1. FC Kaiserslautern FCK sendet „ein Geschenk nach oben“
Kaiserslautern · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern hat sein letztes Heimspiel des Jahres gewonnen. Einen Tag nach dem Tod von 1954-Weltmeister Horst Eckel bezwangen die Roten Teufel am Samstag Viktoria Köln mit 4:0.
Horst Eckel war nicht da und trotzdem allgegenwärtig. Am Freitag war die Vereinsikone des 1. FC Kaiserslautern als letzter jener Spieler, die beim Wunder von Bern 1954 auf dem Platz standen, im Alter von 89 Jahren gestorben (wir berichteten). Am Samstag blieb sein Stammplatz auf der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions leer. Dort erinnerte ein Bild an den Fußballhelden, der doch stets betonte, „ein ganz normaler Mensch“ zu sein. Sein Platz war mit Blumen geschmückt. Auf dem Denkmal der 54er-Weltmeister vor dem Horst-Eckel-Tor wurden Kränze niedergelegt. Schon Stunden vor dem Anpfiff hatte sich ein Trauerzug aus der Innenstadt Richtung Betzenberg bewegt.
Und Eckel hätte vermutlich gefallen, was die Spieler seines Herzensvereins an jenem verregneten Samstag nach der Gedenkminute an ihn auf dem Rasen zeigten. Der FCK gewann das Heimspiel gegen Viktoria Köln nach einer überzeugenden Vorstellung mit 4:0 (2:0) und bleibt auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen. „Das Spiel, die Atmosphäre waren etwas Besonderes. So etwas geht nicht spurlos an uns vorbei. Von daher ist es ein sehr schönes Geschenk, das wir nach oben gesendet haben“, sagte Kapitän Jean Zimmer am SWR-Mikrofon. „Es war komisch heute. Man merkt, wie betroffen jeder hier vom Tod Horst Eckels ist. Den Sieg haben wir auch für ihn geholt“, bestätigte Marlon Ritter.
Die Roten Teufel gingen vor den 10 000 erlaubten Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion gegen die Viktoria schon nach fünf Minuten in Führung. Allerdings durch einen Treffer der Marke Zufallsprodukt. Nach einer Ecke von Hendrick Zuck flipperte der Ball im Strafraum hin und her. Aus dem Hinterhalt kam schließlich Ritter zum Abschluss. Der schoss zwar nur seinen Mitspieler Philipp Hercher an. Doch das Leder fiel genau vor die Füße von Daniel Hanslik, der durch die Beine des Kölners Kai Klefisch zum 1:0 traf. Die offensiv ausgerichteten Gäste spielten gar nicht schlecht, mussten aber nach 20 Minuten erneut einen Gegentreffer nach einer Ecke schlucken. Diesmal trat der Ex-Kölner Mike Wunderlich den Standard. Kevin Kraus verlängerte per Kopf – und am zweiten Pfosten drückte Hercher den Ball über die Linie. Nach 28 Minuten hatte dann auch die Viktoria ihre erste große Chance. Ein auf dem nassen Rasen tückischer Freistoß-Ausfsetzer stellte Matheo Raab im FCK-Tor vor Probleme. Doch der 22-Jährige klärte unorthodox mit der Brust. Zehn Minuten später dann viel Lärm um Nichts. Der Kölner Moritz Fritz spielte im Zweikampf mit Lauterns Hikmet Ciftci klar den Ball. FCK-Trainer Marco Antwerpen regte sich trotzdem so sehr auf, dass er seine vierte Gelbe Karte sah. Damit ist er für das Auswärtsspiel am Freitag bei Türkgücü München gesperrt.
Während die erste Hälfte trotz der Zwei-Tore-Führung der Pfälzer eine ausgeglichene Angelegenheit war, dominierten die Roten Teufel den zweiten Durchgang vom Anpfiff weg. Hanslik bediente Kenny Redondo. Der steckte den Ball wieder auf Hanslik durch, der die schöne Kombination mit einem Flachschuss ins linke Eck zum 3:0 abschloss (48.). Kurz darauf hätte es bereits 4:0 stehen müssen. Ritter trieb den Ball nach vorne, legte perfekt auf Philipp Hercher ab, der frei an Viktoria-Schlussmann Moritz Nicolas scheiterte. Doch Wunderlich machte den Ball umgehend wieder scharf, passte von der Grundlinie auf Ritter. Dessen Schuss wurde von der Kölner Verteidigung auf der Linie geklärt. Den Nachschuss setzte René Klingenburg, ebenfalls ein ehemalige Viktoria-Akteur, über das Tor (54.). Köln hatte im zweiten Durchgang nur eine echte Chance. Und dabei landete der Ball sogar im Netz. Doch Simon Handles Treffer zählte wegen Abseits nicht (56). Ansonsten spielte nur der FCK. Wunderlich traf per Freistoß das Außennetz (72.) und in der 80. Minute verhinderte der Pfosten, dass Daniel Hanslik einen Dreierpack schnürte. Einmal schlugen die Roten Teufel aber noch zu. Redondo steckte den Ball auf den eingewechselten Jean Zimmer durch. Und der Kapitän setzte in der 87. Minute mit seinem Treffer zum 4:0 den Schlusspunkt.
„Es war anstrengend. Wir haben während des Spiels drei Mal das System gewechselt. Am Ende ist der Sieg aber hochverdient“, lobte Antwerpen. Das sah auch Viktoria-Coach Olaf Janßen so. „Kaiserslautern ist für mich mittlerweile eine Top-Mannschaft. Man merkt, wie sie als Team zusammengewachsen sind.“ Der FCK stellt mit nur elf Gegentoren in 18 Partien die mit Abstand beste Defensive der 3. Liga. Der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz beträgt drei Punkte. „Auf die Tabelle schauen wir aber gar nicht“, sagte Torschütze Hercher. „Wir haben jetzt noch zwei Spiele bis zur Winterpause. Da müssen wir alle Körner auf dem Platz lassen, wenn wir oben dabei bleiben wollen.“ Am Freitag um 19 Uhr steht die Partie in München an, am Samstag, 18. Dezember (14 Uhr) geht’s im ersten Rückrundenspiel zum Zweiten Eintracht Braunschweig.
Zumindest am Samstag war der Aufstiegskampf in der 3. Liga aber nicht das Thema Nummer eins. „In der Kabine, da haben wir uns gesagt. Wir wollen dieses Spiel für Horst Eckel gewinnen“, erzählte Hercher. Und Eckel wird sich sicher gefreut haben - über das Geschenk, das ihm Jean Zimmer und Co. nach oben gesandt haben.