Große Verantwortung nicht gescheut

Zweibrücken. Sie ist gerade eben 16 Jahre jung und für die deutsche Jugend-Meisterschaft im Voltigieren nominiert. Dabei turnt die Zweibrückerin Melissa Habibovic keineswegs auf dem Pferd. Die Juniorin der VRG Südwestpfalz trägt eine ungleich höhere Verantwortung: Sie führt die ebenfalls noch junge Stute Möbel Martin's Instore Girl an der Longe und ermöglicht Lea Pottgiesser einen möglichst guten Auftritt. Merkur -Mitarbeiterin Cordula von Waldow sprach mit dem Naturtalent an der Longe über ihre einzigartige Blitz-Karriere.

 Dream-Team im Zirkel: Longenführerin Melissa Habibovic und Möbel Martin's Instore Girl. Foto: cvw

Dream-Team im Zirkel: Longenführerin Melissa Habibovic und Möbel Martin's Instore Girl. Foto: cvw

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Frau Habibovic, Sie sind gerade 16 Jahre geworden und damit wohl eine der mit Abstand jüngsten Longenführerinnen der Voltigierer auf diesem hohen Niveau. Wie kamen Sie dazu?

Melissa Habibovic: Völlig unerwartet und sehr spontan. Ich habe im letzten Herbst noch selbst mit geturnt, konnte aber am Turnier nicht teilnehmen. Unsere Trainerin Sandra Schwebius hat mir angeboten zu longieren, und ich habe einfach ja gesagt, obwohl ich das noch nie gemacht habe. Irgendwie hat es von Anfang an funktioniert, auch zwischen Instore Girl und mir. Sandra hat viel Vertrauen in mich und das Pferd. Und auch meine Voltigierer, denen ich dafür ebenso dankbar bin wie ihren Eltern. Das Verletzungsrisiko in diesem Sport ist hoch, besonders, wenn der Longenführer einen Fehler macht.

Worauf kommt es dabei besonders an?

Habibovic: Grundlage ist das Vertrauen zwischen mir, dem Pferd und den Voltigierern. Ganz, ganz wichtig ist, das Pferd unbedingt im Galopp zu halten, weil der viel einfacher zu turnen ist, als wenn das Pferd in Trab ausfällt. Außerdem sind das richtige Grundtempo für den richtigen Rhythmus und überhaupt ein gleichmäßiger Rhythmus wichtig, damit die Athleten einen guten, sicheren Stand haben. Dazu muss ich die Stute sicher an der Hand und zwischen Longe und Peitsche führen, um jederzeit korrigieren zu können. Und zwar im richtigen Augenblick. Das ist bei der Kür besonders anspruchsvoll: Bei Aufbauten mit drei Voltigierern muss ich vorher so Gas geben, dass das Pferd darunter von alleine läuft, da darf ich auf keinen Fall treiben müssen, sonst kippt alles. Es ist wirklich eine große Verantwortung.

Wie sieht die Ausbildung eines so jungen Pferdes wie Instore Girl aus? Die Stute ist ja erst sieben.

Habibovic: Wir sind zu zweit. Sandra Neger reitet sie und springt sie auch auf Turnieren. Sie ist ja ein geborenes Springpferd, und das macht ihr echt auch Spaß. Ist ein toller Ausgleich, denn da buckelt sie auch mal, was sie an der Longe nie tun würde. Da ist sie supercool und total diszipliniert. Wir beide ergänzen uns perfekt, haben dieselbe Art und dasselbe Ziel. Sie ist einfach ein Goldschatz. Außerdem hilft uns Sandra natürlich, sie hat Instore Girl und mich gemeinsam ausgebildet.

Wie oft trainieren Sie in der Woche?

Habibovic: Zweimal mit der Gruppe und einmal separat im Einzel mit Instore Girl. Ich habe auch unsere anderen Pferde Möbel Martin's Charlie und den Haflinger Ancario vom CJD schon longiert. Aber sie ist einfach mein Liebling mit ihren 1,83 Meter. Auch oder weil sie speziell ist. Und so talentiert.

Wie gehen Sie mit Nervosität um? Haben Sie spezielle Tricks, um sich auch mental vorzubereiten?

Habibovic: Auf der Fahrt zum Turnier werde ich nervös, kurz vorher sehr, sehr aufgeregt. Ist schon eine supergroße Verantwortung, vor allem in der M-Gruppe. Ich lutsche ganz viele Bonbons, um mich zu beruhigen. Vor der Prüfung müssen mich alle in Ruhe lassen, damit ich mich konzentrieren und nur auf mein Pferd einstellen kann. Sie gibt mir Sicherheit. Und dann laufen wir ein.

Sie reiten ja auch selbst, Ihre Stute Skaila bis Klasse L im Springen. Welche persönlichen Ziele setzen Sie sich beim Reiten und Longieren?

Habibovic: Ich würde gerne bis S springen, weil ich dann auch Meisterschaften reiten kann. Jetzt freue ich mich auf die Deutsche mit den Voltigierern. International zu starten, wäre schon cool.

Welches war Ihr größter Erfolg bisher? Was Ihr schönstes Erlebnis?

Habibovic: Am schönsten war, als ich das M-Team das erste Mal in der Pflicht heil durchgebracht habe und gleich aufs Treppchen. Und natürlich, dass wir bereits in meinem ersten Jahr gleich Vize-Landesmeister geworden sind mit der M-Gruppe und sogar den Aufstieg geschafft haben. Ja, und jetzt auf die Deutsche dürfen.

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