Handball-Oberligist VT Zweibrücken Ohne Glauben „könnten wir aufhören“

Zweibrücken · Marek Galla, Interimstrainer der Oberliga-Handballer von der VTZ Saarpfalz, und die sportliche Leiterin Christina Fischer analysieren die schwierige Spielzeit in der RPS-Liga. Und erklären, was es braucht, damit die VTZ am Ende der Saison erneut den Klassenerhalt feiern kann.

 Marek Galla ist seit November (Interims-)trainer des vom Abstieg bedrohten Handball-Oberligisten VTZ Saarpfalz. Er glaubt fest daran, dass das Team die Qualität hat, die Klasse zu halten.

Marek Galla ist seit November (Interims-)trainer des vom Abstieg bedrohten Handball-Oberligisten VTZ Saarpfalz. Er glaubt fest daran, dass das Team die Qualität hat, die Klasse zu halten.

Foto: Martin Wittenmeier

14 von 30 Spieltagen sind in der Handball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar gespielt. Die VT Zweibrücken-Saarpfalz belegt vor dem ersten Spiel des neuen Jahres – am Sonntag, 15. Januar, in der Westpfalzhalle gegen die SG Saulheim –  den vorletzten Rang. Und damit den ersten Abstiegsplatz. Auch in dieser Spielzeit steht der VTZ also ein knallharter Kampf gegen den Abstieg bevor. Eine Situation, die der Club vermeiden wollte. Während das Team im Winter der vergangenen Saison zusammenblieb und sich in der zweiten Saisonhälfte deutlich steigerte, steht bei der VTZ seit Ende November Interimstrainer Marek Galla an der Seitenlinie, nachdem Philip Wiese und Kai Schumann ihren Hut genommen hatten. Unter Galla feierten die Zweibrücker zwar gleich einen überraschenden Sieg   bei den HF Illtal, kassierte bis zum Jahreswechsel dann aber drei Pleiten in Folge. Im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur haben Teammanagerin Christina Fischer und Trainer Galla die schwere erste Saisonhälfte Revue passieren lassen. Und erklären, was es braucht, damit die VTZ auch nach dieser Saison am Ende den Klassenerhalt feiern kann.

Frau Fischer, die Corona-Spielzeiten waren kräftezehrend. Auch die vergangene Saison, die endlich wieder zu Ende gespielt werden konnte, war für die VTZ Saarpfalz schwierig. War der Klassenverbleib im Mai der sportlich schönste Moment im Jahr 2022?

CHRISTINA FISCHER Es war sicherlich eines der Highlights. Aber meiner Meinung nach lässt sich das nicht an einem oder zwei Spielen festmachen. Es waren die ersten Erfolge im neuen Jahr, gepaart mit einer „Jetzt-Erst-Recht-Haltung“ des gesamten Vereins. Die Stimmung, die sich dann von Woche zu Woche entwickelt hat, war etwas Besonderes. Es wäre schön, wenn sich die Geschichte in diesem Jahr wiederholen würde.

Auch in der laufenden Saison läuft es nicht wie erhofft. Die VTZ überwintert auf dem vorletzten Rang. Womit ist die magere Punktausbeute zu erklären – und was muss passieren, um den Schalter umzulegen?

FISCHER Das ist schwer zu sagen, denn wie so oft ist es nicht nur ein Aspekt, der ins Gewicht fällt. Mal war es Verletzungspech, mal hat das Spielglück gefehlt. Dann ist man irgendwann nicht mehr mit dem Selbstvertrauen ausgestattet, das es braucht, um knappe Spiele auch mal zu seinen Gunsten zu entscheiden. Aber so lange möchten wir uns mit der Hinrunde nicht mehr aufhalten. Mit Marek Galla als Coach wollen wir jetzt das Ruder rumreißen. Es ist klar, dass wir mehr bringen müssen. Dieses „Mehr“ gilt es sich jetzt im Training mit hoher Intensität wieder zu erarbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.

Trotz der sportlich schwierigen Situation standen die Trainer Kai Schumann und Philip Wiese im Vorstand nie zur Diskussion. Wie schwer hat die VTZ die Entscheidung der beiden getroffen, ihre Ämter dennoch niederzulegen? Verstehen Sie die Begründung des ehemaligen Trainer-Duos, das meinte, das Team brauche neue Impulse?

FISCHER Wenn man so etwas nicht erwartet, trifft es einen mit voller Wucht. Ich, ebenso wie der Vorstand, können diesen Schritt nachvollziehen, bedauern ihn aber sehr. Wir werden nicht vergessen, was beide Trainer in den vergangenen Jahren in schwierigen Situationen alles auf sich genommen haben, um den Verein in ruhiges Fahrwasser zu führen. Wenn sich beide einig sind, dass sie nicht mehr das Gefühl haben, die Mannschaft zu erreichen und das Ruder rumzureißen, dann kann ich das akzeptieren. Ich weiß, dass es beiden keineswegs leicht gefallen ist, diesen Schritt zu gehen.

Wie wichtig war es, mit Marek Galla schnell jemanden gefunden zu haben, der sich nicht lange mit der Mannschaft vertraut machen musste?

