SV 64-Oberligatrainer übergibt Amt an Weinert Bullacher macht nach Saison erstmal Schluss

Zweibrücken · Der Trainer des Oberligisten SV 64 Zweibrücken übergibt sein Amt vier Jahre nach seiner Rückkehr aus Hochdorf nach dieser Saison an Klaus Peter Weinert und legt vorerst eine Pause im Männerhandball ein. Als Jugendkoordinator bleibt er den Löwen aber weiterhin erhalten, wo er wieder mehr in den Nachwuchs investieren will.

 Stefan Bullacher (Mitte) hört nach dieser Saison als Coach der Oberligamänner des SV 64 Zweibrücken auf. Die Nachfolge wird sein derzeitiger Co-Trainer Klaus Peter Weinert (rechts daneben) antreten.

Stefan Bullacher (Mitte) hört nach dieser Saison als Coach der Oberligamänner des SV 64 Zweibrücken auf. Die Nachfolge wird sein derzeitiger Co-Trainer Klaus Peter Weinert (rechts daneben) antreten.

Foto: Martin Wittenmeier

Leicht gefallen ist Stefan Bullacher diese Entscheidung nicht. Und doch fühlt sie sich für ihn richtig an. Schon länger waren die Gedanken in seinem Kopf herumgekreist, nach langen Jahren eine Pause im Männer-Handball einzulegen. Und so wird der A-Lizenzinhaber nach dieser Saison sein Amt als Trainer bei den Oberliga-Handballern des SV 64 Zweibrücken aufgeben. Der Nachfolger für den langjährigen Übungsleiter, unter dessen Regie die Löwen dreimal den Aufstieg in die 3. Liga schafften, steht mit seinem derzeitigen Co-Trainer Klaus Peter Weinert bereits fest. Als Jugendkoordinator bleibt Bullacher dem Verein zudem erhalten – und in dieser Position will er sich wieder vermehrt um den Nachwuchs aus der Region kümmern. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Und so mischt sich Wehmut mit Vorfreude“, erklärt Bullacher, der mit dem SV 64 Zweibrücken unzählige erfolgreiche Momente, aber auch bittere Rückschläge erlebt hat.

Nach über 20 erfolgreichen Jahren als Coach der SV-Herren hatte es den 54-Jährigen 2017 für eineinhalb Spielzeiten zum TV Hochdorf verschlagen. Von dort war er zur Saison 2018/19 wieder zu seinem Heimatverein zurückgekehrt. Damals folgte nach Platz drei in der ersten gemeinsamen Runde der letzte Drittliga-Aufstieg der Zweibrücker. Mit nur zwei Verlustpunkten war der SV 64 in der ersten von Corona geprägten Saison 2019/20 souverän Oberliga-Meister geworden. Im darauffolgenden kraftraubenden Jahr sicherte das Team in der als Ligapokal ausgetragenen Drittliga-Spielzeit mit dem Sieg gegen den Saarrivalen HG Saarlouis Platz zwei seiner Staffel – und damit die Teilnahme am DHB-Pokal. Es folgte – bedingt durch die vermehrte Anzahl an Absteigern – in diesem Jahr der ganz bittere Gang zurück in die Oberliga. Wo die Löwen – nach einem perfekten Saisonstart mit acht Siegen in Serie – derzeit mit einer noch nicht gekannten Verletzungsmisere zu kämpfen und sich auf Rang drei eingereiht haben.

Mit dieser gerade schwierigen Lage habe seine Entscheidung aber nichts zu tun, erklärt Bullacher. Die Idee sei schon länger gereift. „Als klar war, dass ich nicht weitermachen werde, hatten wir glaube ich noch gar kein Spiel verloren“, erklärt der Coach. Und so wird es nach dieser Saison, wo auch immer die Zweibrücker an deren Ende landen werden, für die Herren ohne Stefan Bullacher weitergehen. Der dankbar ist für die „vielen unbeschreiblichen Momente“, die ihm sein Beruf als Männertrainer über all die Jahre beschert hat. Der sich bei allem Wehmut aber auch darauf freut, bei allen Entbehrungen, die dieser Job eben auch mit sich bringt, „nach über 15 Jahren endlich mal wieder einen längeren Urlaub“ mit seiner Frau Dunja planen zu können.

