Herr über 1000 PS

Homburg/Le Castellet · Mit einem deutlich überarbeiteten Auto startet Timo Bernhard am Sonntag in die Langstrecken-WM. Vergangenes Jahr sorgte der Homburger dort schon für Furore. Nun will er sich einen Kindheitstraum erfüllen.

 30 000 Testkilometer haben Timo Bernhard und seine Teamkollegen seit Januar abgespult. Am Sonntag wird es ernst: In Silverstone findet der Saisonauftakt zur Langstrecken-WM statt. Foto: Porsche

30 000 Testkilometer haben Timo Bernhard und seine Teamkollegen seit Januar abgespult. Am Sonntag wird es ernst: In Silverstone findet der Saisonauftakt zur Langstrecken-WM statt. Foto: Porsche

Foto: Porsche

Krachend landet die rechte Pranke von Teamkollege Mark Webber auf der Schulter von Timo Bernhard . "Hey, das war gut", sagt Webber und grinst. Bei der Präsentation des neuen Porsche 919 Hybrid hatte Bernhard mit einem Satz für ein Raunen im Publikum gesorgt: "Mit diesem Auto wollen wir Porsche dorthin bringen, wo die Marke hingehört: auf Platz eins." Eine klare Kampfansage, die deshalb so ungewöhnlich ist, weil Bernhard normal nicht der Mann für große Töne ist. Das ist eher die Sache von Webber.

Das klar formulierte Ziel zeigt aber vor allem eins: die enorme Zuversicht des Homburgers vor dem Start der Langstrecken-WM an diesem Sonntag um 13 Uhr in Silverstone. Porsche hat 2015 Großes vor. Im vergangenen Jahr waren die Zuffenhausener nach 16 Jahren Abstinenz auf die große Bühne des Motorsports zurückgekehrt. Lange hatte Bernhard beim Saison-Höhepunkt - den 24 Stunden von Le Mans - geführt, ehe er zweieinhalb Stunden vor Schluss mit einem Defekt ausgerollt war. "Das war echt bitter", sagt Bernhard: "Und da ist noch eine Rechnung offen."

Dafür hat Bernhard über Winter am Saarbrücker Olympiastützpunkt geschuftet und geschwitzt. "Ich habe schon vorher intensiv trainiert, aber jetzt haben wir's nochmal verschärft", sagt der 34-Jährige: "Aber das muss auch sein. Wir fahren in Le Mans dreieinhalb Stunden volle Pulle. Da muss man auch die letzten 45 Minuten noch richtig fit sein."

Bernhards Auto trägt die Startnummer 17. Eine Zahl mit Symbolcharakter. Denn mit ihr soll der Homburger den 17. Porsche-Sieg in Le Mans einfahren. "Das wäre ein Hammer, das kann man sich gar nicht vorstellen", sagt Bernhard. Mit Porsche in Le Mans zu siegen, ist ein Kindheitstraum des Homburgers.

2014 hatten die Zuffenhausener als Rückkehrer schon für viel Furore gesorgt und sogar am Saisonende den WM-Lauf in Sao Paulo gewonnen. Die Titel aber fuhren andere ein: Toyota gewann die WM, Audi das prestigeträchtige Rennen von Le Mans . 2015 soll das anders werden. Über Winter wurde das Auto weiterentwickelt. Die Aerodynamik wurde komplett überarbeitet, zudem speckte der leicht übergewichtige Wagen 50 Kilogramm ab. "Das Auto ist viel agiler, lässt sich deutlich besser fahren", sagt Bernhard.

Vor dem ersten Rennen spulte die Mannschaft schon 30 000 Testkilometer ab. Das erste Kräftemessen der drei Hersteller beim Test in Le Castellet Ende März zeigte dabei, dass Porsche auf einem guten Weg ist. An beiden Tagen lagen die 919 Hybrid auf Platz eins. Im Vergleich zum Vorjahr wurde das Auto gut vier Sekunden schneller. "Die haben Zeiten rausgehauen - da müssen wir uns gar nicht einbilden, dass wir die auch fahren können", sagt Audi-Teamchef Ralf Jüttner: "Zumindest nicht auf eine Runde."

Saisonstart ist am Sonntag in Silverstone. "Von der Strecken-Charakteristik - viele schnelle Kurven, kurze Geraden - ist das für unser Auto wohl das schwierigste Rennen. Danach kommen Strecken, die uns besser liegen", sagt Bernhard. Dem Auftakt fiebert er dennoch entgegen: "Ich freue mich, dass es nach der langen Vorbereitung endlich losgeht und wir sehen, wie schnell wir wirklich sind. Ein Podestplatz sollte drin sein."

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