Fußball-Regionalliga „Das Vertrauensverhältnis war gestört“
Homburg · Der FC Homburg ist in die Vorbereitung auf die neue Saison eingestiegen. Clubboss Eder übt deutliche Kritik am plötzlichen Abgang von Jürgen Luginger. Der neue Übungsleiter soll binnen zwei Wochen gefunden werden. Loris Weiss verlängert Vertrag.
Am Donnerstagnachmittag zeigte sich deutlich, dass enorm viel Arbeit vor dem FC Homburg liegt. Ohne Cheftrainer und mit einem Kader, der bislang gerade einmal 15 Feldspieler umfasst, startete der FCH in die Vorbereitung auf die neue Fußball-Regionalligasaison. Nach dem überraschenden Abgang des bisherigen Cheftrainers Jürgen Luginger als Sportdirektor zum 1. FC Saarbrücken am Mittwoch leitete der bisherige Homburger Co-Trainer Joti Stamatopoulos das erste Training nach der Sommerpause.
Dass Lugingers Abschied aufgrund von notwendigen Sparmaßnahmen vom Verein gewollt gewesen sei, wie eine Boulevardzeitung berichtet, bezeichnet Herbert Eder als „Fantasie“. „Unser Budget steht schon seit März. Stattdessen lässt sich heraushören, dass der Ärger über den kurzfristigen Rückzug Lugingers nach drei Jahren groß ist.
Eder sagt, er sehe den Vorgang „völlig emotionslos“. Wenig später wird der 68-Jährige dann aber doch sehr deutlich. Er sei „natürlich wenig begeistert, wenn ein Trainer seine persönlichen Interessen über die Interessen seines Vereins stellt. Man sollte sich nicht im Profigeschäft bewegen, wenn man nicht in der Lage ist, unter Profi-Bedingungen zu arbeiten.“ Noch am Freitag habe Luginger mit potenziellen neuen Spielern verhandelt – vier Tage später bat er um die Freigabe. Auch auf die Frage, ob er darüber nachgedacht habe, auf den bis Sommer 2021 laufenden Vertrag mit Luginger zu bestehen, findet Eder klare Worte. „Den Vertrag einzufordern, hätte keinen Sinn gemacht. Nach einer solchen Situation wäre das Vertrauensverhältnis in einem Maß gestört gewesen, das nicht zu vertreten ist.“
Dass Luginger nicht glücklich war, dass der FCH im abgelaufenen Spieljahr nicht am Lizenzierungsverfahren zur 3. Liga teilgenommen hat, pfeifen die Spatzen in Homburg schon länger von den Dächern. Dazu kommt, dass der Hauptsponsor der Grün-Weißen zum 1. FC Kaiserslautern intensive Kontakte unterhält und die Möglichkeiten, eine Spitzenmannschaft in Homburg zu formen, vielleicht darum an finanzielle Grenzen stoßen könnten.
Dass der FCS für Luginger eine Ablösesumme bezahlt hat, wollten weder Eder noch FCS-Vizepräsident Dieter Ferner bestätigen. „Wir haben uns mit Homburg auf einem vernünftigen Weg geeinigt, das ging innerhalb von 24 Stunden“, behauptet Ferner, „wir sind sehr dankbar, dass das so schnell geklappt hat.“
Nun ist es vor allem an Homburgs Sportmanager Michael Berndt, neben den offenen Planstellen im Spielerkader auch einen neuen Trainer zu finden. Hier tauchen mit Stamatopoulos und Rüdiger Ziehl schon jetzt zwei ernstzunehmende Optionen auf. Der frühere Assistent Lugingers hält sich vorerst bedeckt. „Für mich ist es in dieser Situation vor allem wichtig, eine Entscheidung zu treffen, mit der alle mit gutem Gefühl in die Saison gehen können“, weicht Stamatopoulos der Frage danach, ob er sich den Chefposten vorstellen könne, aus. Dass ein Übungsleiter, der über die Fußballlehrer-Lizenz verfügt und in Griechenland und Estland bereits Erfahrung als Cheftrainer gesammelt hat, nicht auf Dauer als Assistent am Spielfeldrand sitzen möchte, dürfte allerdings klar sein.
Dass auch Rüdiger Ziehl ein „interessanter Kandidat“ ist, hat Berndt bereits eingeräumt. Der gebürtige Stambacher Ziehl, der von 2016 bis 2020 in der Regionalliga Nord den VfL Wolfsburg II trainierte, wurde bereits vor Jahren als FCH-Trainer gehandelt. Nachdem Berndt und Ziehl um die Jahrtausendwende zusammen beim 1. FC Kaiserslautern II spielten, dürfte der Draht zwischen den ehemaligen Mannschaftskollegen kurz sein. „Ich gehe davon aus, dass die Trainerfrage in ein bis zwei Wochen vom Tisch ist“, sagt Eder. „Der neue Mann soll unsere Strategie verfolgen, junge Talente nach oben zu bringen“, ergänzt Berndt. Man befinde sich bereits in Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern und sondiere derzeit die eingegangenen Anfragen.
Bis zum Saarlandpokal-Viertelfinale bei Saarlandligist TuS Herrensohr am 15. August bleibt dem FCH auch nicht allzu viel Zeit, um die Abgänge der Leistungsträger Maurice Neubauer, Christopher Theisen und Kevin Maek zu kompensieren. „Da wir nicht wissen, ob in der neuen Saison Zuschauer zugelassen werden, planen wir etwas vorsichtiger. Das macht die Sache nicht einfacher. Aber das heißt nicht, dass wir keine Mittel haben, um gestandene Spieler zu verpflichten“, erklärt Berndt die bisherige Zurückhaltung auf dem Transfermarkt. „Natürlich“ seien Neuzugänge geplant, die personelle Planung erweise sich allerdings nun als schwierig, weil der neue Trainer „vermutlich auch ein Wort mitsprechen möchte“. Berndt selbst sieht insbesondere im offensiven Mittelfeld und auf der linken defensiven Außenbahn Bedarf.
Auch unter den Homburger Spielern, die am Donnerstag unter Stamatopoulos ins Training eingestiegen sind, herrscht Verwunderung, zuweilen auch Verunsicherung. Stürmer Marcel Carl sagt, dass dem Team schon länger Gerüchte bekannt gewesen seien, dass Luginger als Nachfolger von Marcus Mann beim FCS gehandelt wird. „Dass das jetzt zwei Tage vor unserem Trainingsauftakt passiert, kommt für uns aber völlig überraschend.“ Mittelfeldspieler Jannik Sommer bedauert: „Schade, wir hatten uns nach der letzten Winterpause gesteigert. Wir waren auf einem guten Weg.“
Zum Trainingsauftakt am Donnerstag standen 15 Feldspieler und drei Torhüter im Übungsbetrieb. Neben den beiden Neuzugängen Jannik Reuss und Philipp Schuck war auch Loris Weiss dabei. Sein Vertrag war ausgelaufen und wurde gestern um zwei weitere Jahre verlängert.
In den nächsten acht Tagen stehen für die Spieler des FC Homburg täglich zwei Trainingseinheiten auf dem Programm. Es folgen vier Tage Pause. Bereits am Sonntag findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit um 14 Uhr auf dem Platz des SV Schwarzenbach das erste Testspiel gegen den Rheinlandligisten FC Bitburg statt.