Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern Mit Qual der Wahl Siegesserie ausbauen

Kaiserslautern · Im ersten Heimspiel des Jahres empfängt Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern am Samstag den derzeit gut aufgelegten Tabellenachten Holstein Kiel. Mit einem Sieg auf dem gut gefüllten Betze könnten die Pfälzer weiter am Relegationsplatz schnuppern.

Die Euphorie, vor allem im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern, ist groß. Gegen Kiel wollen die Pfälzer nachlegen.

Die Euphorie, vor allem im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern, ist groß. Gegen Kiel wollen die Pfälzer nachlegen.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Wenn Trainer Dirk Schuster „volle Kraft voraus Richtung 40 Punkte“ – und damit das Erreichen der magischen Marke zum Klassenverbleib ausruft –, scheint das beim Blick auf die Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga nach mehr als der Hälfte der Saison als deutliches Understatement. Nach 18 Spieltagen liegt der 1. FC Kaiserslautern – nach zuletzt sechs ungeschlagenen Partien in Serie – mit 32 Zählern auf Rang vier. Schnuppert vor dem ersten Heimspiel des Jahres am Samstag (13 Uhr/Sky) gegen Holstein Kiel sogar an Relegationsplatz drei (Heidenheim, 36 Pkt.). Doch der FCK-Coach weiß eben auch, wie viel der Aufsteiger in jede einzelne Partie investieren muss, wie schnell Fehler in dieser Liga bestraft werden und wie gut auch die Gegner aufgestellt sind.

Das habe sich auch beim Auftakt nach der Winterpause in Hannover wieder gezeigt. Kleine Nachlässigkeiten wie in Halbzeit eins dürfen sich die Roten Teufel nicht leisten. „Dass wir das Spiel noch drehen konnten, liegt nur daran, dass wir nochmal mit einer anderen Körpersprache und Überzeugung aus der Kabine gekommen sind, noch ein bisschen unangenehmer waren und im Zweikampfverhalten noch einen Zahn zugelegt haben“, erklärt Schuster. Gegen die Kieler Sportvereinigung, die mit vier Siegen in Serie im Rücken auf den Betzenberg kommt, wünscht sich der FCK-Coach diesen Einsatz, den Zug zum Tor von der ersten Minute an.

„Die Kieler haben seit September kein Auswärtsspiel mehr verloren. In den letzten neun Spielen haben sie nur eine Niederlage kassiert. Das spricht für ein gewisses Momentum“, sagt der Coach der Roten Teufel und fügt an: „Diesen positiven Trend haben wir aber auch.“

Daher weiß auch FCK-Kapitän Jean Zimmer, „dass du jetzt natürlich viele Träumer dabei hast“, wie er im SWR-Gespräch sagt. „Die Fans dürfen und sollen aber träumen. Das gehört in gewisser Weise dazu. Nichtsdestotrotz sollte man auch realistisch sein, dass Kiel eine unfassbar starke Mannschaft hat. Eine extrem etablierte Truppe in der zweiten Liga. Die haben nicht umsonst in den letzten paar Jahren zweimal Relegation um die Bundesliga gespielt. Wir sollten mit aller Demut an die Aufgabe herangehen“, betont der 29-Jährige.

Um die drei Punkte im Fritz-Walter-Stadion zu behalten, „wollen wir an unsere Leistungsgrenze gehen und ich betone das extra: Das wird gegen Kiel auch nötig sein“, erklärt Schuster. Gerade bei gegnerischen Standards – eine Stärke der Störche – müssten die Hausherren „hellwach“ sein. „Zudem brauchen wir wieder zwingend die massive Unterstützung der Fans.“ Diese dürfte dem Team sicher sein, denn der FCK erwartet bis zu 40 000 Zuschauer auf dem Betzenberg.

Gute Nachrichten gibt es auch beim Personal. Alle Spieler stehen zur Verfügung. Kurzfristig noch nicht „hundertprozentig weiterhelfen“ kann der kurz vor Transferschluss verpflichtete Stürmer Nicolas de Préville. Wie sich in den ersten Einheiten gezeigt hat, sei der Fitnesszustand des 32-Jährigen „nicht bei 100 Prozent. Was aber auch kein Wunder ist, da er das letzte halbe Jahr keine Spielpraxis sammeln konnte“. Der Franzose lief in den letzten zehn Jahren für Stade Reims, LOSC Lille, Girondins Bordeaux und Metz auf. Nach dem Abstieg des FC Metz im Sommer war Préville vereinslos. Dennoch sei Schuster überzeugt, dass der Offensivmann eine Verstärkung sein kann. „Aufgrund seiner Erfahrung, die er aus der Ligue 1 mitbringt. Er hat dort nicht umsonst in gut 270 Spielen über 50 Tore geschossen.“ Er werde allerdings einiges investieren müssen, um den körperlichen Level der Mannschaft zu erreichen. Wenn es zunächst aber auch nur Teileinsätze reichen sollte, „hat er doch auch schon gezeigt, dass er eine Qualität in der gegnerischen Hälfte hat. Er weiß, wo die Kiste steht“. Grundsätzlich sehe Schuster „diesen Transfer kurz vor Toresschluss sehr positiv. Ich hoffe, dass es für beide Seiten eine Win-win-Situation sein wird“.

Schneller weiterhelfen wird wohl Mittelfeldmann Nicolai Rapp. Auf der Sechserposition, auf der der 26-Jährige eingesetzt werden soll, habe das Hauptaugenmerk in der Transferperiode gelegen. „Ich glaube, dass Nicolai uns in Hannover schon sehr gut getan hätte“, sagt Schuster. Die Winter-Leihgabe von Werder Bremen war kurzfristig wegen muskulärer Probleme ausgefallen. „Boris Tomiak und Julian Niehues haben da aber auch einen Riesenjob gemacht.“ So gebe es gedanklich nun auch auf dieser Position massiven Konkurrenzkampf.

Auch Philipp Klement und Ben Zolinski sind wieder fit. Ob es deshalb personelle Veränderungen in der Startelf geben wird, ließ Schuster offen. „Die Mannschaft hat in Hannover eine überzeugende Leistung gebracht. Wir sind vor allem als Team sehr stark aufgetreten. Wir haben jetzt die Qual der Wahl, weil die Spieler, die in Hannover zum Einsatz kamen, wieder den Anspruch haben, in der Startformation oder im Kader zu stehen.“ Es könne zu extremen Härtefall-Entscheidungen und Enttäuschungen kommen. Jeder habe zuletzt gezeigt, dass er in die Mannschaft rein möchte. „Es gilt da natürlich auch, uns ein bisschen an Holstein Kiel zu orientieren. Wir hoffen, in Taktik und Aufstellung die richtige Antwort zu finden.“

Bei der insgesamt hohen Qualität im Kader der Störche müssten die Pfälzer ein besonderes Augenmerk auf Steven Skrzybski legen, „der extrem viele Tore und Assists hat“. Und an Außenbahnspieler Fabian Reese sei nicht umsonst Hertha BSC bis zur letzten Minute dran gewesen. „Wir wissen schon, was für eine geballte Ladung auf uns zurollen könnte. Wir werden uns am Samstag aber auch nicht kleiner machen als wir sind.“ Die Mannschaft habe ein paar Lösungsvorschläge an die Hand bekommen, wie sie es schaffen kann, „die sehr flexible Spieleröffnungen und unheimlich gute Raumaufteilung“ der Kieler „irgendwie außer Kraft zu setzen“. Die Lautrer werden jedenfalls „alles geben, um weiter an unser Ziel ‚40 Punkte‘ heranzukommen“.

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