Großer Wurf zum DM-Titel – und nach Rio

Der Name der Sportstadt Zweibrücken ist in diesem Jahr weit in die Welt getragen worden. Bis nach Brasilien, Kanada und Russland. Dass LAZ-Speerwerferin Christin Hussong allerdings genau bei den zwei internationalen Meisterschaften, der EM in Amsterdam und ihren ersten Olympischen Spielen in Brasilien, ihre beiden schlechtesten Wettkämpfe der Saison ablieferte, ist bitter. Die Ergebnisse - EM-Aus in der Quali und Platz zwölf in Rio (57,70 m) - täuschen über das eigentlich so starke Jahr der Herschbergerin hinweg. Das ein sehr intensives war mit dem Vierkampf um die drei Olympiatickets mit Christina Obergföll, Linda Stahl und Katharina Molitor. Nahtlos knüpfte die 22-Jährige an ihre Erfolge aus dem Vorjahr - mit den für sie unglaublichen 65,60 Metern zu Gold bei der U23-EM - an. Bei ihrem ersten Freiluft-Wettkampf an Pfingstmontag knackte sie beim Sieg in Rehlingen mit 62,57 Metern die Olympianorm (62,00). Nach ihrem ersten Diamond-League-Auftritt in Rom (Bronze, 61,21 m) gelang Hussong der große Coup bei der DM in Kassel. Mit neuer Bestleistung von 66,41 Metern warf sie sich zum nationalen Titel sowie an die Spitze der Weltjahresbestenliste. Und löste damit früh das Ticket für Rio: Ein Traum wurde Wirklichkeit. Als Medaillenkandidatin zur EM gereist, scheiterte Hussong dort allerdings an den widrigen Windverhältnissen bereits in der Quali. Der erste Rückschlag für die Pfälzerin. Der nächste folgte bei Olympia. Ihr Minimalziel, zweimal ins Maracana-Stadion einlaufen zu dürfen, um nach der Quali auch im Finale zu werfen, erreichte Hussong. Im Endkampf reichte es allerdings nur zu Rang zwölf (siehe Seite XVI Jahresrückblicks-Beilage). Ihren ersten DM-Titel bei den Aktiven, dass sie die deutsche Jahresbestenliste auch am Ende des Jahres anführt, ihre Leistungssteigerung und auch ihre Olympia-Teilnahme sind dennoch Beweis genug für ein starkes Jahr.

 Marlene Hüther verpasste das Olympiaticket für Rio um eine einzige Zehntel. Foto: Schutt/dpa

Marlene Hüther verpasste das Olympiaticket für Rio um eine einzige Zehntel. Foto: Schutt/dpa

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Weniger weit nach oben ging es für Raphael Holzdeppe. Dabei war das Jahr so gut gestartet für den Stabhochsprung-Vizeweltmeister. Sieg zum Auftakt im Merziger Zeltpalast (5,70 m), erster Sieg beim heimischen Hallenstürmer-Cup (5,7 1m) und Steigerung der Hallenbestleistung auf 5,84 Meter in Rouen. Jäh riss diese Erfolgsserie Ende Februar bei der Hallen-DM: Beim Aufwärmen zog sich Holzdeppe einen mehrfachen Bänderriss im Fuß zu. Nach seiner OP gab sich der Zweibrücker zuversichtlich für EM und Olympia. Doch Woche für Woche, Monat für Monat folgten Absagen. Auch für DM und EM. Nur durch eine Sonderregelung erhielt er nach Peking (2008) und London (2012) auch ein Ticket für Rio. Dort scheiterte Holzdeppe jedoch in der Quali (5,45 m). Seine Saisonziele, die sechs Meter zu knacken und eine Olympia-Medaille, hat der 27-Jährige verpasst. Was ihn, der es schon gewohnt ist, mit Rückschlägen umzugehen, nur anspornt, sich wieder zurückzukämpfen.

