Kickboxen Schwacher Start kostet Styben den Sieg

Zweibrücken/Straßburg · Bei „Glory 64“ – einem Aufeinandertreffen der besten Kickboxer der Welt, verliert der Zweibrücker Jakob Styben knapp nach Punkten.

 Jakob Styben (rechts/Archivbild) hat seinen Kampf bei „Glory 64“ – einer Veranstaltung der weltbesten Kickboxer – am Samstag knapp nach Punkten verloren.

Jakob Styben (rechts/Archivbild) hat seinen Kampf bei „Glory 64“ – einer Veranstaltung der weltbesten Kickboxer – am Samstag knapp nach Punkten verloren.

Foto: Styben/Privat

Es waren zehn Worte, die die Enttäuschung von Jakob Styben auf den Punkt brachten. „So sieht es aus, wenn man seine Chance nicht nutzt“, postete der Zweibrücker Kick- und Muaythaiboxer im sozialen Netzwerk Facebook. Daneben ein Bild von sich nach seiner unglücklichen Punktniederlage am Samstag bei der Kickbox-Spitzenveranstaltung „Glory 64“ gegen den Türken Ertugrul Bayrak.

In der Straßburger Rhénus-Sport-Arena wollte Styben die große Chance nutzen, Kampfsportfreunde rund um den Globus von sich zu überzeugen. Die Veranstaltung mit den besten Kickboxern der Welt wurde in über 80 Länder übertragen. Wochenlang schuftete Styben vor dem Kampf mit seinem neuen Trainer Pavel Yevtushenko im Trainingslager in der Ukraine. Dass Styben, der in der Glory-Rangliste im Mittelgewicht Platz elf belegte, gegen den fünftplatzierten Bayrak nur Außenseiter war, störte ihn im Vorfeld des Kampfes nicht. „Er wird mich unterschätzen“, hatte Styben gehofft.

Das tat der Türke aber nicht. Styben versuchte seinen Gegner vor rund 4000 Zuschauern sofort nach dem Gong zur ersten Runde mit einem eingesprungenen Knie zu überraschen. Doch sein Gegner sah den Angriff kommen. Im Anschluss dominierte Bayrak, behauptete die Ringmitte und setzte die besseren Treffer. Styben versuchte aus dem Rückwärtsgang Nadelstiche zu setzen, konnte aber die Distanz nicht halten und ließ sich zu oft in der Ringecke stellen. Nach 45 Sekunden landete die erste harte Linke des Türken am Kopf des Zweibrückers. Bayrak kämpfte pausenlos im Vorwärtsgang und erzielte Mitte der Runde weitere harte Treffer mit Kicks und seiner starken Rechten. Schon bevor der Gong die Runde beendete, blutete Styben aus der Nase. Kein Auftakt nach Maß für den 27-Jährigen. „Ich soll diktieren – nicht mitschreiben, sagt mir mein Trainer immer. Aber ich habe das Gegenteil gemacht.  Wenn ich ganz nach oben will, darf ich so eine Runde nicht abliefern“, sagt Styben im Gespräch mit dem Merkur selbstkritisch – und ergänzt: „Bayrak wollte mich in der ersten Runde ‚verbrennen’. Ich habe die richtige Distanz nicht gefunden.“ Trainer  Yevtushenko habe ihm in der Ringpause gesagt: „Ich glaube an dich, aber du musst marschieren“, erzählt Styben.

Und tatsächlich: In der zweiten Runde drehte sich der Kampf. Styben brachte sofort einige Geraden im Ziel unter, trieb Bayrak zeitweise vor sich her und arbeitete vermehrt mit Kicks gegen die Beine des Türken, die diesem nicht schmeckten. Auch Bayrak landete Treffer. Und dennoch: Es war eine ausgeglichene zweite Runde – mit leichten Vorteilen für Styben. Das sahen die Punktrichter anders. Nur einer der fünf Judges gab die Runde an den Zweibrücker. „Überrascht hat mich das nicht. Der erste Eindruck zählt. Ich hätte von Anfang an Gas geben müssen. Außerdem ist mein Gegner bekannter als ich, steht in der Rangliste über mir, das hat bei den Richtern vielleicht auch eine Rolle gespielt“, vermutet Styben.

Er hätte Bayrak in der letzten Runde ausknocken oder zumindest niederschlagen müssen, um noch zu gewinnen. Und er tat alles, um den Türken noch auf die Bretter zu schicken. Gleich zu Beginn landete Styben eine sehenswerte Kombination. Bei Bayrak ließen die Kräfte nach. Der Zweibrücker dominierte nun, doch der entscheidende Wirkungstreffer wollte nicht fallen. Kurz vor Ende des Kampfes kam Styben noch einmal mit einer harten Linken durch – doch Bayrak blieb stehen. Zwar gaben alle fünf Punktrichter die Runde an Styben – in der Endabrechnung sah ihn aber nur einer der Judges als Sieger. „Ich hatte Bayrak angeklingelt, wenn der Kampf länger dauert, schlage ich ihn“, ist sich der Zweibrücker sicher. Topfit sei er in den Kampf gegangen, aber mental habe ihn die harte Vorbereitung geschlaucht: „Vielleicht habe ich das unterschätzt, ich habe nicht die innere Stärke ausgestrahlt, die mich auszeichnet.“

Viel Zuspruch erhielt Styben trotz der Niederlage in den sozialen Netzwerken. Auch von Kampfsportkollegen: „Weiter gehts, Lektion mitnehmen und lernen!“, schrieb etwa der Zweibrücker Schwergewichtsboxer Senad Gashi. „Es ist schön zu sehen, dass die Leute mitfiebern und mir alles Gute wünschen“, sagt Styben, der sich von der Niederlage nicht umwerfen lassen will: „Ich möchte mir beweisen, dass ich es nach oben schaffen kann“, sagt der 27-Jährige, der den Kampf noch ein paar Tage analysieren – und dann am liebsten sofort wieder in den Ring steigen möchte: „Jetzt bin ich topfit, ich fahre jetzt sicher nicht in den Urlaub.“

Mit Trainer Pavel Yevtushenko möchte Styben trotz der Niederlage unbedingt weiter zusammenarbeiten. „Wladimir Klitschko hat unter Steward auch seinen ersten Kampf verloren – und war dann zehn Jahre Weltmeister.“

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