LAZ Zweibrücken Eiskalter Holzdeppe — imponierende Hussong

Zweibrücken/Berlin · „Absolute Effizienz!“ Die Athleten des LAZ Zweibrücken begeistern bei der deutschen Meisterschaft nicht nur den sportlichen Leiter Alexander Vieweg.

 „Raffi braucht das Adrenalin!“ LAZ-Leiter Vieweg war begeistert von Raphael Holzdeppes Nervenstärke, die ihm den DM-Titel bescherte.

„Raffi braucht das Adrenalin!“ LAZ-Leiter Vieweg war begeistert von Raphael Holzdeppes Nervenstärke, die ihm den DM-Titel bescherte.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Raphael Holzdeppe flachste gut gelaunt über Haltungsnoten für seinen Sieges-Salto. Christin Hussong warf selbst nach einer schmerzhaften Bekanntschaft mit der Berliner Tartanbahn in ihrer eigenen Liga. Und Alexander Vieweg freute sich über die „absolute Effizienz“ seiner Athleten. „Zwei Zweibrücker am Start, zwei deutsche Meistertitel – besser geht es nicht“, sagte der sportliche Leiter des Leichtathletikzentrums Zweibrücken nach dem Doppel-Triumph der Speerwerferin und des Stabhochspringers bei den Titelkämpfen im Olympiastadion.

An Hussongs Leistung, die ihren DM-Titel am Samstag mit fast sieben Metern Vorsprung auf die Zweitplatzierte Annika Marie Fuchs vom SC Potsdam verteidigt hatte, imponierte dem ehemaligen Speerwerfer Vieweg insbesondere, dass die 25-Jährige einen Sturz beim Einwerfen offenbar locker wegsteckte. Beim Stemmen – dem abrupten Abbremsen vor dem Wurf, mit dem die Anlaufgeschwindigkeit auf den Speer übertragen wird – war die Herschbergerin weggerutscht, klagte anschließend über Schmerzen im Ellenbogen. „Dass sie sich davon nicht irritieren lässt, zeigt ihre Klasse, andere wären gehemmt gewesen, hätten den Sturz bei jedem weiteren Wurf im Hinterkopf gehabt“, meinte Vieweg, der von einer „psychologisch anspruchsvollen Situation“, sprach. Über diese habe Christin Hussongs Vater und Trainer Udo hinweggeholfen, der seine Tochter dazu bewegt habe, nicht lange nachzudenken, sondern direkt wieder zum Speer zu greifen.

Komplett zufrieden war die 25-Jährige mit ihrer Siegesweite von 65,33 Metern nicht. Rund zweieinhalb Meter fehlten zu ihrem Traumwurf, mit dem sie 2018 – ebenfalls in Berlin – Europameisterin geworden war. „Es sagt ja auch etwas aus, dass ich mich inzwischen über eine 65er-Weite beschwere. Eigentlich ist das schon gut, nur 100 Prozent zufrieden bin ich damit eben nicht“, erklärte die LAZ-Athletin, die sich jetzt erstmal für eine Woche in den Urlaub in die österreichischen Berge verabschiedet. „Runterkommen und mal eine Zeit lang keinen Speer in die Hand nehmen, wird ihr gut tun“, meinte Vieweg.

Beim Triumph Holzdeppes bei den Stabhochspringern musste der LAZ-Leiter dann allerdings ein paar Mal kräftig Durchpusten. „Raffi hat schon den einen oder anderen Herzkasper verursacht. Aber wenn es drauf ankommt, ist er eiskalt“, sagte Vieweg. Holzdeppe hatte die Latte bei 5,71 Metern zwei Mal gerissen. Als sein ärgster Kontrahent – U-23-Europameister Bo Kanda Lita Baehre – dieses Höhe passierte, packte der Zweibrücker einfach noch fünf Zentimeter obendrauf – und übersprang die Höhe in seinem letzten Versuch. „Raffi braucht das Adrenalin. Als Athlet bleibt dir in so einer Situation aber auch nichts anderes übrig, als zu sagen: Feuer frei und ab nach vorne“, meinte Vieweg. Er traut Holzdeppe noch mehr zu: „Bei der WM in Doha braucht er 5,90 Meter, um vorne mitzuspringen. Da will er hin – und da kann er auch hin.“

Angesprochen auf seinen Rückwärtssalto, mit dem er den Titel gefeiert hatte, flachste Holzdeppe in Anspielung auf die zeitgleich in Berlin ausgetragene Turn-DM. „Die Turner nebenan werden sich über die Haltungsnoten beschweren, aber ich hab den Salto gestanden, damit bin ich zufrieden.“ „Erleichtert“, sei er gewesen, dass die Latte bei seinem letzten Versuch liegen geblieben sei, meinte der Weltmeister von 2013. „Die ersten beiden Versuche waren so lala. Aber die Form ist grundsätzlich da.“

Im Gegensatz zu Hussong legt der 29-Jährige nun keine kurze Verschnaufpause ein. Er geht bereits am kommenden Freitag wieder beim City Jump in Ulm an den Start, will sich weitere Sicherheit holen, um im Herbst (27. September bis 6. Oktober) mit „gefestigtem Ego“ (Vieweg) zur Weltmeisterschaft zu fahren.

 Urlaubsreif: Christin Hussong legt nach ihrem erneuten DM-Triumph eine einwöchige Pause in den österreichischen Bergen ein.

Urlaubsreif: Christin Hussong legt nach ihrem erneuten DM-Triumph eine einwöchige Pause in den österreichischen Bergen ein.

Foto: dpa/Michael Kappeler
  LAZ-Leiter Alexander Vieweg war stolz auf die Leistung der Zweibrücker Athleten in Berlin.

LAZ-Leiter Alexander Vieweg war stolz auf die Leistung der Zweibrücker Athleten in Berlin.

Foto: Sebastian Dingler

Den passenden Rahmen für den LAZ-Doppeltriumph lieferte die Atmosphäre im Olympiastadion.
60 550 Zuschauer waren an den beiden DM-Tagen gekommen: „Als wir durch die Katakomben ins Stadion gelaufen sind, sind Gefühle von der EM letztes Jahr wieder hochgekommen. Es ist einfach toll, hier zu werfen“, erzählte Hussong. „Die Stimmung war geil und Berlin weiß einfach, wie man so eine Veranstaltung stemmt“, meinte Vieweg, der sich auch darüber freute, dass die DM in das Multisportevent „Finals“ mit zehn zeitgleich stattfindenden deutschen Meisterschaften eingebettet war: „Die mediale Aufmerksamkeit, das Zuschauerinteresse – das ist ein Format, von dem alle Sportarten profitieren können.“

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