Saarlandpokal-Halbfinale Schnell zurück an alter Wirkungsstätte

Homburg · Vor gut fünf Wochen war Jürgen Luginger noch Trainer des FC Homburg. Nun trifft er als Sportdirektor des 1. FC Saarbrücken im Saarlandpokal-Halbfinale auf seinen Ex-Club. Zuschauer dürfen bei dem Duell der Rivalen keine vor Ort dabei sein.

 Finden Matthias Mink und seine Spieler die richtige Taktik und Kampfbereitschaft, um den Titelverteidiger 1. FC Saarbrücken aus dem Saarlandpokal zu werfen?

Finden Matthias Mink und seine Spieler die richtige Taktik und Kampfbereitschaft, um den Titelverteidiger 1. FC Saarbrücken aus dem Saarlandpokal zu werfen?

Foto: Hagen/MArkus Hagen

Derbys zwischen dem FC Homburg und dem 1. FC Saarbrücken versprechen normalerweise nicht nur viel Brisanz auf dem Rasen, sondern vor allem auch gut besetzte Ränge und Zuschauertribünen. Doch in Coronazeiten ist dies anders. Wenn die Homburger am Dienstagabend im Saarlandpokal-Halbfinale ab 18.30 Uhr im Waldstadion den Drittliga-Aufsteiger und DFB-Pokal-Halbfinalisten 1. FC Saarbrücken empfangen, müssen die Fans draußen bleiben. Hygienekonzept und Sicherheitsgründe wurden von Seiten der Börden und des Vereins als Gründe genannt. Sicherlich spielten auch Kosten für die Durchführung dieses Pokalspiels eine nicht unerhebliche Rolle. Rund 700 Zuschauer – mehr wären keinesfalls möglich gewesen – hätten die anfallenden Kosten für Ordnungs-, Sicherheitsdienst sowie die Durchführung der coronabedingten Hygienmaßnahmen nicht gedeckt.

„Es ist natürlich sehr schade, dass ein solches Spiel vor leeren Rängen stattfinden muss“, bedauert nicht nur Homburgs Trainer Matthias Mink den Ausschluss der Fans. Auch sein Vorgänger auf der Homburger Trainerbank, Jürgen Luginger, inzwischen Sportdirektor beim Saarrivalen FCS bedauert diesen Umstand. „Es wären sicherlich sehr viele Fans, auch von uns, gekommen. Aber auch wir müssen uns damit zurechtfinden“, betont Luginger, der am 14. Juli noch als Coach des FC Homburg tätig war. Zwei Tage vor Trainingsbeginn teilte er dem FCH-Vorsitzenden Herbert Eder mit, dass er als Sportdirektor zu dem Drittliga-Aufsteiger wechseln möchte (wir berichteten). Eder sah die Vertrauensbasis zwischen Trainer und Verein zerstört und erteilte die Freigabe.

Nur wenige Wochen später nun sehen sich beide im Pokal-Halbfinale wieder. „Klar ist dieses Spiel für mich – nicht nur weil es ein Derby ist und weil es um den Einzug in das Finale geht – etwas ganz Besonderes. Schließlich war ich ja vor wenigen Wochen noch Trainer beim FC Homburg“, erklärt Luginger, der die Rückkehr ins Waldstadion aber entspannt sieht. „Ich sehe da gar kein Problem. Ich glaube, die meisten Leute konnten den Wechsel nachvollziehen – auch in Homburg“, glaubt er: „Ich habe da viele positive Reaktionen erhalten.“ Es gab aber auch nicht wenige kritische Stimmen, die ihm mangelnde Professionalität vorwarfen, gerade weil der Schritt kurz vor dem Homburger Trainingsauftakt erfolgte. Auch FCH-Chef Herbert Eder hatte nachgekartet ob der Kurzfristigkeit. „Es ist normal, dass Herbert noch grantelt“, sagt Luginger: „Schlussendlich haben sie mir die Freigabe gegeben. Dafür bin ich dankbar. Alles andere heilt die Zeit, auch bei Herbert“, betont Luginger, der den Gegner des FCS natürlich bestens kennt.

Er spricht mit Respekt von seinem Ex-Team. „Das wird ein ganz schweres Spiel für uns. Der FC Homburg hat eine gute Mannschaft“, rechnet der FCS-Sportdirektor mit einem offenen Spiel. Dennoch setzt er auf Sieg seines neuen Vereins.

Das will der neue FCH-Trainer Matthias Minik naturgemäß verhindern: „Pokalspiele sind etwas ganz anderes. Ligenzugehörigkeit spielt da weniger eine Rolle – wie der 1. FC Saarbrücken in der letzten Saison mit dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale selbst gezeigt hat.“ Darüber hinaus sei es ein Saarderby, auf das er sich besonders freue.

