Schiedsrichter-Streik „Es ist Zeit, dass etwas passiert“

Homburg/Sulzbach · Unparteiische, Trainer und Spieler zeigen Verständnis für den anstehenden Streik der saarländischen Fußball-Schiedsrichter. Dennoch gibt es auch Stimmen, die eine harte Bestrafung der Übeltäter und betroffenen Vereine einer Kollektivbestrafung vorziehen würden.

 Nach Angriffen auf den zwölften Mann treten die Unparteiischen im Saarland, wie Fabian Knoll (Mitte) und seine Kollegen, an diesem Wochenende in den Streik.

Nach Angriffen auf den zwölften Mann treten die Unparteiischen im Saarland, wie Fabian Knoll (Mitte) und seine Kollegen, an diesem Wochenende in den Streik.

Foto: Hagen/Markus Hagen

Im Saarland sind am Wochenende abermals Fußballschiedsrichter attackiert worden. Kreisschiedsrichter-Obmann Bernd Beres berichtet allein für das Gebiet Südsaar von drei Zwischenfällen. Der schwerwiegendste habe sich in Sulzbach ereignet. „Der Schiedsrichter wurde beim Gang vom Platz beschimpft, beleidigt und getreten.“ Der Angegriffene habe sich in die Kabine geflüchtet, bis die Polizei kam.

Wegen derartiger Übergriffe sind für das kommende Wochenende alle Amateurpartien des Saarländischen Fußball-Verbands (SFV) abgesagt (wir berichteten). Weder im Jugend- noch im Aktivenbereich, von der Saarland- bis in die Kreisliga rollt der Ball. Letzter Auslöser für die Protestaktion war der Angriff eines Zuschauers auf einen Unparteiischen während eines Jugendspiels in Brotdorf. Ein nicht seltener Fall, der für Diskussionen sorgte. „Der saarländische Schiedsrichterausschuss sowie der Verbandsauschuss des SFV haben zusammen gesessen, um zu überlegen, was zu tun ist. Wie man unsere Schiedsrichter vor solchen Angriffen schützen kann.“ Auf gemeinsamen Beschluss hin sind nun alle für dieses Wochenende angesetzten Spiele des SFV abgesetzt – die Schiedsrichter sind im Streik. „Wir müssen und wollen ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergeht.“, betont Brabänder. Er sei zuversichtlich, dass diese Aktion auf die Besucher wirkt. „Es ist Zeit, dass etwas passiert.“

Daniel Schmitz, Obmann der Schiedsrichtergruppe Homburg, steht ebenfalls voll und ganz hinter der Entscheidung, die Partien abzusetzen. „Immer wieder gibt es Konfrontationen auf die Schiedsrichter, die sogar mit Verletzungen enden. Wie lange soll das so weitergehen? Wir hoffen mit dieser Aktion auf die Solidarität und das Verständnis der vielen Fußballfans“, sagt Schmitz. Leider seien unter den Zuschauern immer wieder Menschen dabei, die sich nicht an die Regeln halten“ Ob dieser Schiedsrichterstreik für die Zukunft den gewünschten Effekt bewirkt, um die Schiris zu schützen, sei allerdings abzuwarten. „Es geht ja nicht um die verbale Entgleisungen von außen, sondern um körperliche Angriffe auf die Schiris. Das darf so nicht weitergehen.“ Ein Wermutstropfen der Protestaktion: Leider seien dadurch am Wochenende auch Vereine betroffen, deren Verlegung ihres Heimspiels finanzielle Folge hat. So etwa, wenn der Verein ein Kerwespiel gehabt hätte, was mit besonders guten Umsätzen verbunden ist.

„Ich habe aber Verständnis für diese Entscheidung, auch wenn wir gerne wieder gespielt hätten“, versteht Andreas Sorg, Trainer des Saarlandligisten FC Homburg II die Männer an der Pfeife. Auch sein Trainerkollege Tim Harenberg vom FSV Jägersburg schließt sich dem an: „Ich hoffe, dass diese Aktion mit der Aussetzung aller Spieler, diejenigen zur Besinnung bringt, die die Schiedsrichter tätlich angreifen.“ Ohne Schiris gehe es nicht. „Fehler passieren auch diesen Menschen“, wirbt er für mehr Verständnis.

Nicht nachvollziehen kann Dirk Lang, Trainer des SV Niederbexbach, die Art des Protestes. „Es steht in keinem Verhältnis, zu dem was passiert ist. Klar ist es unbegreiflich, wenn Schiedsrichter tätlich angegriffen werden. Aber nun werden alle Vereine bestraft für Einzelfälle.“ Er findet, dass die Vereine, bei deren Spiel der Schiedsrichter körperlich attackiert wurde, hart bestraft werden müsste. „Der gastgebende Verein ist für den Schutz des Schiedsrichters verantwortlich. Nun werden aber auch die Vereine mit der Absetzung ihres Spiels bestraft, bei denen nie etwas passiert ist.“ Ähnlich sieht es Patrick Gessner, Trainer des FC Palatia Limbach. Er sieht ja ein, „dass etwas passieren muss, aber es werden nun auch Vereine bestraft, die sich immer tadellos verhalten haben“. Wie viele seiner Kollegen sieht er schon einige Probleme auf die Vereine zukommen, wenn die ausgefallenen Spiele vom Wochenende dann an einem Mittwoch (25. September) nachgeholt werden. „Für die Palatia wird das organisatorisch schwierig, wenn man mitten in der Woche zu Auswärtsspielen fahren muss.“

Und wie sehen es die Spieler? Max Blug vom FC Palatia Limbach findet „es richtig, dass die Schiedsrichter mit dieser Aktion ein Zeichen setzen“. Aus dem Rhythmus käme man nicht. Am Freitag spielt das Verbandsligateam der Palatia gegen die zweite Mannschaft. Tobias Gerwald, der für den SV Niederbexbach die Schuhe schnürt, zeigt Verständnis für die Schiedsrichter. „Ob der Streik und die Absetzung aber das Gelbe vom Ei sind, um dieses Probleme zu lösen, muss sich zeigen.“ Besser sei es, Vereine, die die Aufsichtspflicht bezüglich der Schiedsrichter verletzt hätten und die Leute, die die Schiedsrichter angreifen, äußerst hart zu bestrafen.

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