabowskis Qualifikation für die Sommerspiele ist noch nicht so sicher, wie es vor kurzem schien.

Foto: picture alliance / dpa/Felix Kästle

Wird es etwa doch noch einmal eng für Jasmin Grabowski? Richtig optimistisch war die Judoka des 1. JC Zweibrücken Ende März was ihre Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) angeht.

Doch das war vor Tiflis: In der georgischen Hauptstadt fand Ende März der Grand-Slam statt – ein wichtiges Turnier, bei dem die Athletinnen und Athleten viele Qualifikationspunkte auf dem Weg nach Japan sammeln konnten. Doch das Trainingslager vor der Veranstaltung geriet zum Superspreader-Event. Rund 50 Personen infizierten sich mit dem Coronavirus. Auch mehrere deutsche Athleten wie Luise Malzahn wurden positiv getestet. Der Deutsche Judo-Bund (DJB) zog seine Teams daraufhin im Gegensatz zu anderen Nationen aus Tiflis ab.

Und damit nicht genug. Der DJB entsandte auch keinen seiner Kämpfer zum folgenden Grand Slam ins türkische Antalya. Während die Judoka anderer Nationen auf die Jagd nach Qualifikationspunkten gehen durften, gingen Grabowski und Co. leer aus.

Die Konsequenz: Die 29 Jahre alte Böhl-Iggelheimerin ist in der Olympia-Rangliste im Schwergewicht (über 78 Kilo) auf Rang 25 abgerutscht. Und nur die besten 18 einer Gewichtsklasse lösen das Tokio-Ticket. Allerdings bezieht sich die Teilnehmerzahl auf die „bereinigte“ Weltrangliste. Denn: Pro Nation und Gewichtsklasse dürfen nur eine Athletin und ein Athlet bei den Sommerspielen antreten. Da aber Länder wie Japan, Brasilien, Frankreich, China oder Südkorea im Schwergewicht der Frauen zwei oder sogar drei Athletinnen in ihren Reihen haben, die aktuell vor Grabowski platziert sind, rutscht diese in der bereinigten Weltrangliste wieder einige Positionen nach oben – derzeit wäre sie demnach als 18. direkt qualifiziert. Zudem werden weitere Olympiatickets über sogenannte „kontinentale Quotenplätze“ vergeben.

Und trotzdem dürfte es mit der Qualifikation, die Grabowski schon so sicher in der Tasche wähnte, nun bedeutend spannender geworden sein als ihr lieb ist. Deshalb wird dem Grand Slam im russischen Kasan, der am Mittwoch begonnen hat, eine sehr viel wichtigere Rolle zuteil, als die 29-Jährige vor zwei Monaten geahnt hat. Denn es ist das vorletzte Qualifikationsturnier für Olympia. Danach folgen nur noch die Weltmeisterschaften Anfang Juni in Budapest.

Jasmin Grabowski ist aber nicht die einzige, die in Kasan um die Qualifikation für die Sommerspiele kämpft. Die Pandemie hat den Terminkalender zahlreicher Judoka über den Haufen geworfen. Und sie so in Zugzwang gebracht. In Russland sind daher fast alle Olympiakaderathleten am Start, um noch einmal für die Rangliste zu punkten. 420 Athleten aus 83 Nationen sind für den Grand Slam gemeldet.

 Das große internationale Teilnehmerfeld wird insbesondere nach dem Infektionsgeschehen in Tiflis vielerorts mit Sorge betrachtet. Daniel Keller, der Präsident des Deutschen Judo-Bundes hatte schon vor der Europameisterschaft Mitte April in Lissabon erklärt, er habe „definitiv Bauchschmerzen“, seine Sportler zu Wettkämpfen quer über die eurasische Landmasse zu schicken.

Die Hatz um Qualifikationspunkte bringt die Judoka in eine Zwickmühle: Wer kämpft, riskiert seine Gesundheit, wer pausiert, seine Tokio-Chance. „Wir gehen das Risiko ein, weil Olympia unser Traum ist, aber der Sport ist auch unser Beruf“, schrieb Theresa Stoll, die in Kasan am Mittwoch in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo Bronze gewann, in einem Gastbeitrag für den „Spiegel“.

Von diesem Traum kann Jasmin Grabowski ein Lied singen. Denn mit Olympia hat sie noch eine Rechnung offen. Ihr Erstrunden-Aus bei den Spielen in Rio 2016 könne sie „so nicht stehen lassen“, hatte die 29-Jährige mehrfach erklärt. In Japan, im „Mutterland des Judo“ will sie den krönenden Abschluss ihrer internationalen Karriere feiern.

Und deshalb muss Grabowski am Freitag in Kasan auf die Matte steigen. Ab zehn Uhr (MESZ) beginnt die Vorrunde, ab 16 Uhr der Finalblock. In ihrem ersten Kampf bekommt es Grabowski mit der 19 Jahre alten Russin Anastasiia Kholodilina zu tun, der Nummer 117 der Weltrangliste. Doch schon in der Runde darauf könnte die JCZ-Judoka auf die Brasilianerin Beatriz Souza (22) treffen, die Nummer sechs in der Welt. Eine hohe Hürde – aber eine, die Jasmin Grabowski überspringen will – damit es für ihren Olympia-Traum nicht noch einmal richtig eng wird.

Die zweite Judoka des 1. JC Zweibrücken, die WM-Dritte und Weltranglistenzehnte Martyna Trajdos, hat gestern in Kasan in der Klasse bis 63 Kilogramm den Kampf um Bronze verpasst. Nach einem Freilos in Runde eins gewann die 32-Jährige ihren Auftaktkampf gegen die Französin Rania Drid (Weltranglisten-118.) durch Waza-Ari-Wertung. Gegen die Nummer 51 der Welt, Ekaterina Valkova (Russland), unterlag Trajdos in ihrem Gruppenfinale dann aber knapp durch Bestrafung. Auch in der anschließenden Trostrunde konnte die JCZ-Athletin dann nichts mehr ausrichten. Nach 1:17 Minute musste sie sich hier der Weltranglistenachten Sanne Vermeer aus den Niederlanden geschlagen geben, die zunächst einen Waza-Ari erzielte und schließlich durch Ippon den Kampf vorzeitig für sich entschied.

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