Sportkolumne Goldwurf in die internationale Spitze
Was für ein Wurf! Was für eine Nervenstärke! Was für ein Erfolg für Christin Hussong! Besser kann solch ein Finale doch überhaupt nicht laufen. Bei einer internationalen Meisterschaft. Im eigenen Land.
Angetrieben von 48 457 Zuschauern, die in diesem Moment allein für dich klatschen. Um dann gleich mit dem ersten Wurf alle Nervosität wegzublasen. Nicht nur sich selbst zu überraschen, sondern vor allem die Konkurrenz zu schocken. Und nach nervenzehrenden Versuchen der Kontrahentinnen nicht nur den letzten Wurf, schon mit Tränen in den Augen, einfach nur genießen zu können. Sondern danach über EM-Gold jubeln zu dürfen.
Für Christin Hussong bedeutet dieser Titel, endgültig in der internationalen Spitze der Aktiven angekommen zu sein. Zumal die Speerwerferin des LAZ Zweibrücken am Freitagabend im Berliner Olympiastadion nicht einfach nur einen unfassbar guten Wurf rausgehauen, sondern in ihrer ganz eigenen Liga geworfen hat. Sagenhafte 6,05 Meter betrug ihr Vorsprung. Auch Hussongs zweitbester Wurf des Abends hätte noch zum ersten internationalen Aktiventitel gereicht. Der erhoffte Durchbruch auf der ganz großen Bühne für die 24-Jährige aus dem gut 800-Seelen-Dorf Herschberg.
Und für genau diesen hat Hussong, die schon U18-Weltmeisterin und U23-Europameisterin war, unglaublich hart gearbeitet. Daran, Kraft und Technik stets zu verbessern, gesund und ohne größere Verletzung zu bleiben. Selbstvertrauen durch konstant gute Würfe aufzubauen, um mental und körperlich auf den Punkt topfit zu sein. Und das nach dem jeweils bitteren Aus in der Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 sowie bei der WM 2017 in London nun mit diesem riesigen Erfolg.
Wenn Christin Hussong den bislang weitesten Wurf ihrer Karriere auch wie in Trance erlebt hat, wird sie mittlerweile realisiert haben, dass sie als achte deutsche Speerwurf-Europameisterin in die Geschichte eingeht. Mit EM-Rekordweite. Einfach nur beeindruckend!
