Höhepunkt eines rasanten Aufstiegs

Zweibrücken/Saarbrücken · Vollkommen locker wirkt Marlene Hüther vor dem Saisonhöhepunkt. Erstmals geht die 16-jährige Schwimmerin aus Dietrichingen im russischen Kasan bei einer Langbahn-WM der Aktiven an den Start.

 Entspannt: Marlene Hüther vor ihrem ersten Start bei einer Langbahn-Weltmeisterschaft nächste Woche in Russland. Foto: dIETZE/PM

Entspannt: Marlene Hüther vor ihrem ersten Start bei einer Langbahn-Weltmeisterschaft nächste Woche in Russland. Foto: dIETZE/PM

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Marlene Hüther reibt sich mit der Hand übers Gesicht. Die Saison war lang und anstrengend für die 16-jährige Schwimmerin. Die zarten Schatten unter ihren Augen lassen sie ein wenig müde wirken. Aber ihr strahlendes Lachen, das Funkeln in den Augen überwiegt. Es zeigt den Stolz, dass sie es zum Höhepunkt der Saison geschafft hat.

Es ist etwas mehr als ein halbes Jahr her, dass sie erstmals auf der Bühne der Großen mitgemischt hat. Anfang Dezember feierte Hüther ihr internationales Debüt bei den Aktiven mit drei Starts bei der Kurzbahn-WM in Doha. Ihr bisher größter Auftritt. Bisher - nun misst sie sich auf der prestigeträchtigeren Langbahn mit der Elite ihres Sports. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat Hüther für die Weltmeisterschaften , die morgen mit den Freiwasserschwimmerin im russischen Kasan beginnen, für die Freistil-Staffel nominiert. "Überrascht von der Nominierung sind wir nicht nach den guten Leistungen bei der Kurzbahn-WM, ihren enormen Steigerungen - wir haben systematisch darauf hingearbeitet", sagt Landestrainer Ralf Steffen. "Auf der Kurzbahn gehen viele Top-Schwimmer gar nicht an den Start", weiß Hüther: "Auf der langen Strecke ist es viel schwieriger, nach vorne zu kommen." Trotzdem hat sie es geschafft. Bei den deutschen Meisterschaften im April hat das Talent der Wassersportfreunde Zweibrücken, das für die SSG Saar Max Ritter startet, Gold mit der 200-Meter-Freistil-Staffel geholt, in deutscher Rekordzeit von 8:07,89 Minuten. Über 200 Meter Lagen steigerte sie sich im A-Finale auf 2:14,05 Minuten und gewann Bronze. Über 200 Meter Freistil blieb sie im Endlauf unter der Zwei-Minuten-Marke und holte in 1:59,14 Minuten erneut Bronze. "Die guten Zeiten von der kurzen auf die lange Strecke zu übertragen, ist nicht so einfach", sagt die Zweibrückerin: "Wir waren gespannt, wie es klappen würde."

Wir, das sind sie und Steffen. Er betreut Hüther, seit er 2010 ins Saarland kam. Und er sieht ihr Potenzial. Olympia 2016 in Rio de Janeiro käme vielleicht etwas früh, aber Hüther ist klar eine Kandidatin für die Spiele 2020. "Wir denken aber noch nicht an Olympia. Erst einmal liegt die Konzentration auf der WM. Wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen", betont Steffen.

Mit den anderen deutschen Hoffnungsträgern macht Hüther mehrere Lehrgänge im Jahr, neben den täglichen Einheiten an der Saarbrücker Landessportschule, wo sie seit etwa zweieinhalb Jahren in ihrem Internatszimmer lebt. Fast schon nebenbei geht sie auf das Gymnasium am Rotenbühl, der Eliteschule des Sports. Der Unterricht läuft noch, während Hüther bereits ihre Reisetasche für das WM-Trainingslager im türkischen Belek gepackt hat: "Der Stapel an Entschuldigungen ist schon lange eingereicht."

Den verpassten Unterricht wird die Dietrichingerin später nachholen - nach der WM. Neben der 4x200-Meter-Staffel, deren Vorläufe am 6. August stattfinden, kann die Nachwuchs-Schwimmerin auch auf einen Einsatz in der 4x100-Meter-Staffel am 2. August hoffen. Und bei ihrem Auftritt in Russland geht es um mehr als nur das Reinschnuppern. Um einen Startplatz für Rio zu sichern, muss die Staffel unter die Top Zwölf kommen. "Wenn alle gut drauf sind, schaffen wir das. Ich will über 200 Meter auf jeden Fall eine Zeit unter 1:59 schwimmen", sagt Hüther, die den 4x200-Meter-Wettkampf vermutlich mit SSG-Schwimmerin Annika Bruhn, Johanna Friedrich (SC Magdeburg ) und Alexandra Wenk (SG Stadtwerke München ) bestreiten wird. "Die Top Zwölf wären schon schön mit der Quali für Olympia", schiebt auch der Landestrainer nach. Dazu müsse aber alles passen.

Optimistisch ist Hüther - auch wenn ihre Zeiten bei den Überprüfungswettkämpfen in Essen und der Mare-Nostrum-Tour an der Mittelmeerküste nicht ganz an die DM-Leistungen heranreichten. "Bei der Mare-Nostrum-Tour im Juni bin ich am ersten Tag krank geworden. Ich hatte richtig dicke Lymphknoten, habe aber nur einen Tag ausgesetzt", sagt sie. Die Krankheit hatte sich über Wochen durchgezogen. Ein weiterer Grund für die Augenringe. Erst seit etwa einer Woche "kann ich wieder problemlos trainieren", sagt Hüther. Gut möglich also, dass die leichten Schatten bis zu ihrem Start in Russland vollkommen dem Funkeln in den Augen gewichen sind.

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