Handball-Drittligist SV 64 Zweibrücken Der erste ganz wichtige Schritt ist geschafft

Zweibrücken · Die Drittliga-Handballer des SV 64 Zweibrücken starten mit einem Heimsieg gegen den VfL Günzburg in die Klassenverbleibs-Gruppe V. Tom Grieser und Niklas Bayer überragen dabei vor 450 Zuschauern. Eine Überraschung gab es zudem im SV-Tor.

 SV 64-Spieler Niklas Bayer zeigte gegen Günzburg, ebenso wie Tom Grieser, eine bärenstarke Leistung.

SV 64-Spieler Niklas Bayer zeigte gegen Günzburg, ebenso wie Tom Grieser, eine bärenstarke Leistung.

Foto: Martin Wittenmeier

Mit Freudengesängen und -tänzen bedankten sich die Spieler des SV 64 Zweibrücken am Samstagabend bei ihren Fans. Mit dem wichtigen 31:22-Heimsieg gegen den VfL Günzburg zum Auftakt der Qualifikationsrunde für den Klassenverbleib in der 3. Liga hält sich die Mannschaft von Stefan Bullacher im Rennen. „Wir haben dem großen Druck heute standgehalten“, sagt der SV-Trainer erleichtert. Aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung ragten Tom Grieser und Niklas Bayer mit jeweils acht Treffern heraus. Im Tor überraschten die Löwen mit Rückkehrer Marko Ivankovic.

Für den Einstieg in die Mission Klassenerhalt mit acht Endspielen hatten die Vereinsverantwortlichen des SV 64 unter der Woche alle Hände voll zu tun. Denn mit Kevin Knieps und Alexander Dörr fehlten zum Auftakt gegen die Gäste aus Bayern zwei Leistungsträger krankheitsbedingt. Sowohl Kreisläufer Knieps, als auch Torhüter Dörr befinden sich in Quarantäne, weil sie positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Zusätzlich stand der Einsatz von Aris Wöschler und Tom Ihl aus gesundheitlichen Gründen auf der Kippe. Doch der Vorstand der 64er machte in den drei Tagen vor dem Spiel alles möglich, um eine konkurrenzfähige Mannschaft ins Rennen zu schicken. Als Feldspieler wurden Nils Wöschler und Giona Dobrani aus dem Saarlandligateam reaktiviert und den verwaisten Platz im Tor übernahm wieder Marko Ivankovic. Der Kroate reiste extra aus seiner Heimat Bosnien an, um mit anzupacken. Ivankovic brach im vergangenen November seine Zelte in Deutschland ab und kehrte zu seiner Familie zurück, um sich von den Folgen seiner schweren Gürtelroseerkrankung zu erholen. (wir berichteten).

In dieser ungewohnten Formation entwickelte sich in der Westpfalzhalle vor 450 Zuschauern von Anfang an eine emotionale Begegnung. Man merkte beiden Mannschaften an, dass ein erfolgreicher Start in die Abstiegsrunde wichtig sein würde und dass es in diesem ersten Spiel, um mehr als nur um zwei Punkte geht. Sowohl der Vfl Günzburg, als auch die Zweibrücker Löwen müssen den Rückstand auf die beiden verlustpunktfreien Kontrahenten aus Neuhausen und Groß-Bieberau aufholen, um einen der beiden ersten Plätze zu belegen. Nur die sichern den Ligaverbleib.

So setzten beide Trainer auf eine offensive und aggressiv ausgerichtete 3:2:1-Deckung, die den Spielfluss des Gegners früh unterbinden sollte. Es entstand ein Duell auf Augenhöhe, in dem sich keine Mannschaft entscheidend absetzen konnte. Zwar lagen die Hausherren immer mit einem oder zwei Toren in Front, aber die Gäste aus dem Süden ließen sich nicht abschütteln. Über 7:5 (15.) und 10:8 (21.) ging es beim 12:10 (25.) in die Endphase der ersten Halbzeit. Hier machte sich dann der mittlerweile breitere Kader der 64er positiv bemerkbar, der in der laufenden Saison so oft als Alternative gefehlt hatte. Nils und Aris Wöschler verschafften den Topspielern Tim Götz und Philipp Kockler die nötigen Verschnaufpausen in Angriff sowie Abwehr und setzten selbst Glanzpunkte.

