Zwischenbilanz SG Knopp/Wiesbach „Unbändiger Wille“ zeichnet die Mannschaft aus

Knopp/Wiesbach · Die SG Knopp/Wiesbach führt die Tabelle der Fußball-Bezirksliga Westpfalz Süd souverän an. „Notnagel“ Sanel Nuhic, der das Team nach drei Spieltagen als Trainer übernommen hat, macht aber nicht nur die individuelle Klasse als Erfolgsgarant aus. In der Aufstiegsrunde will er an die guten Auftritte anknüpfen – mit großen Zielen und verstärktem Kader.

 Die SG Knopp-Wiesbach, hier Boris Becker (re.), will auch in der Aufstiegsrunde ganz oben mitmischen.

Die SG Knopp-Wiesbach, hier Boris Becker (re.), will auch in der Aufstiegsrunde ganz oben mitmischen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Mit der SG Knopp/Wiesbach hat Sanel Nuhic in dieser Saison noch einiges vor. Dabei war vor dieser Runde gar nicht abzusehen, dass der Trainer überhaupt bei einer Mannschaft an der Seitenlinie stehen würde. Doch als Benny Früh den Fußball-Bezirksligisten nach drei Spieltagen überraschend verließ, um als Co-Trainer beim Oberliga-Team des 1. FC Kaiserslautern zu arbeiten, ergab sich Nuhic als geeigneter Nachfolger. Nicht nur, weil der 44-Jährige sofort zur Verfügung stand, sondern auch, weil der ehrgeizige Coach ohne Fußball einfach nicht kann. Zum Glück für die SG Knopp/Wiesbach. Denn es läuft gut in dieser Konstellation. Mit 40 Punkten aus 15 Spielen (13 Siege, ein Remis, eine Niederlage) führt die Mannschaft die Südgruppe der Bezirksliga souverän vor dem SC Weselberg (31) an.

„Es ist ja einfach so, wie es Max Eberl (zurückgetretener Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, Anm. d. Red.) gesagt hat: Fußball ist ein Teil meines Lebens. Der Spaß macht, keine Frage. Aber es ist eben auch Arbeit.“ Zumindest dann, wenn man das Hobby mit dem Engagement, dem Ehrgeiz und dem Erfolgsstreben betreibt, wie es Nuhic tut. Genau deshalb wollte der Familienvater nach dem Ende seiner Amtszeit beim Landesligisten TSC Zweibrücken 2019 eigentlich auch eine Fußballpause einlegen. „Wenn man das richtig macht, dann bedeutet es eben auch einen großen Freizeitverlust“, erklärt Nuhic den Zwiespalt, in dem er sich nach der Anfrage aus Knopp befand. Wirklich lange gedauert haben seine Auszeiten bislang allerdings nie.

Und so reizte ihn auch die Aufgabe bei dem ambitionierten Bezirksligisten. Den der ehemalige Profi des FC Homburg und 1. FC Saarbrücken auch aus seiner Aktivenzeit noch kennt. In der Saison 2007/08 trug er selbst das Trikot der Knopper. „Ich kannte die Protagonisten und habe den Kontakt gehalten. Ganz aus der Welt war das nie“, erklärt er. Wie schon beim TSC, den Nuhic von 2011 bis 2019 coachte, und wo er im vergangenen Winter – nach dem Abgang von Jan Weinmann – nochmal interimsmäßig ausgeholfen hatte, habe er auch hier gesagt: „In der Not springe ich ein.“ Und die Not war da, als Früh den Club verließ. Von dem Gedanken „Ich höre es mir mal an“ zu „Ich mache es“, war es dann nur noch ein kleiner Schritt. „Hätte ich es überhaupt nicht gewollt, hätte ich es mir gar nicht erst anhören dürfen“, sagt Nuhic lachend. Denn sobald er wieder in der Mühle drin war, „war ich schon wieder infiziert“.

Dass es mit der SG dann so gut laufen würde, habe er bei Amtsübernahme nicht voraussehen können. „Ich habe die Mannschaft eigentlich nur von den Beschreibungen Steffen Mayers (Vorsitzender FC Knopp, Anm. d. Red.) gekannt und musste mich auf sein Wort verlassen.“ Ein Problem des Teams sei zuvor wohl der eher geringe Zug zum Training gewesen. „Aber ich muss sagen, dass die Spieler von der ersten Einheit an top motiviert waren. Die ziehen alle mit.“ Das spiegele sich auf dem Platz wider. „Das ist vielleicht das Quäntchen mehr, durch das du ein bisschen schneller am Ball bist als der Gegner.“ Insgesamt zeichne die Truppe zudem aus, „dass sie individuell eine hohe Qualität hat“, erklärt Nuhic. „Und in den Wochen, in denen ich jetzt da bin, haben die Jungs es auch geschafft, sich die eine oder andere Spielvariante anzueignen – und die haben einen unbändigen Willen.“ Dabei denkt der Trainer an die Partie in Oberarnbach zurück, als Knopp/Wiesbach ab der 50. Minute nur noch mit acht Feldspielern auf dem Platz stand – und trotzdem 3:2 gewann. „Da hat man gesehen, dass die Jungs an einem Strang ziehen.“ Die individuelle Klasse, gepaart mit dem Ziel, etwas erreichen zu wollen, „ist eine ganz große Stärke der Mannschaft“.