Der A-Lizenzinhaber hat den Vorstand frühzeitig über seinen Wunsch informiert, eine Pause im Männerhandball einlegen zu wollen. Nach einem „konstruktiven Austausch“ über die zukünftige Ausrichtung der 64er wird Bullacher dem Verein aber nicht den Rücken kehren. „Wir sind froh, dass wir Stefan von einem weiteren Engagement überzeugen konnten“, betont der Vorsitzende Dr. Jürgen Knoch. „Zurück zu den Wurzeln“ lautet dabei die Devise. Der A-Lizenz-Inhaber wird seinen Aufgabenbereich als Jugendkoordinator beim SV 64 weiterhin ausfüllen, dabei selbst wieder intensiver in die Trainingsarbeit mit den jungen Talenten einsteigen. „Wir wollen zu dem Konzept zurückkehren, was uns in den letzten beiden Jahrzehnten so erfolgreich gemacht hat. Nämlich mit unseren top ausgebildeten Jugendspielern, die aus unserer Region kommen, sich mit unserem Spielsystem und unserer Ausrichtung identifizieren und dabei eine entsprechende Loyalität zum Verein verspüren, wieder oben anzugreifen“, sagt Knoch.

Eine wesentliche Erkenntnis für diese Neuausrichtung ist, dass sich die Zweibrücker hinsichtlich ihres Etats nicht mit anderen Vereinen aus der 3. Bundesliga vergleichen können, aber in der Vergangenheit durch ihre Jugendarbeit dennoch erfolgreich waren. „Wir wollen und können uns mit den Möglichkeiten anderer Drittligisten nicht messen, die es aufgrund ihrer Finanzmittel leichter haben, fertige Spieler zu verpflichten“, merkt Knoch hierzu weiter an. „Das passt aber auch weder zu unserer Vereinsphilosophie noch zu unserem Budget. Von daher haben wir uns in der strategischen Ausrichtung bewusst dazu entschieden, noch mehr in die Jugend zu investieren“.

Dies sei in der jüngeren Vergangenheit genau das Zweibrücker Erfolgsmodell gewesen, mit dem die Löwen auch bundesweit für Furore gesorgt haben. In dieser Zeit schafften sieben ehemalige Jugendspieler den Sprung in die erste und zweite Bundesliga. Mehr als 15 Talente konnten sich für die Jugendnationalmannschaft empfehlen und die Herrenmannschaft spielte sechs Jahre lang in der 3. Handball-Bundesliga. Mit unterschiedlichen B-Jugendjahrgängen qualifizierte sich der Verein dreimal für die deutsche Meisterschaft und die A-Jugend spielte fünf Jahre in der Jugendbundesliga.

Die 64 sind sicher, mit Stefan Bullacher hier genau den passenden Trainer zu haben, der auch in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreich Jugendmannschaften gecoacht und Talente entwickelt hat. „Deshalb sind wir gemeinsam der Überzeugung, an dieser Stelle den größten Benefit für unseren Verein zu erzielen. Es handelt sich um eine Investition in die Zukunft“, sagte der zweite Vorsitzende Steffen Gillner.

Aus den gleichen Gründen haben sich die Verantwortlichen auch bewusst für Klaus Peter Weinert als Männertrainer entschieden. Dieser führte lange Jahre als Spielmacher die Regie bei den Löwen und fungierte mit seinen taktischen Fähigkeiten als verlängerter Arm von Stefan Bullacher auf dem Spielfeld. Nach der A- und B-Jugend, sowie der zweiten Mannschaft sei das Oberligateam der Löwen der nächste logische Schritt für den B-Scheininhaber.

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