Handball-Oberliga Zum Wurf ins Glück fehlen Zentimeter
Zweibrücken/Eppelborn · Es war ein Spiel wie eine Achterbahnfahrt: Der vom Abstieg bedrohte Handball-Oberligist VTZ Saarpfalz hat den HF Illtal auswärts ein Remis abgetrotzt. Vor zwei Monaten hatte die VTZ an selber Stelle eine krachende Niederlage erlitten. Am Sonntag verhinderte nur die Unterkante der Latte eine Revanche.

VTZ-Spieler Thomas Jung feiert mit Torwart Norman Dentzer einen seiner sechs Treffer im Spiel bei den HF Illtal. Jung, der nach der Saison zu den HFI wechselt, war zusammen mit Tomas Kraucevicius erfolgreichster Schütze seiner Mannschaft. Am Ende schrammte die VTZ beim 26:26 haarscharf an einem überraschenden Sieg vorbei. Foto: Kleer/FNS
Foto: Fabian KleerEs hätte der ganz große Wurf für Tomas Kraucevicius und seine VTZ Saarpfalz werden können. Im Spiel der Handball-Oberliga bekam die VTZ am Sonntagabend bei den HF Illtal beim Stand von 26:26 praktisch mit der Schluss-Sirene einen Siebenmeter zugesprochen. Kraucevicius trat an – warf – doch der Ball prallte an die Unterkante der Latte und sprang von dort zurück ins Feld. Dann war Schluss. „Schade, dass der Ball nicht drin war, aber wir sind nicht böse auf ihn. Tomas hat heute sein bestes Saisonspiel gezeigt. Wir sind mit dem Punktgewinn total happy“, sagte VTZ-Trainer Philip Wiese.
Denn das Remis im Illtal war auch Beleg dafür, wie sich seine Mannschaft weiterentwickelt hat. Noch vor etwas mehr als zwei Monaten waren die Zweibrücker an selber Stelle völlig chancenlos gewesen. Im Saarlandpokal wurde die VTZ Mitte Januar mit einer 21:36-Packung aus der Hellberghalle geprügelt. Vor wenigen Wochen hatte der Tabellenfünfte Illtal dort dem Spitzenreiter VTV Mundenheim seine bislang einzige Saisonniederlage zugefügt. Am Sonntag trennten die VTZ nun nur wenige Zentimeter von einem Sieg gegen die „Zebras“.
Kraucevicius war bei dem Unentschieden trotz seines Fehlwurfs kurz vor Schluss übrigens zusammen mit Thomas Jung erfolgreichster VTZ-Schütze. Beide erzielten sechs Tore.
Vor allem in der ersten Halbzeit zeigten die Zweibrücker ein überragendes Auswärtsspiel. Die rund 320 Zuschauer rieben sich insbesondere in der Anfangsphase verwundert die Augen. Wer kämpfte hier eigentlich gegen den Abstieg und wer gehörte zur erweiterten Oberliga-Spitze?. Als Thomas Jung in der achten Minute seinen ersten Treffer des Abends erzielte, lagen die Zweibrücker bereits mit 5:0 in Führung. Illtal nahm im Anschluss seine erste Auszeit und erzielte direkt danach auch prompt ein Tor. Als VTZ-Kreisläufer Julian Kreis sich nach 16 Minuten eine Zeitstrafe einhandelte, verkürzten die Hausherren zwar zwischenzeitlich auf zwei Tore (7:9). Die Saarpfälzer ließen sich davon aber nicht beeindrucken und schlugen umgehend zurück. Nach einem Treffer von Abdou Belhadi hatte die VTZ ihren Vorsprung wieder auf fünf Tore ausgebaut (8:13, 23. Minute). Die Zweibrücker ließen auch im Anschluss nicht locker, zeigten sich gerade im Angriff kreativ, zielstrebig – und vor allem zielsicher. Nur vier Fehlwürfe und einen technischen Fehler leisteten sich die Rosenstädter in den ersten 30 Minuten. Als die Seiten gewechselt wurden, hatte die VTZ den Vorsprung beim Stand von 18:12 aus ihrer Sicht auf sechs Tore ausgebaut.
