Deutsche Hallenmeisterschaften Holzdeppe pokert bei DM goldrichtig

Dortmund · Raphael Holzdeppe ist wieder deutscher Hallenmeister im Stabhochsprung. In Dortmund setzte sich der frühere Weltmeister vom LAZ Zweibrücken am Sonntag wie im Vorjahr mit 5,68 Metern durch und verwies seine Trainingskollegen Karsten Dilla und Daniel Clemens, die beide 5,58 Meter überquerten, auf die Plätze zwei und vier.

 Sprung ins Glück: Wie im Vorjahr sicherte sich Raphael Holzdeppevom LAZ Zweibrücken den Titel bei den deutschen Hallenmeisterschaften.

Sprung ins Glück: Wie im Vorjahr sicherte sich Raphael Holzdeppevom LAZ Zweibrücken den Titel bei den deutschen Hallenmeisterschaften.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Mit einem Salto rückwärts und einer anschließenden Verbeugung verabschiedete sich Raphael Holzdeppe vom Publikum in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle. Der Ärger, dass es mit den 5,80 Metern nicht geklappt hatte, war beim Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken schnell verflogen. Denn zu diesem Zeitpunkt war der 28-Jährige als einziger Starter noch im Wettbewerb und hatte seinen zweiten deutschen Meistertitel bereits in der Tasche.

„Das Wichtige für mich war der Titel, nicht die Höhe“, sagte Holzdeppe, der den Titel wie im Vorjahr mit 5,68 Metern gewonnen hatte, hinterher. Zuvor hatte der Weltmeister von 2013 gepokert und die 5,58 Meter ausgelassen, um Kraft zu sparen. Allerdings wäre dieser Schachzug fast nach hinten losgegangen. Nach zwei ungültigen Versuchen über 5,68 Meter stand der Favorit kurz vor dem Aus. Erst im dritten und letzten Durchgang überquerte der Titelverteidiger seine Siegeshöhe. Beide Fäuste geballt klatschte Holzdeppe nach seinem gemeisterten Versuch zuerst Teamkollege Daniel Clemens ab, direkt danach Bundestrainer Andrei Tivontchik, der den Wettkampf von der Tribüne aus mitverfolgt und seinem Athleten immer wieder Tipps gegeben hatte.

Denn zu Beginn tat sich Holzdeppe schwer, in den Wettkampf zu finden, wirkte sichtlich angespannt. Gleich beim ersten Versuch über die Einstiegshöhe (5,48 Meter) stimmte der Abstand nicht. „Es war nicht so leicht, in den Wettkampf zu finden, weil ich nach dem Meeting in Düsseldorf ein bisschen pausiert und zwölf Tage keinen Wettkampf absolviert habe“, erklärte Holzdeppe dem Internet-Portal leichtathletik.de. Nachdem er als einziger Athlet die nächste Höhe ausgelassen hatte, begann beim LAZler das große Zittern. Da mit Karsten Dilla (TSV Bayer Leverkusen), der seit Oktober in Zweibrücken wohnt und Teil der Trainingsgruppe um Raphael Holzdeppe ist, Newcomer Gordon Porsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach) und dem zweiten Starter vom LAZ Zweibrücken, Daniel Clemens, drei Springer die 5,58 Meter geschafft hatten, musste Holzdeppe nachlegen.

Nachdem dann alle anderen an den 5,68 Metern gescheitert waren, war klar: Meistert Holzdeppe diese Höhe, ist er nach 2017 erneut deutscher Hallenmeister. Andernfalls würde nur der undankbare vierte Platz bleiben. Und zunächst sah es nicht gut aus für den Olympia-Dritten von London. Nach einem ersten ungültigen Versuch war der Zweibrücker im zweiten eigentlich schon hoch drüber. Doch der Abstand zur Latte stimmte nicht und so landete nicht nur Holzdeppe, sondern auch die Latte auf der Sprungmatte. Aber Raphael Holzdeppe bewies wieder einmal seine Nervenstärke, wenn es darauf ankommt. Mit einem blitzsauberen Sprung überflog er 5,68 Meter und strahlte nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung übers ganze Gesicht.

Der Sieg bei den Hallenmeisterschaften ist für Raphael Holzdeppe aber nur der erste Schritt in diesem Winter. Der zweite soll in wenigen Tagen bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Birmingham folgen. „Ich werde jetzt kommende Woche noch in Clermont-Ferrand springen und dann geht‘s zur Hallen-WM. Dort will ich eine Medaille gewinnen, die anderen sind ja in der Weltjahresbestenliste nicht so weit weg von mir. Ich bin mir sicher, dass ich bis dahin auch wieder 5,88 Meter wie in Karlsruhe springen kann oder sogar noch ein bisschen höher“, sagte der Zweibrücker Stabhochspringer, für den es die erste Teilnahme an einer Hallen-Weltmeisterschaft ist.

Hinter Holzdeppe teilten sich Gordon Porsch und Karsten Dilla mit jeweils 5,58 Metern den zweiten Platz. Auf dem undankbaren vierten Rang landete LAZ-Athlet Daniel Clemens, der durch Holzdeppes Goldsprung noch vom Siegertreppchen gestoßen wurde. Der Zweibrücker hatte in Dortmund seinen stärksten Wettkampf in dieser Saison abgeliefert, mit 5,58 Metern zudem eine persönliche Bestleistung in der Halle aufgestellt und am Ende nur aufgrund der Fehlversuche die erhoffte Medaille verpasst. Nachdem er seine Einstiegshöhe von 5,28 Metern noch souverän im ersten Durchgang gemeistert hatte, stand der 25-jährige Sportsoldat danach mehrmals vor dem Aus. Doch immer wieder gelang es Clemens, im entscheidenden Versuch seine besten Sprünge abzuliefern. Und so überquerte er nicht nur die 5,38 Meter, sondern anschließend auch die 5,48 und sogar 5,58 Meter jeweils im dritten Durchgang. Erst bei 5,68 Metern war dann Schluss für Clemens.

 Für Daniel  Clemens reichte es trotz Bestleistung am Ende nur zum  undankbaren vierten Rang.

Für Daniel Clemens reichte es trotz Bestleistung am Ende nur zum undankbaren vierten Rang.

Foto: Martin Wittenmeier

Zuvor waren einige Mitfavoriten früh gescheitert. Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen), der Raphael Holzdeppe im vergangenen Sommer noch den DM-Titel vor der Nase weggeschnappt hatte, musste sich mit 5,48 Metern und Rang fünf begnügen. Der dreimalige deutsche Hallen-Meister Malte Mohr (5,38 Meter) vom TV Wattenscheid wurde Sechster. Noch bitterer verlief der Nachmittag für den Leverkusener Tobias Scherbarth. Der Titelträger von 2015 fabrizierte einen „Salto nullo“ und wurde Letzter.

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