FISCHER In Anbetracht der Situation ist das meiner Meinung nach ein klarer Vorteil. Marek wusste und weiß, was ihn erwartet und was er von der Mannschaft erwarten kann. Unabhängig von der Spielidee bringt ein Trainer immer auch etwas von seiner Identität mit, seiner Sicht auf den Handball. Oft können da schon Kleinigkeiten den Unterschied machen und eine Mannschaft neu beleben. Ich bin mir sehr sicher, dass wir die Handschrift von Marek in den kommenden Wochen immer deutlicher sehen werden.

Marek Galla ist offiziell eine Interimslösung. Läuft die Suche nach einem Nachfolger oder ist es auch vorstellbar, dass er die Mannschaft langfristig betreut?

FISCHER Ich denke, dass wir trotz der schwierigen Situation gut beraten sind, jetzt nicht in Hektik zu verfallen. Nach dem überraschenden Rücktritt von Philip Wiese und Kai Schumann steht mit Marek unsere Wunschlösung an der Seitenlinie. Da das für beide Seiten spontan und schnell gehen musste, haben wir uns zunächst für die Interimslösung entschieden. Wir diskutieren aber natürlich intern schon die kommende Runde. Das betrifft aber nicht nur die Trainerposition. Die Gespräche werden in den kommenden Wochen und Monaten fortgeführt. Marek ist in alle Gespräche involviert. Für den Moment schließen wir nichts aus und es sind alle Türen geöffnet.

Ist die Mannschaft stark genug, um auch in dieser Runde den Oberliga-Verbleib zu schaffen?

FISCHER Ja. Wir waren uns vor der Saison sicher und sind es auch jetzt. Die Mannschaft hat die Qualität, die Klasse zu halten. Jetzt ist sie aber in der Pflicht, das auch zu beweisen.

Herr Gala, ist auch bei Ihnen der Glaube da, mit dem Team den Verbleib in der Oberliga erneut zu schaffen?

MAREK GALLA Natürlich. Wenn der Glaube nicht da wäre, könnten wir alle unsere Taschen packen und aufhören. Glaube und harte Arbeit werden jetzt gebraucht. Dann werden auch die Ergebnisse kommen.

Sind im Winter Verstärkungen/Veränderungen im Kader geplant?

FISCHER In der Position der sportlichen Leitung hat man den Markt immer im Blick. Wir werden aber jetzt nichts erzwingen. Wir könnten uns die eine oder andere Verstärkung vorstellen, aber die muss auch zu uns passen und sollte auch keine Lösung ausschließlich für die Rückrunde sein. Es weiß aber jeder, dass Kaderveränderungen im Winter im Amateurhandball eher selten sind. Und außerdem sind wir wie gesagt überzeugt, dass der aktuelle Kader das Niveau für die Oberliga hat. Auf Teufel komm raus Spieler verpflichten, werden wir jetzt sicherlich nicht machen.

Herr Galla, Sie haben die Mannschaft in einer schwierigen Phase übernommen. Was hat Sie dazu motiviert?

GALLA Ich wollte natürlich der Mannschaft und dem Verein helfen. Die erste Herrenmannschaft der VTZ sollte nicht unter Umständen ohne Trainer dastehen müssen.

Wie erleben Sie die Mannschaft? Wie ist die Stimmung, wie ziehen die Spieler mit?

GALLA Viele Spieler kenne ich schon seit vielen Jahren. Die Stimmung ist momentan nicht berauschend. Viele Spieler sind derzeit unzufrieden mit der eigenen Leistung und dem Tabellenplatz. Wenn man Vorletzter ist, herrscht ein großer Druck auf jeden Einzelnen. Das macht die  Situation nicht einfacher. Aber die Jungs ziehen voll mit. Die Trainingsleistungen sind auch durchweg gut. Leider hat es die Mannschaft in den letzten Spielen des vergangenen Jahres  noch nicht geschafft, das konstant auf die Platte zu bringen. Das ist meine vielleicht wichtigste Aufgabe: Es hinzubekommen, dass das Team das, was sie unter der Woche zeigen, auch am Wochenende über die komplette Spielzeit abrufen können.

Christina Fischer, die sportliche Leiterin des Handball-Oberligisten VTZ Saarpfalz.

Christina Fischer, die sportliche Leiterin des Handball-Oberligisten VTZ Saarpfalz.

Foto: Wolfgang Bubel/EHCZ

An welchen Stellschrauben wollen sie in der verbleibenden Zeit vor dem Restrundenauftakt noch drehen, damit am Ende der Klassenerhalt gefeiert werden kann?

GALLA Die Jungs können viel mehr, als das, was sie bislang gezeigt haben. Wir können uns im Training viel erarbeiten, aber am Wochenende muss es die Mannschaft dann auch auf dem Feld zeigen. Dass die Jungs guten Handball spielen können, zeigen sie über weite Strecken einer Partie. Das Problem in dieser Saison ist bislang leider, dass ihnen das noch nicht über die kompletten 60 Spielminuten gelingt. Wir wissen ja alle, dass im Handball ein paar schwache Minuten manchmal reichen, um Spiele aus der Hand zu geben. Wir haben jetzt noch 16 Partien. Und das muss es uns grundsätzlich egal sein, wie der Gegner heißt. Punkte werden jetzt in jedem Spiel gebraucht. Und wenn die Jungs ihr Potenzial abrufen, dann werden wir die notwendigen Punkte zum Klassenerhalt auch holen. Da bin ich mir sicher.

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