Die fehlende Unterstützung seitens der Anhänger des FC Homburg von den Rängen sieht er nicht als gravierenden Nachteil für seine Elf. ,,Auch der FCS kann nicht auf die Hilfe seiner Fans setzen.“ Daher gleiche sich das aus. „Wir freuen uns auf das Spiel – und müssen sehen, wie es läuft“, will Mink keine Prognose wagen. Klar sei aber, dass seine Spieler alles geben werden, um dem Titelverteidiger aus Saarbrücken ein Bein zu stellen.

FCH-Mannschaftskapitän Tim Stegerer, der 2014 vom 1. FC Saarbrücken ins Waldstadion wechselte, kennt die Brisanz aus vielen Derbys gegen die Blau-Schwarzen aus der Landeshauptstadt. „Saarbrücken ist als Drittliga-Aufsteiger, Pokalsieger und DFB-Halbfinalist schon in der Favoritenrolle. Aber der FC Homburg hat in diesem Spiel nichts zu verlieren, der 1. FC Saarbrücken dagegen eine Menge.“ Und wieso solle sein FC Homburg auch nicht eine Mannschaft, die nun eine Spielklasse höher spielt, aus dem Landespokal rauswerfen können? „Der FCS hat es ja im DFB-Pokal bewiesen, dass man als unterklassiger Verein auch die Bundesligateams bezwingen kann.“ Stegerer und Kollegen sind froh, dass sie nach dem Viertelfinale am Samstag (2.0-Sieg beim TuS Herrensohr) nach fünf Monaten coronabedingter Pause wieder so richtig im Pflichtspiel- und Wettkampfmodus stehen.

Mittelfeldspieler Patrick Lienhard hofft, dass seine Grün-Weißen einen gute Tag erwischen, „um die favorisierten Saarbrücker aus dem Pokal werfen zu können“. Die Homburger könnten als leichter Außenseiter den Favoriten nicht nur ärgern, sondern ihn am Einzug ins Endspiel hindern. „Die Chance für uns, am Samstag im Endspiel in Elversberg zu stehen, wollen und können wir nutzen.“ Im Gegensatz zum Sieg in Herrensohr, als die Grün-Weißen viele klare Torchancen versiebten, müssten sie diese am Dienstagabend dann aber viel effizienter nutzen. „So viele gute Möglichkeiten wird der 1. FC Saarbrücken uns mit Sicherheit nicht zulassen.“

Matthias Mink hat sich den 1. FC Saarbrücken mittels Videoaufzeichnungen genau angeschaut. Mit welcher Taktik er die Pokalüberraschung angehen will, verriet er nicht. Nur so viel: Beide Mannschaften können in Bestbesetzung auflaufen, wie Mink und Luginger mitteilten.

Der FC Homburg bittet die Fans darum, nicht den Weg ans Waldstadion anzutreten, um irgendwo vom Wald oder hinter der Stadionmauer die Partie live verfolgen zu können. Ordnungsamt und Polizei werden Zufahrtswege sperren und mögliche Fanansammlungen verhindern. Auch eine Maßnahme, um mögliche Konfrontationen zwischen Anhängern beider Vereine zu verhindern.

Das Halbfinale zwischen dem FC Homburg und dem 1. FC Saarbrücken wird im Livestream auf der Homepage des Saarländischen Rundfunks übertragen.

 Der ehemalige Homburg-Trainer Jürgen Luginger kommt mit dem FCS ins Waldstadion.

Der ehemalige Homburg-Trainer Jürgen Luginger kommt mit dem FCS ins Waldstadion.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Der FC Homburg hat mit Verteidiger Johannes Kraus einen weiteren Neugang vermeldet. Der 21-Jähige kommt von den Würzburger Kickers. Kraus hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. „Johannes war mehrere Tage bei uns im Probetraining und hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Er hat einen guten linken Fuß, eine gute Geschwindigkeit und ist athletisch gut ausgebildet. Er wird vorzugsweise auf der linken Außenverteidigerposition zum Einsatz kommen und wird die Konkurrenzsituation im Kader weiter verbessern“, sagt Trainer Matthias Mink. Kraus wurde in den Nachwuchsleistungszentren von Jahn Regensburg und Greuther Fürth ausgebildet. Über die U19 des FC Ingolstadt ging es 2018 zurück nach Regensburg zur U21 in die Bayernliga. Zur Saison 2019/20 wechselte Kraus zu den Würzburger Kickers in die 3. Liga. Bei den Mainfranken, die den Aufstieg in Liga zwei schafften, kam er jedoch nicht zum Einsatz. „Ich möchte den nächsten Schritt machen und denke, dass ich mit meinen Stärken dem Team weiterhelfen kann. Ich bin davon überzeugt, dass der FCH diese Saison eine gute Rolle in der Liga spielen wird“, freut sich der 1,90 Meter große Kraus.

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