VTZ-Langläufer Josef Reich geht über die volle Distanz

Zweibrücken · Etliche Marathons und mehrere Rennen über 100 Kilometer hat der Langläufer von der VT Zweibcken in seinem Leben absolviert. Nun nahm er mit 70 Jahren an seiner ersten Cross-DM teil.

 Auch mit 70 noch flott unterwegs: Josef Reich von der VT Zweibrücken hat in diesem Jahr erstmals an der Crosslauf-DM teilgenommen

Auch mit 70 noch flott unterwegs: Josef Reich von der VT Zweibrücken hat in diesem Jahr erstmals an der Crosslauf-DM teilgenommen

Foto: Ralf Görlitz

„Ich bin ein von Gott gesegneter Mann“, sagt Josef Reich über sich. Ein Satz, der in diesem Fall weniger bierernste Religiosität als vielmehr große Dankbarkeit widerspiegelt. Dankbarkeit, dass der Läufer der Vereinigten Turnerschaft (VT) Zweibrücken im Alter von 70 Jahren ein sportlich ungemein aktives Leben führen darf. „Ich bin froh, dass ich noch so fit bin – dass mit den Knochen und Gelenken alles in Ordnung ist. Andere in meinem Alter haben weniger Glück. Da muss schon ein künstliches Kniegelenk her“, erklärt Reich.

So hat er in diesem Jahr auch erstmals an der Deutschen Meisterschaft im Crosslauf in Ingolstadt teilgenommen. „Dabei bin ich doch eigentlich gar kein Crossläufer“, meint das VTZ-Mitglied und muss schmunzeln. Als er erfuhr, wer in Ingolstadt an den Start geht, wäre er ohnehin „am liebsten zu Hause geblieben“, flachst Reich. Unter den 1300 Teilnehmern waren der deutsche Bergmeister, Europameister „und viele stolze Bayern, die jeden Tag im Gebirge unterwegs sind.“ Der 70-Jährige wurde in seiner Altersklasse bei seiner ersten DM Vierzehnter. „Das ist doch schon mal was“, meint Reich ein wenig stolz.

Sport betrieb er seit frühester Jugend beim Fußballverein SC Stambach. Dort ist er auch heute noch Vorstandsmitglied. „Wenn man damals auf dem Dorf groß geworden ist, hat man automatisch Sport getrieben“, sagt er – und klingt ein wenig, als bedauere er den Umstand, dass das heute anders ist.

Was unterscheidet den Crosslauf von einem „gewöhnlichen“ Lauf. „Einmal das Offensichtliche. Im Matsch im Wald läuft es sich anders als auf der Stadionrunde.“ Zum anderen seien die Steigungen nicht zu unterschätzen: „In Ingolstadt ging es 50 Meter nach dem Start in einem 45-Grad-Winkel bergauf.“ Wie teile ich mir die Kraft ein? Gebe ich zu viel Gas? Das seien die Fragen, die man sich als unerfahrener Crossläufer immer wieder stellt.

Ohne Erfahrung mit anspruchsvollen Laufveranstaltungen bestritt Reich die Deutsche Meisterschaft freilich nicht. Im Gegenteil: Etliche Marathons hat er in seinem Leben absolviert: Frankfurt, Mallorca, Stockholm. Einen Lieblingslauf hat er nicht. „Auf ihre Art waren alle ein Erlebnis.“ Drei Mal schnürt Reich in der Regel wöchentlich die Laufschuhe. Sonntags ist die Gruppe etwas größer. Dann nimmt auch der ehemalige Zweibrücker Oberstaatsanwalt Martin Graßhoff teil. „Dann duellieren wir uns“, sagt Reich lachend und ergänzt: „In dem Alter noch mit den Jüngeren mithalten zu können, ist eine schöne Sache.“

Zwei Mal hat er sogar an Läufen über 100 Kilometer teilgenommen. Ob er es dort auch bis ins Ziel geschafft hat? „Natürlich“, antwortet Reich beinahe entrüstet. Ein anderer Lauf, der ihm im Gedächtnis geblieben ist, ist der Swissalpine Davos in der Schweiz. Dieser Ultramarathon ist zwar „nur“ 78,5 Kilometer lang, dafür führt er bis in eine Höhe von 2000 Metern hinauf. Wobei man „dort oben eigentlich nicht mehr von Laufen reden kann“. In der Vergangenheit hat Reich für die VT Zweibrücken viele Läufe organisiert. Auch den Rosenlauf, an dem er bereits in den 90er Jahren teilnahm, nachdem er aus Mainz zurück in seine Heimat gezogen war.

Laufen sei für ihn nicht nur in körperlicher Hinsicht wichtig, „sondern auch für die Psyche. Man ist einfach zufriedener und ausgeglichener“, sagt das CDU-Mitglied, das seit 1989 im Zweibrücker Stadtrat sitzt.

Aber warum ist Reich nun doch nicht zu Hause geblieben, sondern in Ingolstadt an den Start gegangen? Er sei dadurch motiviert worden, dass er im Februar in Heltersberg Pfalzmeister geworden ist. Im Crosslauf. Sagt der Mann, der doch eigentlich gar kein Crossläufer ist.

Auch ein besonderes Geheimnis für seine Fitness habe er nicht. Nur Rauchen kam für ihn nie in Frage. „Ansonsten ernähre ich mich wie jeder andere und trinke auch mal ein Bier. Für meine Ansprüche reicht das.“ Josef Reich ist wohl tatsächlich ein von Gott gesegneter Mann.

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