Das sei auch bei einem weiteren Saison-Höhepunkt deutlich geworden. Dem 4:1 im letzten Spiel vor der verfrühten Winterpause Ende November gegen Verfolger Weselberg. „Das war vom Verlauf her, von dem, wie wir das Spiel angegangen sind und vom Ergebnis schon ein Top-Ereignis“, erzählt Sanel Nuhic. „Für mich als Trainer war es schön, zu sehen, dass die Mannschaft das, was wir uns vorgenommen haben, genauso umgesetzt hat.“ Auch das ganze Drumherum habe einfach gepasst. „Alle waren glücklich, weil der Verein schon 13 Jahre, glaube ich, nicht mehr gegen Weselberg gewonnen hatte. Das war wirklich ein schönes Erlebnis.“

Und an dieses will die SG Knopp/Wiesbach auch in der Restsaison anknüpfen. Dafür arbeite Nuhic eifrig mit dem Team. Obwohl der Bezirksligist in der ungewöhnlich langen Winterpause bislang noch nicht wieder auf dem Platz war – die erste Einheit ist für 18. Februar geplant – sind die Spieler nicht untätig. „Wir sind seit rund vier Wochen im Zoom- und Fitness-Training“, erklärt Nuhic. Seine Erfahrung aus den vergangen Jahren habe gezeigt, dass man sich auf Selbstständigkeit im Individualtraining nicht bei jedem verlassen kann. So lange nichts zu tun, sei aber keine Option. „Eigentlich geht es ja erst Ende März mit der Aufstiegsrunde los“, erklärt der SG-Coach. Am 27. Februar steht zwar noch das letzte, vor Weihnachten ausgefallene, Hauptrundenspiel beim FV Bruchmühlbach auf dem Plan, das sportlich allerdings ohne großen Wert ist. Die SG Knopp/Wiesbach steht als Spitzenreiter der Südgruppe als Teilnehmer der Aufstiegsrunde fest, der Siebte Bruchmühlbach wird aller Voraussicht nach in der Abstiegsrunde ran müssen. Um Mitnahmepunkte geht es demnach nicht mehr. „Wenn ich auf dieses Spiel großen Wert legen würde, müssten wir seit mindestens einer Woche wieder draußen trainieren“, erklärt Nuhic. Doch nach der Bruchmühlbach-Partie folgt wieder eine vierwöchige Pflichtspielpause. „Dann wäre die Vorbereitungsphase so lang, da hätte ja keiner mehr Lust. Die Jungs spielen zwar gerne Fußball, aber mehr als neun Wochen Vorbereitung wären dann doch zu viel des Guten. Dann fehlt dir die Geilheit, wenn es drauf ankommt.“ Und „das Schöne“ an den vier wöchentlichen Online-Einheiten sei, dass keiner großartig fahren muss. „Es geht von zu Hause aus – und es ist hoch effektiv. Die Spieler merken gar nicht so sehr, dass sie trainieren, aber sie kommen doch fitter wieder auf den Platz.“

Die Knopp/Wiesbacher wollen die Restsaison aber nicht nur gut vorbereitet, sondern auch mit verstärktem Kader angehen. Der Bezirksligist hat sich im Winter mit zwei Feldspielern, Ex-Profi Dennis Gerlinger (zuletzt TuS Rimschweiler) und dem oberligaerfahrenen Mittelfeldmann Raimundo Dombaxi (zuletzt FV Bruchmühlbach) sowie Torwart-Routinier Dragan Zilic (SV Schwarzenbach) verstärkt (wir berichteten). Verlassen hat den Verein niemand.

 Trainer Sanel Nuhic ist bei der SG Knopp/Wiesbach mehr als nur der „Notnagel“.

Trainer Sanel Nuhic ist bei der SG Knopp/Wiesbach mehr als nur der „Notnagel“.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Gute Voraussetzungen, um die ambitionierten Ziele in der Aufstiegsrunde – in die die SG mit einem Punkt Vorsprung vor Weselberg geht – zu verfolgen, in der es noch gegen die fünf Gegner der Nordgruppe gehen wird: „Wir sind jetzt Erster und wir wollen auch Erster bleiben“, betont Nuhic, fügt aber an: „Ob das klappt, ist nicht immer nur eine Frage des Wollens, manchmal braucht man auch ein bisschen Glück.“ Das, so habe es schon Franz Beckenbauer immer gesagt, bekomme man allerdings auch nicht geschenkt, „man muss es sich erarbeiten“. Das hat Sanel Nuhic in seinem Leben, das ohne Fußball kaum vorstellbar ist, gelernt.

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