Taekwondo Gegen alle Schicksalsschläge angekämpft

Zweibrücken · Der Zweibrücker Taekwondo-Kämpfer Servet Metin hat bei der EM Silber gewonnen. Jetzt träumt der 44-Jährige vom WM-Titel – trotz Handicap.

 Teakwondo-Kämpfer Servet Metin (rechts) von der Zweibrücker Kampfsportschule, hier bei der EM in Rottendorf.

Teakwondo-Kämpfer Servet Metin (rechts) von der Zweibrücker Kampfsportschule, hier bei der EM in Rottendorf.

Foto: red/privat

Servet Metin schwebt momentan auf Wolke sieben. Anfang des Monats hat der Taekwondo-Kämpfer der Kampfsportschule Zweibrücken gleich zwei große Erfolge gefeiert. Nach der Silbermedaille bei den deutschen Meisterschaften schaffte es der 44-Jährige in den sogenannten Formen-Wettbewerben auch bei den Europameisterschaften des MAA-Verbandes (Martial Arts Association) im bayrischen Rottendorf bis auf den zweiten Platz. Und eine dritte Medaille könnte schon am kommenden Wochenende folgen. Dann stehen die Weltmeisterschaften im nordrhein-westfälischen Hagen an. „Auch da will ich etwas holen – am liebsten natürlich die Goldmedaille“, sagt Metin.

Dabei war er sich zunächst gar nicht sicher, ob er an der EM überhaupt teilnehmen soll. „Ich habe mir gesagt: Wenn es nicht läuft, bist du die 300 Kilometer umsonst dorthin gefahren“, warf Metin dieses Vorhaben aber schnell über Bord. Schließlich zähle ja der olympische Gedanke. Eine (fast) goldrichtige Entscheidung für Servet Metin. In den kontaktlosen Formen-Wettbewerben, also dem Kampf gegen imaginäre Gegner, überzeugte Servet Metin die Kampfrichter, obwohl er noch gar nicht so lange in dieser Variante startet. Dabei zeigen die Sportler festgelegte Bewegungsabläufe, die auf Sauberkeit und Rhythmus bewertet werden. Aber auch, wie kraftvoll die Techniken ausgeführt wurden, fließt in die Entscheidung der Kampfrichter ein. „Bei den Formen braucht man auch ein bisschen schauspielerisches Talent, das liegt mir“, lacht Metin, der Taekwondo schon seit über 30 Jahren ausübt und seit 1997 in der Zweibrücker Kampfsportschule trainiert.

Dabei waren die letzten Jahre für Servet Metin alle andere als leicht. Ein Schicksalsschlag traf den gelernten Industriemechaniker hart, bei einem Arbeitsunfall verlor er vier Finger an einer Hand. „Dieser Unfall verfolgt mich auch heute noch, holt mich immer wieder ein“, wird Metin plötzlich ernst. Taekwondo hat dem 44-Jährigen wieder Halt in seinem Leben gegeben. „Dass ich mir selbst wieder etwas zutraue und durch die Erfolge im Sport auch bestätigt werde, gibt mir viel Kraft.“

„Sehr stolz auf Metin“ ist auch sein Trainer Marc Hock, der die Zweibrücker Kampfsportschule leitet. Zwischen 40 und 50 Taekwondo-Kämpfer im Alter von fünf bis 65 Jahren trainieren dort – so wie Servet Metin. „Ich glaube, jeder Trainer wäre froh, so einen Schützling zu haben“, erzählt Hock, der Metin schon gut 20 Jahre kennt und ihn im Laufe der Zeit auch mit verschiedenen Aufgaben im Verein betraute. Mit der neuen Verantwortung stieg bei Metin auch das Selbstbewusstsein wieder.

„Meinem Trainer habe ich viel zu verdanken. Er hat mich in dieser schweren Zeit immer unterstützt“, erzählt der Vize-Europameister. Hock habe ihn ermutigt, weiter zu machen, nicht aufzugeben. Daran habe er sich stets gehalten. „Das war nicht immer einfach, aber ich weiß jetzt, was ich trotz meines Handicaps leisten kann.“

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