Pro Der FCK hat wenige Schwachpunkte – auf und neben dem Platz

Dass sich die Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern aktuell mit ihren Saisonzielen dezidiert zurückhalten, ist nach der katastrophalen letzten Spielzeit verständlich. Und trotz aller berechtigten Demut wäre eine ruhige Saison, an dessen Ende ein gesicherter Mittelfeldplatz steht, für die Pfälzer deutlich zu wenig.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Für den FCK kann es einzig um den Aufstieg gehen.

Denn den Verantwortlichen sind seit langer Zeit mal wieder gute bis sehr gute Verpflichtungen gelungen. Und das in der wichtigeren Transferphase vor der Saison. Da wäre Mittelfeldspieler Mike Wunderlich – trotz seines hohen Fußballalters (35) womöglich der beste Transfer in den vergangenen Jahren. Es muss schon weit zurückgeschaut werden, wann die Pfälzer einen solch begnadeten Standardschützen in ihren Reihen hatten. Es war wohl zu Basler-Zeiten. Mit Felix Götze, Marvin Senger und Jean Zimmer wurden außerdem drei Leistungsträger der letzten Runde gehalten. Der befürchtete Umbruch blieb damit aus – ein Trumpf, auf den auch Trainer Marco Antwerpen stets verweist.

Die Kaderqualität ist aufgrund des Verhandlungsgeschicks von Sportvorstand Thomas Hengen und Trainer Antwerpen insgesamt sehr hoch. Einzig 1860 München und vielleicht Eintracht Braunschweig sind ähnlich gut besetzt. Für Drittliga-Verhältnisse hat der FCK wenige Schwachpunkte. Die Innenverteidigung ist mit den kopfballstarken Marvin Senger und Kevin Kraus sowie den spielstarken Boris Tomiak und Felix Götze gut, zudem variabel besetzt. Und auch das vermeintliche Totschlagargument, dass dem Traditionsverein ein Torjäger für den Aufstieg fehle, greift an vielen Stellen schlicht zu kurz. So stieg Hansa Rostock in Liga zwei auf, obwohl der beste Torjäger des Teams gerade einmal zwölf Tore beisteuerte. Dieselbe Ausbeute wies Dynamo Dresdens erfolgreichster Torschütze auf. Dresden wurde Meister.

Eine Anzahl, die alle fitten Stürmer im FCK-Kader erreichen können. So bugsierte Daniel Hanslik vergangene Saison den Ball sieben Mal ins Netz. Und das in 21 Partien. Trend und Quote sprechen also für ihn. Neuzugang Muhammed Kiprit sind zuletzt acht Treffer gelungen – und das beim Chaosklub und Absteiger KFC Uerdingen. Weshalb also nicht beim FCK? Elias Huth bewies 2019/20 seinen “Torriecher“, als dem heute 24-Jährigen für den FSV Zwickau 14 Tore glückten. Das gelang ihm deshalb, weil Zwickaus Trainer Joe Enochs viel mit Flanken operieren ließ – ein Mittel, das auch Antwerpen einsetzen möchte. Ausreichend Qualität in vorderster Front ist also vorhanden – und einen Top-Knipser wie Sascha Mölders (nicht aufgestiegen) oder Terrence Boyd (nicht aufgestiegen) braucht es für die ersten zwei Plätze sowieso nicht.

Es ist aber nicht nur die Qualität auf dem Platz, die den FCK zum Aufstiegs­aspiranten macht. Nein. Auch daneben, an der Seitenlinie, scheint es seit Jahren wieder zu passen. Mit Antwerpen und Assistent Frank Döpper haben die Verantwortlichen nach einer gefühlten Ewigkeit  mal wieder ein glückliches Händchen auf der Trainerposition bewiesen. Antwerpen passt mit seiner klaren, akkuraten Malocher-Art in die Region, zum Verein, zu den Spielern. Der 49-Jährige bringt eine Mentalität rein, mit der er bereits Eintracht Braunschweig 2019/20 zum Aufstieg in Liga zwei führte. Diese Einstellung kristallisiert sich auch in der von ihm verlangten Spielweise heraus: hohe Intensität, Zweikampfhärte, Angriffspressing. Betze-Fußball.

Der FCK wirkt, auch nach dem geglückten Abstiegskampf in der vergangenen Spielzeit, zusammen mit den Fans wie ein eingeschworener Haufen. Was nach abgedroschener Floskel klingt, entscheidet im Fußball oftmals darüber, wo es hingeht. Gerade in der engen dritten Liga.
Gerade beim FCK.

Zusammengefasst spricht für die Roten Teufel als Aufstiegsanwärter somit einiges: die hohe Qualität einerseits, die glaubhaft vorgelebte Mentalität anderseits.

Egal, was die Verantwortlichen nach außen hin auch sagen mögen: Der FCK kann aufsteigen – und muss es vielleicht sogar auch.

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