Das hat in den vergangenen Jahren auch Kristina Gadschiew versucht. Vergeblich. Nach ihrem Achillessehnenabriss 2014 tat sich die Stabhochspringerin schwer. Beendete im Sommer ihre Karriere. "Leider ist es nicht das erhoffte Ende. Ich war bei Welt- und Europameisterschaften, aber die Olympischen Spiele fehlen mir", blickte Gadschiew, die ihren größten Erfolg mit Bronze bei der Hallen-WM 2011 feierte, wehmütig zurück. Seine Leichtathletik-Karriere beendet hat auch Till Wöschler. Nach zahlreichen Ellbogenverletzungen wollte der frühere U20-Welt- und U23-Europameister es einmal zu Olympia schaffen. Ein Rippenbruch im Sommer bewog den 25-Jährigen dazu, einen Schlussstrich zu ziehen. Allerdings nur unter die Leichtathletik. Wöschler tauschte Speer gegen Handball und kommt beim SV 64, wie seine Brüder Aris und Nils, seiner zweiten Leidenschaft nach. Derzeit im Saarlandliga-Team im Einsatz, hat er auch schon sein Drittliga-Debüt gefeiert.

Überhaupt war das Jahr der LAZ-Athleten von Verletzungen geprägt. Sina Mayer, Daniel Clemens und Anna Felzmann mussten alle ihre Saison vorzeitig abbrechen. Clemens nutzte zuvor aber das Schwächeln der nationalen Stabhochsprungkonkurrenz, sicherte sich je Silber bei Hallen- und Freiluft-DM (5,20 m - 5,50 m). Doch es folgte eine OP aufgrund eines dreifachen Bänderrisses am Fuß. Auch für Sprinterin Sina Mayer lief es eigentlich richtig gut. Bei den Hallen-Landesmeisterschaften verteidigte sie ihre Titel über 60 (7,47 sec) und 200 Meter (24,62 sec) mit Bestzeiten. Bei der Hallen-DM steigerte sich die 20-Jährige erneut über die kurze Distanz (7,32 sec). Auch im Freien präsentierte sie sich stark, mit Bestmarken über 100 Meter auf 11,51 Sekunden, über 200 auf 24,26. Bei der DM musste sie aufgrund von Fußschmerzen auf den Endlauf verzichten. Ein Knochenmarks-Ödem zwang sie zum Saisonabbruch. Nach dem Hallen-Landestitel hat Stabhochspringerin Anna Felzmann bei der Hallen-DM als Sechste ihre Bestmarke auf 4,31 Meter gesteigert. Im Juli musste auch sie die Saison beenden.

Mit vielen Aufs und Abs hatte Judoka Jasmin Külbs vom 1. JC Zweibrücken zu kämpfen. Den großen Traum von Olympia hat sich die Pfälzerin zwar erfüllt, der Weg dorthin war jedoch hart, das Abschneiden wenig zufriedenstellend (siehe Beilage). Nach ihrer Schulter-OP fand sie nicht gleich zu alter Stärke. Die so nötig gewesen wäre im Zweikampf um das Olympiaticket mit Franziska Konitz. Nach einer Reihe von enttäuschenden Ergebnissen bei Grand-Prixs und Grand-Slams gewann die 25-jährige Schwergewichtlerin Bronze beim Türkei-Grand-Prix.

Versöhnlicher Jahresabschluss

Es folgte die Bronzemedaille bei der EM, mit der Külbs das Olympiaticket so gut wie in der Tasche hatte. Die Nominierung folgte im Juni. Die ersten Spiele waren für Külbs allerdings nach vier Minuten vorbei. Aus in der ersten Runde. Einen versöhnlichen Jahresabschluss feierte die Judoka mit dem Team des JSV Speyer, dem überraschend der Sieg bei der Golden-League - laut JCZ-Trainer Stephan Hahn "so etwas wie die Champions League im Fußball" - in Grozny gelang. Im Halbfinale lief Külbs zu großer Form auf, besiegte Olympiasiegerin Emilie Andeol.

Für sportliche Erfolge stehen seit Jahren die Wassersportfreunde Zweibrücken. Nur schwer wegzustecken war für Marlene Hüther allerdings die knapp verpasste Olympiateilnahme. Der Schwimmerin fehlten für die 4x200-Freistilstaffel gerade einmal eine Zehntel. Bei den Süddeutschen sicherte sich Hüther zuvor einen kompletten Medaillensatz. Zu zweimal Silber reichte es bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften. Das tröstete aber nicht über die Zuschauerrolle bei Olympia hinweg. Nach den Spielen musste Hüther mit den Neuerungen am Saarbrücker Stützpunkt zurechtkommen, den Landestrainer Ralf Steffen verließ. Mit neuer Motivation und Abkehr von der Spezialisierung auf die Freistilstrecken stieg die 18-Jährige unter Hannes Vitense in die neue Saison ein. Bei der Kurzbahn-DM sicherte Hüther je Bronze über die 200 Lagen sowie in der Mixed-Staffel. Obwohl sie die Normzeit für die Kurzbahn-WM in Kanada verpasste, wurde Hüther für die 4x200-Freistilsatffel nominiert. Das Team dankte dies mit Platz sieben in neuer deutscher Rekordzeit. Ein versöhnlicher Jahresabschluss und Motivation, weiter täglich hart zu arbeiten. Weitere vier Jahre bis zu Olympia in Tokio.

Bei seinen Stippvisiten zeigte sich US-Student Till Pallmann stark. Nach vier Landestiteln sicherte er bei der Kurzbahn-DM Silber (Freistilstaffel) und Bronze (Mixed-Staffel). Am liebsten im Freiwasser bewegen sich die Brüder Moritz und Felix Bartels. Der 20-jährige Felix zeigte im ersten Aktivenjahr, dass er auch mit den Großen mitschwimmen kann. Silber über fünf, Bronze über zehn Kilometer sowie erneut Silber mit der Mixed-Staffel fischte er bei der DM aus dem Wasser. Überraschend schaffte er den Sprung ins A-Nationalteam, durfte bei der EM (Platz 28) ran. Seinem Bruder in nichts nach stand der 18-jährige Moritz. Bei den Junioren verteidigte er den DM-Titel über fünf Kilometer, siegte zudem mit der Staffel. Bei seinem Weltcup-Debüt in Ungarn belegte er überraschend Platz 15 (25 km). Als Drittjüngster bei der JWM landete er auf Rang 23. Zum Abschluss folgte Platz sieben beim Europa-Cup in Spanien. Bei der Freiwasser-DM überzeugte auch Nick Werner (Jg. 2001) als Zweiter der Jugend bei seinem Debüt.

Zum dritten Mal in Folge sicherte Radfahrer Felix Drumm den Titel bei der U23-Crossmeisterschaft. So eng wie in diesem Jahr ging es noch nie zu. Erst auf der Zielgeraden fing der 22-Jährige Max Lindenau ab. Bei der Cross-WM belegte Drumm durch eine Erkältung gehandicapt Rang 22. Auf der Straße war er als Helfer für das Profiteam von Lotto Kuota im Einsatz. Seit diesem Winter muss er sich im Cross mit der Elite messen.

Mit Silber von der Mehrkampf-DM kehrte Amelie Kiehm (VTZ) zurück. Im Jahn-Sechskampf stellte sie drei Bestleistungen auf. Mit dem Helmholtz-Turnteam mit Lilian Göritz, Laura Conrad, Rahel Schneider, Jill Grunder und Landesmeisterin Emma Meister (VTZ) erlebte sie ein Wechselbad der Gefühle. Sie wurden beim Rhein-Main-Donau-Cup zunächst als Zweite geführt, ein Nachrechnen ergab doch den Sieg.

Von Sieg zu Sieg eilt Boxer Senad Gashi. Im 15. Profikampf blieb er im Dezember unbesiegt. Alle Gegner schlug er durch K.o. Auch bei der GBU-Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Ein durchwachsenes Jahr hat Muaythai-Boxer Jakob Styben hinter sich. Bei der DM kam er kampflos zum Titel, seine Medaillenhoffnungen bei WM und EM platzten bereits in der Vorrunde. Wiedergutmachung betrieb er durch den DM-Titel im K1.

 Christin Hussong sicherte sich mit neuer Bestweite von 66,41 Metern erstmals den Titel bei der Aktiven-DM. Bei EM und Olympia hatte die 22-Jährige allerdings zu kämpfen. Foto: dpa

Christin Hussong sicherte sich mit neuer Bestweite von 66,41 Metern erstmals den Titel bei der Aktiven-DM. Bei EM und Olympia hatte die 22-Jährige allerdings zu kämpfen. Foto: dpa

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Trotz neuer Bestzeiten im Sprint, über olympische und Ironman-Distanz hat Wsf-Triathlet Oliver Spurzem das WM-Ticket für Hawaii verpasst. Alles richtet der 39-Jährige auf die neue Chance im Jahr 2017 aus.

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