Geduldsprobe für Kristina Gadschiew

Zweibrücken/Hornbach · Stabhochspringerin Kristina Gadschiew muss eine Zwangspause einlegen. Die 29-jährige Hornbacherin hat sich in der vergangenen Woche die Achillessehne gerissen und fällt mindestens ein halbes Jahr aus

 Warum ausgerechnet ich: Stabhochspringerin Kristina Gadschiew kann ihre schwere Verletzung noch nicht fassen. Foto: bir/pma

Warum ausgerechnet ich: Stabhochspringerin Kristina Gadschiew kann ihre schwere Verletzung noch nicht fassen. Foto: bir/pma

Foto: bir/pma

Die Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich vom 12. bis 17. August, Kristina Gadschiews erklärtes Saisonziel, muss sich die Stabhochspringerin des LAZ Zweibrücken vorm Fernseher anschauen. Der Grund: Die 29-Jährige hat sich vorige Woche die Achillessehne am linken Sprungfuß im Training gerissen (wir berichteten). Das bedeutet für die Lehramtsstudentin für Chemie und Sport an der TU Kaiserslautern zunächst eine halbjährige Pause, ehe sie nach ihrem Reha-Programm wieder daran denken kann, vorsichtig mit dem Leistungssport zu beginnen.

Der behandelnde Arzt, Dr. Klaus Johann, Unfallchirurg am Klinikum in Merzig, der sie auch operiert hat, hat der Hornbacherin Mut gemacht: "Wenn Sie sich ein halbes Jahr gedulden, konsequent die Rehamaßnahmen einhalten und nichts überspringen, dann können Sie wieder stabhochspringen." Bis dahin ist auch noch ein langer Prozess. Hoffnung macht allerdings der bisherige Heilungsverlauf, nachdem sie auf Empfehlung des Vereinsarztes Dr. Bernd Dörr noch am Mittwochabend in der vergangenen Woche operiert worden war. "Die OP ist gut verlaufen, die Wunde ist schon gut abgeheilt und in der nächsten Woche sollen die Fäden gezogen werden", betont Kristina Gadschiew, die eingesteht, dass sie ihre Verletzung erst teilweise realisiert und verarbeitet hat.

"Ich war wie vor den Kopf gestoßen, als es passiert ist", blickt sie zurück. Bei einem ganz normalen Training an einem Mittwochmorgen mit dem üblichen Aufwärmprogramm hatte sie mit dem Springen begonnen. Als sie beim dritten Mal, weil die Koordination beim Absprung noch nicht gestimmt hat, durchgelaufen ist, verspürte sie, als sie auf der Matte landete, einen Schmerz an der linken Achillessehne. "Das war alles völlig unspektakulär für mich", erklärt die 29-Jährige, die die EM-Quali des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit 4,50 Meter bereits übersprungen hatte.

Aber ihr Trainer Andrei Tivontchik und der stellvertretende Vorsitzende des LAZ, Alexander Vieweg, hatten aufgrund der Delle, die sich oberhalb der Ferse gebildet hatte, bereits die Tragweite der Verletzung erkannt. Über Dr. Dörr wurde Gadschiew noch kurzfristig in den OP-Plan von Dr. Johann am Mittwochabend eingeschoben, um weitere Nachwirkungen auszuschließen.

"Ich kann mir heute noch keinen Reim darauf machen, wie das passiert ist", erklärt die Deutsche Meisterin von 2013. Denn die Verletzung habe sich in keiner Weise angedeutet. "Ich hatte überhaupt noch nie Beschwerden an der Achillessehne, bin noch nie in dem Bereich gespritzt worden und hatte auch im Vorfeld keinerlei muskuläre Probleme." Zugleich habe sie sich, trotz der Doppelbelastung der Prüfungen für das erste Staatsexamen , "noch nie so fit gefühlt". Eigentlich spüre ein Sportler, wenn sich solch eine Verletzung anbahne. Das sei aber bei ihr in "keiner Weise" der Fall gewesen.

Von ihrer Verletzung ist nun auch ihr Staatsexamen tangiert worden. Denn ausgerechnet an diesem Freitag sollte sie noch eine Prüfung in Sportmedizin schreiben. "Da ich aber die Einzige in diesem Fach war, war es unproblematisch die Prüfung zu verschieben." Neben der schriftlichen Prüfung und drei mündlichen Prüfungen in Sport, "in Chemie bin ich durch", hat sie ihr Examen aber so gut wie in der Tasche.

"In der Regel bin ich ein ziemlich ungeduldiger Mensch", erklärt Kristina Gadschiew unverhohlen. Allerdings muss sie sich jetzt in Geduld üben. So schwer ihr das auch fällt. Sie versichert aber, dass sie sich strikt an die Anweisungen der Ärzte und Physiotherapeuten halten will, um wieder ganz gesund zu werden. Allerdings will sie sich nicht unter Druck setzen und den Heilungsprozess abwarten.

Frühestens im kommenden Frühjahr kann sie sich nach den Prognosen einen verspäteten Start in die Sommersaison vorstellen. Bis dahin will sie auch ihr Lehramtsstudium abgeschlossen haben. Ursprünglich wollte sie sich dann für ein Jahr komplett auf den Leistungssport konzentrieren.

Jedenfalls sei die gerissene Sehne nach der Ausheilung wieder genauso belastbar wie zuvor, hat ihr Dr. Johann versichert. Kristina Gadschiew weiß aber gut einzuschätzen, dass sie neben der sportlichen Hürde auch die psychische meistern muss. "Darüber mache ich mir derzeit noch keinen Kopf", erklärt sie. "Mut macht mir, dass verschiedene Stabhochspringer mit der gleichen Verletzung wieder in den Leistungssport zurückgefunden haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort