Fußball-Regionalligist FC Homburg Ein Jahr wie eine Achterbahnfahrt

Homburg · Trainerwechsel, starker Endspurt der Saison 2020/21, Pokalfight gegen den 1. FC Saarbrücken, Verletzungspech und ein kompletter Fehlstart in die neue Runde. Ganz einfach war 2021 für den Fußball-Regionalligisten FC Homburg nicht.

 Der neue Offensivmann Markus Mendler (rechts) hat beim FC Homburg schnell Fuß gefasst. Mit 13 Treffern liegt er in der Torjägerliste der Regionalliga Südwest derzeit auf Rang zwei.

Der neue Offensivmann Markus Mendler (rechts) hat beim FC Homburg schnell Fuß gefasst. Mit 13 Treffern liegt er in der Torjägerliste der Regionalliga Südwest derzeit auf Rang zwei.

Foto: Martin Wittenmeier

Hinter dem FC Homburg liegt ein durchwachsenes Jahr. Nicht nur die Corona-Pandemie mit teils leeren Stadien schwebte weiter über allem. Der Fußball-Regionalligist konnte auch den eigenen sportlichen Ansprüchen nicht immer gerecht werden. Ein Trainerwechsel früh im Jahr war die Konsequenz. Nach ganz oben wird es für die Grün-Weißen aber auch in dieser Spielzeit nicht reichen.

Mitte Februar wurde Coach Mathias Mink, der erst sieben Monate zuvor – kurz vor Saisonbeginn – das Amt von Jürgen Luginger übernommen hatte, entlassen. Viel hatten sich der FCH mit dem neuen Mann vorgenommen, man wollte ganz oben angreifen. Minks Bilanz war allerdings dürftig. In den insgesamt 24 Spielen kam er auf 35 Punkte, 1,46 Zähler im Durchschnitt. Zu wenig, um wenigstens zu den besten fünf Teams der Regionalliga Südwest zu gehören. Nach der 1:3-Pleite gegen den SC Freiburg II am 17. Februar rutschten die Homburger am 19. Spieltag auf Rang neun ab. Noch am Spielabend konnte Mink die Koffer packen. Sein Vertrag läuft aber noch weiter. Beim FC Homburg steht er noch bis Juni 2022 auf der Gehaltsliste, weil er bisher noch keinen neuen Verein gefunden hat. Interimsmäßig übernahm Joti Stamatopoulos. Dieser warf aber nach zwei Siegen und zwei Niederlagen wieder das Handtuch.

Im März heuerte dann Trainer Timo Wenzel an, der eigentlich für die Saison 2021/22 als neuer Sportdirektor bei den Grün-Weißen vorgesehen war. Der 44-Jährige Ex-Profi des VfB Stuttgart und 1. FC Kaiserslautern, später dann Cheftrainer beim Oberligateam der SV Elversberg und FC Schweinfurt, brachte neuen Schwung. Er legte mit den Homburgern zum Ende der Runde eine gute Serie hin. Nach 16 Spielen zeigte der Trend mit neun Siegen, fünf Unentschieden und nur zwei Niederlagen nach oben. Im Saarlandpokal flogen die Grün-Weißen zudem im Halbfinale im Mai gegen Drittligist 1. FC Saarbrücken erst nach Elfmeterschießen raus. Trotz der guten Auftritte reichte es aber auch in der Liga nicht mehr zu mehr als Platz sechs. Auch in dieser Runde wird der FCH kaum mehr etwas mit der Titelvergabe zu tun haben. Zur Winterpause liegt der Club, der kürzlich den Vertrag mit Wenzel bis Juni 2024 verlängert hat, auf dem sechsten Rang. Mit elf Zählern Rückstand auf die Topteams SSV Ulm (46 Pkt.) und FSV Mainz 05 II (46).

 Vor der neuen Saison 2020/21 stellte sich die Frage, wie sieht der Kader der Grün-Weißen aus? Viele Verträge liefen aus. „Wir waren im Trainerteam einig, dass es keinesfalls wie von vielen Fans und Experten gefordert, einen kompletten Umbruch geben muss“, betonte Wenzel. Mit Marcel Carl (FC Astoria Walldorf), Maurice Springfeld (KSV Hessen Kassel) und Jannik Sommer (FSV Frankfurt) verließen nur drei Spieler den Verein, die teilweise zur Stammelf gehörten. Mit Markus Mendler vom 1. FC Saarbrücken wurde nur eine einzige „echte Verstärkung“ für die Startelf geholt. Zudem kamen mit Torwart Krystian Wosniak (von Borussia Dortmund II) und Abdul Sankoh (Außenbahn, Stoke City, England) noch zwei Ergänzungsspieler hinzu. Mendler erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen vollauf: Mit 13 Treffern ist er nicht nur der mit Abstand beste Offensivspieler der Homburger, sondern liegt auch in der Statistik der Regionalliga Südwest auf Platz zwei.

Der Saisonstart lief für den FCH allerdings äußerst bescheiden. Mit zwei Punkten aus fünf Spielen legte die Wenzel-Truppe einen Fehlstart hin. Darunter waren ein 0:4-Debakel bei Rot-Weiß Koblenz und ein 0:3 beim KSV Hessn Kassel. Plötzlich lag der FC Homburg am Tabellenende. Von Wenzels Ziel, einen Platz unter den Top 5 anzustreben, war das Team meilenweit entfernt. Mit einem 3:2-Erfolg im Waldstadion gegen den FC Astoria Walldorf gelang endlich der erste Sieg. Es folgten vier weitere Dreier und nach 15 Punkten in Folge kletterte der FC Homburg auf Platz sechs. Der Aufwärtstrend wurde dann aber jäh gestoppt. 1:2 hieß es am 11. Spieltag beim damaligen Vorletzten TSG Balingen, 0:1 gegen den VfR Aalen. „Schade, dass wir da nicht an die Leistungen zuvor anknüpfen konnten“, sagt Wenzel im Rückblick. Auch er rätselt bis heute, weshalb seine Mannschaft auch im weiteren Verlauf immer wieder gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte so viele Punkte abgibt. Aktuell sind es bereits 23 Zähler, die die Grün-Weißen gegen die vermeintlich schwächeren Teams liegen ließen. Damit tritt das Team tabellenmäßig weiter auf der Stelle. Obwohl gerade gegen Top-Teams auch immer wieder starke Spiele dabei waren. Beim damaligen Spitzenreiter FSV Mainz 05 II gewann der FCH mit 2:1. Auch die Heimspiele gegen die SV Elversberg (2:1) und den TSV Steinbach-Haiger (1:0) entschied der FCH für sich. Nur gegen den derzeit Dritten Kickers Offenbach verlor Grün-Weiß mit 0:1 im eigenen Stadion. „Wir können nicht immer unser Leistungspotential abrufen, besonders gegen sehr tief stehende Gegner finden wir einfach keine Lösungen, um uns durch zu setzen“, erklärt Wenzel. So gewann der FCH beim SSV Ulm Anfang Dezember mit 2:1, um anschließend gegen die abstiegsbedrohten Koblenzer nicht über ein glückliches 1:1 herausgekommen. Auch bei der TSG Hoffenheim II gab es zum Jahresabschluss nichts zu holen. Beim 1:2 waren auch diese Punkte weg.

„Man muss aber auch festhalten, dass wir personell schon arg gebeutelt waren“, betont der FCH-Coach. So fielen über viele Wochen, teilweise sogar Monate Stammspieler wie Thomas Gösweiner (Kreuzbandriss), Mannschaftskapitän Patrick Lienhard (Wadenbeinbruch), Philipp Hoffmann (Leistenoperation), Ivan Sachanenko (Knie) und Stefano Maier (Oberschenkel/ Knie) aus. „Am Ende gingen wir schon auf dem Zahnfleisch.“ Coronabedingte Ausfälle hielten sich beim FC Homburg in Grenzen.

Mit Blick auf die Ausfälle und die schwankenden Leistungen sieht Timo Wenzel die Aufstellung des Kaders 2020/21 doch auch etwas kritischer. „Vielleicht haben wir uns doch etwas zu sehr von den letzten guten Spielen der vergangenen Saison blenden lassen. Unter anderem auch von den Ergebnissen und Siegen in Ulm und Freiburg.“ Die laufende Saison gleicht einer Achterbahnfahrt. Die nackten Zahlen sprechen für sich: Mit erst 30 Toren liegt der FC Homburg auf Platz zehn in dieser Bilanz. 30 Gegentore sind ebenfalls zu viel: Ebenfalls nur Platz zehn. Die Heimbilanz ist enttäuschend: In elf Begegnungen im Waldstadion gelangen dem FC Homburg nur fünf Siege. Viermal gab es ein Remis, zwei Spiele gingen verloren. Dies bedeutet Platz acht in der Heimtabelle mit nur 19 Punkten. Vor der Saison hatte Wenzel gehofft, dass das Homburger Waldstadion zu „einer Festung“ wird. Davon ist sein Team aber noch weit entfernt. Auswärts sammelten die Homburger 16 ihrer 35 Punkte (jeweils fünf Siege und Niederlagen, ein Unentschieden aus elf Spielen). Bedeutet Platz sieben in der Auswärtstabelle. Nicht nur der Rückstand auf die Topteams ist groß. Zum Dritten Kickers Offenbach fehlen bereits neun, zum Vierten SV Elversberg sechs Zähler.

 Kurzes Gastspiel: Der FC Homburg trennte sich nach nur gut sieben Monaten im Februar wieder von Cheftrainer Matthias Mink.

Kurzes Gastspiel: Der FC Homburg trennte sich nach nur gut sieben Monaten im Februar wieder von Cheftrainer Matthias Mink.

Foto: Markus Hagen
 Im März übernahm Timo Wenzel den Trainerposten beim FC Homburg. Eigentlich war er als Sportdirektor für diese Saison vorgesehen.

Im März übernahm Timo Wenzel den Trainerposten beim FC Homburg. Eigentlich war er als Sportdirektor für diese Saison vorgesehen.

Foto: HAgen/Markus Hagen

Den Kopf in den Sand zu stecken ist für die Restsaison aber keine Option. Timo Wenzel wird ab dem Vorbereitungsstart am 10. Januar mit seinem Team weiter an spielerischen und taktischen Dingen arbeiten. „Schnelleres Umschaltspiel, eine Verbesserung der Defensivarbeit, eine effektivere Chancenverwertung“, wünscht sich Timo Wenzel für die Restsaison. Dabei setzt der FCH-Cheftrainer auch auf die Rückkehr von Lienhard, Hoffmann und Gösweiner. „Natürlich dürfen wir von ihnen nicht gleich zu viel erwarten.“ Zahlreiche Wochen waren sie weder im Training, von der Spielpraxis ganz zu schweigen. Man müsse sehen, wie sich die Mannschaft entwickelt. „Sicherlich liegen wir etwas hinter den Erwartungen zurück und haben einige Punkte zu wenig auf dem Konto. Es war bisher aber nicht alles so schlecht, wie von außen kritisiert“, betont Wenzel, dem ein Ausblick auf die kommenden Monate schwer fällt. Es sei einfach nicht vorhersehbar, wie schnell die Rückkehrer der Mannschaft weiterhelfen können und ob die Corona-Pandemie nicht weitere Einschnitte in den Sportbetrieb nach sich ziehen wird.

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