Doch es war zwei anderen herausragenden Akteuren an diesem Abend vorbehalten, den ersten Vier-Tore-Vorsprung herauszuwerfen. Niklas Bayer und Tom Grieser wuchsen mit jeder Minute förmlich über sich hinaus. Bayer setzte durch seine Spielintelligenz immer wieder seine Teamkollegen mustergültig in Szene und war selbst torgefährlich. Tom Grieser hielt nicht nur als Abwehrchef seine Deckung zusammen, sondern setzte sich ganz stark am Kreis durch und war für die Günzburger Defensive kaum zu kontrollieren. Zweimal Bayer, einmal Grieser trafen noch vor dem Seitenwechsel zum Halbzeitstand von 15:11 für die Löwen.

In den zweiten 30 Minuten sollten nach einer kurzen Abtastphase dann aber alle Dämme brechen. Nach dem 16:13 (35.) spielten sich die Zweibrücker in einen wahren Rausch. Ivankovic war ein sicherer Rückhalt im Tor und die Abwehr vor ihm ließ dem ehemaligen Erstligist aus Günzburg keinen Zentimeter Raum mehr, um sich zu entfalten. Etliche Ballgewinne wurden über das gefürchtete Gegenstoßspiel in schnelle Tore umgewandelt. Innerhalb von neun Minuten und einem fulminanten 8:1-Lauf war die Vorentscheidung in dieser Begegnung beim 24:14 (44.) zu Gunsten der 64er gefallen. Auch zwei Auszeiten des VfL konnten das Blatt nicht mehr wenden.

Gäste-Coach Stephan Hofmeister bemängelte, dass seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit auseinander gebrochen sei. Stefan Bullacher war nach dem Erfolgserlebnis sichtlich geschafft, aber auch erleichtert. „Wenn bei uns alle zusammenhalten und Spieler wie Marko Ivankovic, Nils Wöschler, Aris Wöschler und Giona Dobrani an dem großen Ziel Klassenerhalt mitwirken, haben wir eine gute Chance“, sagte er. Der erfahrene Übungsleiter bedankte sich bei seinen ehemaligen Mitstreitern für die Unterstützung und lobte noch einmal seine beiden Toptorschützen. „Niklas Bayer und Tom Grieser waren überragend. Wir sind jetzt super gestartet, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns.“ Bullacher hofft, dass seine Mannschaft auf diesem weiter von den Zuschauern unterstützt wird. „Am Samstag gegen Coburg geht es weiter. Wir wollen jetzt jede Woche einen Schritt zum Ziel machen“, blickt der SV-Coach positiv auf die kommenden Aufgaben.

 Torwart Marko Ivankovic wurde vom SV als Aushilfe reaktiviert und extra aus Bosnien eingeflogen.

Torwart Marko Ivankovic wurde vom SV als Aushilfe reaktiviert und extra aus Bosnien eingeflogen.

Foto: Martin Wittenmeier

Nach dem Auftakt in die Klassenverbleibs-Gruppe V – zwei Spieltage wurden aus der bisherigen Runde mitgenommen – lauert der SV 64 Zweibrücken mit 4:2 Zählern punktgleich mit Groß-Bieberau und Friesenheim Hochdorf auf dem zweiten Platz. Erster ist der TSV Neuhausen mit 6:0 Punkten. Am kommenden Samstag haben die Zweibrücker direkt wieder ein Heimspiel. Um 18 Uhr kommt die Bundesligareserve des HSC Coburg in die Westpfalzhalle. Auch danach hoffen die 64er, mit ihren Fans wieder zwei Punkte gegen den Abstieg feiern zu können.

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