„Es war eine überragende erste Halbzeit“, lobte Wiese den Auftritt seiner Mannschaft, die auch defensiv überzeugte. Mit einer 5:1-Deckung zogen die Gäste vor allem Illtals Tormaschine Christoph Holz den Zahn. Holz, einer der treffsichersten Schützen der Spielklasse, kam am Sonntag nur auch zwei Treffer.
Trotz der klaren Führung gaben sich die Rosenstädter nicht der Illusion hin, dass das Spiel schon entschieden wäre. „Uns war ganz klar, dass Illtal jetzt richtig Gas geben und über ihr Tempospiel versuchen wird, wieder in die Partie zu finden“, berichtete Wiese. Und in der Tat: Bis zur 34. Minute hielt die VTZ ihren Vorsprung noch konstant (14:20) – dann drehten die Hausherren auf. Binnen vier Minuten kamen die HFI angeführt vom starken Max Mees (11 Tore) bis auf zwei Tore heran (18:20). Die Zweibrücker wehrten sich zwar nach Kräften – doch in der 46. Minute war es dann passiert. Die HFI glichen zum ersten Mal an diesem Abend aus: 22:22 hieß es eine knappe Viertelstunde vor dem Ende. Das Momentum sprach also klar für die von ihren lautstarken Anhängern angetriebenen Hausherren, die durch Mees wenig später erstmals in Führung gingen (25:24).
Und dann wurde es dramatisch: Als Mees kurz darauf auch noch den Treffer zum 26:24 folgen ließ, schienen die Gastgeber vier Minuten vor dem Ende endgültig auf die Siegerstraße einzubiegen. Die VTZ nahm ihre letzte Auszeit – und kam für die Schlussphase wie beflügelt zurück auf die Platte. Jung erzielte zunächst den Anschluss. Dann wurde der Illtaler Abwehrhüne Kevin Singh nach seiner dritten Zeitstrafe disqualifiziert. Und in Überzahl stellte Jung 84 Sekunden vor der Schluss-Sirene wieder den Ausgleich her. Und es kam scheinbar noch besser. Nach einem Foul von Mees Sekunden vor Schluss bekam die VTZ tatsächlich noch einen Siebenmeter zugesprochen. Doch Kraucevicius‘ Wurf ins Glück blieb an der Unterkante der Latte hängen. Kraucevicius war allerdings nicht der einzige Zweibrücker, der vom Siebenmeterpunkt scheiterte. Robin von Lauppert und Thomas Jung taten es ihm gleich. Insgesamt fand nur einer von vier Strafwürfen der VTZ den Weg ins Netz. Ein kleiner Trost: Die Ausbeute der Illtaler sah nur unwesentlich besser aus (1 von 3).
„Wir sind alles in Allem sehr zufrieden mit dem Punktgewinn. Es war eine hundertprozentige Steigerung zur Vorwoche“, lobte Wiese. Am letzten Spieltag hatte sich seine Mannschaft zwar mit 24:23 gegen den TuS Daun durchgesetzt – über weite Strecken aber wenig überzeugt. „Die Jungs haben heute einen super Kampf geliefert. Wir können Ihnen keinen Vorwurf machen“, ergänzte Wiese. Die VTZ liegt nun punktgleich hinter dem TV Nieder-Olm auf Platz elf. Das Ziel der Zweibrücker ist Rang zehn, der unabhängig von den Absteigern aus der 3. Liga in jedem Fall für den Klassenerhalt reicht. Allerdings haben die Rosenstädter im Vergleich zu allen Konkurrenten im Abstiegskampf schon mindestens eine Partie mehr ausgetragen.
Die VTZ braucht also weiter dringend Punkte. Schon am kommenden Sonntag steht für Zweibrücken die nächste ganz wichtige Partie auf dem Programm. Dann ist um 17 Uhr Tabellennachbar Nieder-Olm in der Westpfalzhalle zu Gast.