Handball-Saarlandliga 34:12-Wahnsinn! Weinerts Löwen erbeuten Titel

Zweibrücken · Der SV 64 Zweibrücken II hat in beeindruckender Manier die Meisterschaft in der Handball-Saarlandliga geholt. Trainer Klaus Peter Weinert steht nächste Saison zusammen mit Stefan Bullacher bei der ersten Mannschaft an der Seitenlinie. Sein Nachfolger beim Saarlandliga-Team wird Aris Wöschler.

 Nach dem Abpfiff brechen alle Dämme: Nico Gräber, Fabian Naumann und Til Wöschler (von links) feiern die Meisterschaft mit dem SV 64 Zweibrücken II in der Handball-Saarlandliga.

Nach dem Abpfiff brechen alle Dämme: Nico Gräber, Fabian Naumann und Til Wöschler (von links) feiern die Meisterschaft mit dem SV 64 Zweibrücken II in der Handball-Saarlandliga.

Foto: Martin Wittenmeier

Vier Minuten und 36 Sekunden blieb die Partie spannend. Zu jenem Zeitpunkt erzielte Matthias Brusdeilins von der HSG Ottweiler-Steinbach am Samstagabend im Handball-Saarlandliga-Spiel gegen den SV 64 Zweibrücken II den 1:2-Anschlusstreffer für seine Mannschaft. Und der eine oder andere der rund 120 Zuschauer in der Westpfalzhalle fragte sich womöglich: Würde das Kellerkind der Kaderschmiede der Löwen auf den letzten Metern des Titelrennens womöglich noch in die Suppe spucken?

Die Antwort, die die Zweibrücker lieferten, hätte eindrucksvoller nicht ausfallen können: Im Minutentakt schlug es nun im Gehäuse der HSG ein. Nach einer Viertelstunde lag der SV mit 10:1 vorne. Zur Halbzeit mit 20:5. Als Alexander Eusterholz nach 40 Minuten den sechsten seiner sieben Treffern erzielte, stand der irre Spielstand von 27:7 auf der Anzeigetafel. Im Anschluss ließen es die Löwen zwar etwas gemütlicher angehen – das 34:12 mit dem die Zweibrücker den überforderten Gegner aus der Halle prügelten, ließ Floskeln vom „Kantersieg“ oder dem berühmten „Klassenunterschied“ dennoch unzureichend erscheinen. 

Nach der Schluss-Sirene jedenfalls brachen bei den Löwen alle Dämme. Einen Spieltag vor Saisonende hatte der SV den Saarlandliga-Titel eingetütet. Bis Mitternacht feierten die 64er in der Westpfalzhalle, ehe die Party im Gasthaus Drumm ihre Fortsetzung fand.

Und mittendrin Trainer Klaus Peter Weinert. Der habe vor der Partie gar ein wenig Angst gehabt, dass seine Mannschaft die Begegnung mit dem Vorletzten Ottweiler als Selbstläufer wahrnehmen könnte. „Aber alle waren motiviert. Wir haben ein richtig gutes Spiel gezeigt“, schwärmte der 42-Jährige.

Dass der SV 64 II um den Titel mitspielt, sei vor der Runde das erklärte Ziel gewesen, berichtet der Übungsleiter, denn – „die Qualität dazu haben wir einfach“. Eine Selbstverständlichkeit sei die Meisterschaft aber nicht. Auch weil bei einer zweiten Mannschaft naturgemäß Flexibilität gefragt ist. Ende vergangenen Jahres musste Weinert zuerst Torwart Alex Sema an die erste Mannschaft abtreten. Es folgten die Brüder Nils und Aris Wöschler.

Und immer dann, wenn die Spiele des Drittliga-Teams und der A-Junioren parallel zu jenen der Saarlandliga-Mannschaft stattfanden, schmolz Weinerts Kader rapide. Beim TV Niederwürzbach trat der SV 64 II am vorletzten Spieltag mit einer Rumpfmannschaft an. Der Trainer sagt: „Wir wollten das Spiel eigentlich unbedingt verlegen. Ganz ehrlich. Ich dachte nicht, dass wir dort gewinnen.“ Taten die Löwen aber: Und zwar mit 34:31. Überhaupt gingen die Zweibrücker in der Saison bislang nur zwei Mal als Verlierer von der Platte. Beim Vizemeister HSG Saarbrücken, der in seiner harzfreien Rastbachtalhalle seit fast dreieinhalb Jahren kein Spiel mehr verloren hat. Und beim Dritten SGH St. Ingbert. Schönheitsfehler einer ansonsten formidablen Runde.

Auch wenn seine Mannschaft teilweise in wechselnden Aufstellungen aufs Parkett ging, sei der Teamgeist ein wichtiger Baustein des Erfolgs gewesen, sagt Weinert. Und die Trainingsbeteiligung? „Nicht perfekt, aber gut.“ Beides sei bei einer zweiten Mannschaft keine Selbstverständlichkeit, so der Trainer, der betont, dass Spieler, die neu zum Team stießen, sich rasch integriert hätten. Der 21 Jahre alte Fabian Naumann etwa, der eigentlich für den Kader der ersten Mannschaft vorgesehen war, dann aber zu Beginn des Jahres zunehmend bei der Zweiten eingesetzt wurde, um Spielpraxis zu sammeln. „Fabian hat immer mehr Verantwortung übernommen“, lobt Weinert den 21-Jährigen, der beim knappen 27:25-Heimerfolg über St. Ingbert Ende April mit acht Treffern der überragende Mann war.

Der SV 64 Zweibrücken II wird auch nächste Saison in der Saarlandliga an den Start gehen. An der Aufstiegsrelegation nimmt die Mannschaft nicht teil. Und die Mission Titelverteidigung muss das Team nächste Saison ohne Klaus Peter Weinert angehen. Auf den 42-Jährigen warten neue Aufgaben: Er übernimmt die B-Jugend des SV und wird Co-Trainer unter Stefan Bullacher bei der ersten Mannschaft.

Weinerts Nachfolger ist bereits gefunden. Spieler Aris Wöschler wird die Saarlandliga-Mannschaft nächste Saison betreuen. Ob Weinert dann zusammen mit Stefan Bullacher in der 3. Liga oder in der Oberliga an der Seitenlinie stehen wird, ist noch nicht klar. Die erste Mannschaft steckt tief im Abstiegskampf. „Nach der Niederlage gegen Coburg am Wochenende sieht es zwar eher nach Oberliga aus – aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Weinert. Er räumt ein, „ein bisschen traurig“ zu sein, das Saarlandliga-Team nur noch im letzten Saisonspiel am Samstag um 18 Uhr bei der HSG Dudweiler-Fischbach als Trainer begleiten zu dürfen. „Aber ich bleibe ja im Verein und werde die Jungs weiterhin sehen“, sagt er.

 Die zweite Mannschaft des SV 64 Zweibrücken feiert die vorzeitige Meisterschaft in der Handball-Saarlandliga.

Die zweite Mannschaft des SV 64 Zweibrücken feiert die vorzeitige Meisterschaft in der Handball-Saarlandliga.

Foto: Martin Wittenmeier

Und wenn seine dann ehemalige Mannschaft nächste Saison erneut den Titel gewinnt, ist Klaus Peter Weinert sicher auch wieder mittendrin, wenn im Gasthaus Drumm weit nach Mitternacht gefeiert wird. Als Ehrengast.

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