Zweibrücker Handballderby Löwen nach der Pause wie entfesselt
Zweibrücken · Handball-Oberliga: SV 64 Zweibrücken gewinnt vor mehr als 1100 Zuschauern auch das zweite Derby gegen die VTZ-Saarpfalz.
Seine schwerste Prüfung musste Marc-Robin Eisel erst einige Minuten nach dem Schlusspfiff bestehen. Nach dem er von den Fans über die Balustrade hoch auf die Tribüne gezogen wurde, versuchte sich der Rückraumspieler des SV 64 Zweibrücken auf den Rängen als Einheizer für Zuschauer und Teamkollegen, obwohl die Stimme des 20-Jährigen da schon mächtig heiser war. „Es gibt zwar nur zwei Punkte, aber es fühlt sich richtig geil an“, strahlte Eisel nach dem zweiten Derbyerfolg der Löwen über den Stadtrivalen VTZ-Saarpfalz. War das Hinspiel (24:23) noch eine knappe Angelegenheit, feierte der SV 64 am Samstagabend vor über 1100 Zuschauern in der Westpfalzhalle einen klaren 27:20 (9:10)-Sieg.
„Ich bin komplett fertig mit den Nerven“, stand auch SV-Trainer Stefan Bullacher beim anschließenden Pressegespräch noch immer unter Strom. Noch nie habe er eine so lange Videobesprechung wie vor dem Derby abgehalten. „Wir wussten ja nicht, ob uns das Spielsystem Grgic oder Wiese/Schumann erwartet, zudem mussten wir uns auf den neuen Franzosen bei der VTZ einstellen“, erklärte Bullacher, warum das Abschlusstraining um 30 Minuten verlängert wurde.
Die ersten 20 Minuten wähnte sich der Löwen-Coach allerdings im falschen Film. Nicht der Tabellenführer, sondern die VTZ bestimmte die Anfangsphase. „Wir hatten uns Einiges vorgenommen, wie wir spielen wollen und das hat auch vor allem in den ersten 24 Minuten hervorragend funktioniert. In der Abwehr hatten wir den SV gut unter Kontrolle und auch vorne vernünftig gespielt“, sah VTZ-Trainer Kai Schumann, wie sein Team die SV-Angriffe konsequent störte und somit das Tempo aus dem Spiel nahm.
Umständlich, gehemmt und ungewöhnlich pomadig trugen sie ihre Angriffe vor. Der sonst so beweglichen und aggressiven Abwehr fehlte es in der letzten Konsequenz an Entschlossenheit, um die Würfe von Mokris und Paetow zu verteidigen. Nach dem 2:1 durch Eisel (5.) gelang den Löwen über elf Minuten lang kein Treffer. „Die Jungs waren wahnsinnig nervös und mit dem Kopf überhaupt nicht bei der Sache. Das passiert dir aber halt, wenn du so eine junge Truppe hast und vor so einer überragenden Kulisse spielen darfst. Da rutscht dem ein oder anderen schon mal das Herz in die Hose“, reihte die Bullacher-Truppe einen technischen Fehler an den nächsten. Auf der Gegenseite schafften sie es zwar die VTZ Saarpfalz immer wieder ins Zeitspiel zu zwingen, fanden dann aber kein Mittel gegen die präzisen Schlagwürfe von Paetow und Mokris, die zusammen mit Neuzugang Loic Laurent eine überraschende 6:2-Führung herauswarfen.
Bullacher zog die Reißleine und wechselte schon früh fast komplett durch. Bis auf Philipp Hammann stand nach wenigen Minuten die Zweitbesetzung auf dem Parkett. Ein Schachzug, der sich zum Ende der ersten Hälfte auch im Ergebnis bezahlt machte. Nach Paetows 10:5 für die VTZ (23.) gelang den Saarpfälzern bis zur Pause kein Treffer mehr. Stattdessen kämpften sich die Löwen zurück. Kurz vor der Sirene verkürzte Kian Schwarzer auf 9:10 und sorgte damit nicht nur auf der Bank, sondern auch auf den Rängen – vor allem bei der „Weißen Wand“, den Anhängern des SV 64 Zweibrücken – für Extase.
Für die Löwen war der Beginn der zweiten Halbzeit der eigentliche Startschuss der Partie. Plötzlich lief der Ball und das gefürchtete Tempospiel des Spitzenreiters kam zum Tragen. Zudem steigerte sich Marko Ivankovic im SV-Tor und ließ bis zur 46. Minute lediglich einen einzigen Ball durch. „Wenn der SV-Zug ins Rollen kommt, rollt er. Wir mussten laufen wie verrückt und sind nicht mehr hinterher gekommen“, gestand VTZ-Rückraumspieler, mit acht Toren bester Werfer der Partie, ein.
Ein halbzeitübergreifender 14:1-Lauf der Hausherren wurde von Marc-Robin Eisel (44.) mit dem 19:11 für den SV 64 gekrönt. „In 20 Minuten haben wir den Gegner weggedonnert. Danach war das Spiel gelaufen und ich konnte allen Jungs noch etwas Einsatzzeit geben“, freute sich Bullacher über die Leistungssteigerung nach dem völlig verkorksten Beginn.
Mit der komfortablen Führung im Rücken ließen es die Löwen in der Schlussviertelstunde etwas lockerer angehen und die VTZ konnte noch ein wenig Ergebniskorrektur betreiben, was am letztlich deutlichen 27:20-Erfolg des Tabellenführers nichts mehr änderte.