FCK gewinnt Saar-Pfalz-Derby gegen den FCS „Belohnung für 90 Minuten pure Leidenschaft“

Kaiserslautern/Saarbrücken · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern gewinnt das Derby beim 1. FC Saarbrücken im ausverkauften Ludwigsparkstadion verdient mit 2:0 (1:0). Kenny Redondo entscheidet die Partie kurz nach seiner Einwechslung. FCS-Trainer Koschinat nennt Auftritt seiner Mannschaft „wehrlos“.

 Der 1. FC Kaiserslautern sicherte sich den Derbysieg beim 1. FC Saarbrücken.

Der 1. FC Kaiserslautern sicherte sich den Derbysieg beim 1. FC Saarbrücken.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Nach dem Abpfiff sprudelte es nur so aus Kenny Redondo heraus. „Heute ist ein geiler Tag, davon werde ich später meinen Kindern erzählen“, schwärmte der Flügelspieler des 1. FC Kaiserslautern am SWR-Mikro. In der 67. Minute war Redondo im Saar-Pfalz-Derby der 3. Fußball-Liga am Samstag gegen den 1. FC Saarbrücken eingewechselt worden. Eine Minute später sahen die 15 544 Zuschauer – darunter rund 2000 FCK-Fans – im ausverkauften Ludwigspark wie der 27-Jährige zuerst FCS-Kapitän Manuel Zeitz im Zweikampf an der rechten Seitenaus-Linie ganz alt aussehen ließ – und dann den Turbo zündete. Der Lauterer lief auf der Außenbahn allen davon. Seine flache Hereingabe vor dem Tor Richtung Jean Zimmer wurde zwar von Dominik Ernst geblockt. Doch damit landete das Leder wieder vor den Füßen Redondos, der den Ball aus spitzem Winkel mit seiner linken Klebe ins kurze Eck jagte. Das 2:0 für den FCK war gleichzeitig der Endstand.

„Wir waren hier 80 Minuten die bessere Mannschaft, hatten einen guten Plan“, freute sich Kaiserslauterns Trainer Marco Antwerpen. Und auch sein Saarbrücker Pendant Uwe Koschinat sagte: „Wir müssen anerkennen, und da kann es keine zwei Meinungen geben, dass Kaiserslautern verdient gewonnen hat. Alleine diese Tatsache tut wahnsinnig weh. Wir wissen, dass wir die Fans enttäuscht haben. Es gibt viele Saarbrücker, die sich die ganze Woche auf nichts anderes als dieses Derby gefreut haben. Wenn du auf diese Art verlierst, hinterlässt das definitiv einen faden Beigeschmack.“ Der FCS hat es nicht nur verpasst, seine 29 Jahre währende Sieglos-Serie gegen Kaiserslautern zu beenden. Er verlor nach der 0:1-Niederlage bei Waldhof Mannheim auch das zweite Südwest-Derby binnen einer Woche und fällt damit in der Tabelle hinter den FCK zurück.

Weil beide Fanlager mit Pyrotechnik zündelten, begann die Partie mit fünf Minuten Verspätung. Als der Ball dann rollte, sahen die Zuschauer einen dominanten FCK, der sich sofort in der Hälfte der Gastgeber festsetzte. Dabei hatte Antwerpen seine Startelf kurz vor dem Anpfiff noch ändern müssen, nachdem sich René Klingenburg beim Aufwärmen am Oberschenkel verletzt hatte. Für ihn begann Muhammed Kiprit. Trotz spielerischer Überlegenheit der Pfälzer: Torabschlüsse blieben in der Anfangsphase abgesehen von einem harmlosen Versuch von Verteidiger Boris Tomiak (7.) aus. In der 13. Minute schien sich dies zu ändern. Nach einer hohen Hereingabe von links, sprintete Lauterns Philipp Hercher im Strafraum zum Ball. Saarbrückens Nick Galle kam zu spät und brachte Hercher zu Fall. Weil der Pfälzer das Leder zuvor leicht mit dem Oberarm touchiert hatte, blieb die Pfeife von Schiedsrichter Florian Badstübner aber stumm.

Hinten ließ Kaiserslautern im ersten Abschnitt überhaupt nichts anbrennen. Und nach einer halben Stunde wurden auch die Offensivbemühungen der Gäste immer konkreter: Nach Flanke von Hercher köpfte Hendrick Zuck den Ball knapp am FCS-Gehäuse vorbei (30.). Zuck, der Saarländer in Diensten des FCK, war dann zwei Minuten später auch am Führungstreffer der Roten Teufel beteiligt. Rund 35 Meter vor dem Tor trat der Linksfuß einen als Flanke gedachten Freistoß. Doch Freund und Feind rauschten an dem Leder vorbei. FCS-Torwart Daniel Batz war die Sicht versperrt, der Ball klatschte an den linken Pfosten. Tomiak reagierte am schnellsten und köpfte das Spielgerät ins Netz (32.).

Saarbrücken brachte auch nach dem Rückstand offensiv kaum etwas zustande. Die auffälligste Szene der Saarländer hatte Dominik Ernst, der Lauterns Daniel Hanslik an der Seitenlinie ohne Chance auf den Ball umsäbelte – und mit der Gelben Karte noch gut bedient war. (34.). „Wir hatten selbst in den einfachsten Pass-Passagen kleine Fehler, denen wir hinterhergelaufen sind. Wir sind in der ersten Halbzeit nie ins Spiel gekommen, wirkten wie gelähmt. Das 0:1 war für uns noch schmeichelhaft“, monierte Koschinat.

An den Kräfteverhältnissen auf den Feld änderte sich aber auch zu Beginn des zweiten Abschnitts zunächst wenig. Den Weg nach vorne suchte fast ausnahmslos der FCK. Ein Abschlag von FCS-Torhüter Batz wurde postwendend zum Bumerang. Hanslik hatte freie Bahn. Doch Batz machte seinen Fehler wieder gut und wischte den Schuss mit der Hand noch um den Pfosten (55.). Erst nachdem der eingewechselte Redondo in der 68. Minute das 2:0 für den FCK markiert hatte, wurde Saarbrücken mutiger. Und kam prompt zu Chancen. FCK-Torwart Matheo Raab, der bis zur 77. Minuten keinen einzigen Schuss parieren musste, musste nun plötzlich doppelt zupacken. Nach Vorarbeit von Adriano Grimaldi war Saarbückens Julian Günther-Schmidt frei vor Raab aufgetaucht. Doch der 22-Jährige parierte klasse – und entschärfte dann auch noch den Nachschuss Grimaldis.

In den Schlussminuten entwickelte sich „ein wildes Spiel“ (Antwerpen), bei dem der FCS auf den Anschluss drückte. Auf der Gegenseite hätte aber auch Lauterns Marlon Ritter den dritten Treffer nachlegen können. Ausgebremst wurde der späte Sturmlauf der Saarbrücker ausgerechnet durch den eigenen Anhang. Als Zuck an der Seitenlinie zum Einwurf antrat, regnete es Trinkbecher von der Tribüne. Die anschließenden Diskussionen nahmen wichtige Sekunden von der Uhr der Saarbrücker. In der Nachspielzeit musste Raab noch ein letztes Mal bei einem strammen Distanzschuss von Justin Steinkötter eingreifen. Dann war Schluss. Und die Roten Teufel feierten mit ihrem Anhang frenetisch den verdienten Derbysieg. „Das kann man nicht beschreiben. Am liebsten würde ich immer noch vor der Kurve stehen und feiern“, sagte Torschütze Tomiak. „Wenn du siehst, was auf unserer Tribüne los war – das sollten die Jungs einfach genießen, da brauchst du keinen Trainer, der noch irgendwelche flammenden Reden hält. Das war die Belohnung für 90 Minuten pure Leidenschaft“, antwortete Antwerpen auf die Frage, was er seiner Mannschaft nach der Partie noch mit auf den Weg gegeben habe. „Konzentriert von Anfang bis Ende, alle Mann, die für uns auf dem Rasen gestanden haben“, nannte Kapitän Jean Zimmer den Auftritt der Pfälzer im Saarland.

„Die Leistung, die wir in den letzten beiden Spielen auf den Platz gebracht haben, ist eine, mit der du auf lange Sicht große Probleme haben wirst zu punkten. So wehrlos wie in diesem Spiel sind wir in dieser Saison noch nicht aufgetreten. Wir müssen analysieren, warum wir eine souveräne Saison mit zwei Spielen komplett kaputtmachen“, sagte Koschinat, dessen Mannschaft nach dem Abpfiff mit einem gellenden Pfeifkonzert und wütenden Reaktionen bedacht wurde. „Das war ein bisschen drüber. Aber die Leute haben solange darauf gewartet, dann ist das Stadion mal wieder voll und dann sehen die uns da unten so rumhampeln. Was soll ich jetzt jemanden verurteilen für Emotionen“, konnte FCS-Torwart Batz seine Enttäuschung nicht verbergen.

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