Benefizspiel ein voller Erfolg Die Unterstützung für Fritz „sprengt alles“
Zweibrücken · Am Dienstagabend wurde dem langjährigen Merkur-Mitarbeiter Fritz Schäfer, der seit einem Unfall querschnittgelähmt ist, in Rimschweiler der Scheck mit der Spendensumme überreicht, die rund um das Benefizspiel zwischen dem SV 64 Zweibrücken und der VTZ Saarpfalz zusammengekommen ist. Der Betrag übertraf alle Erwartungen.
Der seit knapp zwei Jahren querschnittgelähmte Fritz Schäfer (links) mit Freunden und Unterstützern, die dazu beigetragen haben, dass für den 65-Jährigen die Spendensumme von 18 825 Euro und 53 Cent zusammenkam. Von links: Hermann Grieser, Initiator des Benefizspiels zwischen dem SV 64 Zweibrücken und der VTZ Saarpfalz. Hans Prager, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes Südwestpfalz. Christina Fischer, die sportliche Leiterin der VTZ. Jürgen Knoch, der Vorsitzende des SV 64. Walter Dury vom Zweibrücker Lions Club. Hans-Peter Schmidt, Vorsitzender des TuS Rimschweiler und Thomas Emrich, ebenfalls vom TuS.
Foto: Mirko ReutherMan findet Fritz Schäfer dort, wo man ihn schon so oft gefunden hat. Auf dem Fußballplatz. Der 65-Jährige steht am Dienstagabend auf dem grünen Rasen des TuS Rimschweiler und verfolgt versonnen das Training der Alten Herren, für die er einst selbst die Schuhe schnürte. Schäfer weiß, dass ihm heute der Scheck mit der Spendensumme überreicht werden soll, die rund um das Benefizspiel der Handballmannschaften des SV 64 Zweibrücken und der VTZ Saarpfalz für ihn zusammengekommen ist. Die Übergabe soll im Clubheim stattfinden. Doch Schäfer zieht es trotzdem zuerst Richtung Rasen.
Aber auf dem Geläuf, zu dem er so eine innige Beziehung pflegt, fühlt der Rimschweiler sich noch nicht ganz wohl. Der weiche Untergrund ist für seine Füße ungewohnt. Schäfer steht still da, die Angst vor einem Sturz – sie liefe mit. „Andere Menschen könnten sich dann abfangen, das kann ich nicht“, sagt Schäfer beinahe entschuldigend. „Versuch doch ein paar Schritte“, ruft ihm seine Schwester Elisabeth Metzger ermutigend zu. Und Fritz folgt. Seine Bewegungen sind zwar vorsichtig, fast zaghaft. Aber der Geist ist entschlossen. Ein Schritt nach dem anderen. Immer nach vorne.
Die rund 30 Meter vom TuS-Platz zum Clubheim über Asphalt legt der 65-Jährige anschließend ebenfalls selbst zurück. Den angebotenen Rollstuhl lehnt er ab. Das wäre vor rund einem Jahr und zehn Monaten undenkbar gewesen. Nach einer Sitzung des Contwiger Ortsgemeinderats am 1. Oktober 2020, über den der Journalist berichten wollte, stürzte er im Dunkeln eine Treppe hinab und schlug mit dem Kopf auf. Die Diagnose: Bruch des dritten und vierten Halswirbels. Inkomplette Querschnittlähmung. Schäfer wurde in Homburg operiert, konnte danach zuerst nur den Kopf bewegen. Seitdem ist er einen weiten Weg gegangen. Und der führt ihn jetzt Richtung Rimschweiler Clubheim. Erst dort lässt sich Schäfer wieder in seinem steten zweirädrigen Begleiter nieder, der für ihn im Alltag unverzichtbar ist. Die Finger sind weitere Sorgenkinder von Fritz Schäfer. Sie kann er nur rudimentär bewegen. Kleine Objekte zu greifen, ist ein großes Problem. „Ein Bierkrug würde besser in meine Hände passen“, grummelt der 65-Jährige, während er ein schmales Glas mit Limonade unter leichten Schwierigkeiten an seinen Mund führt.
„Da drüben“, sagt Schäfer und deutet schmunzelnd auf ein Bild an der Wand des Clubheims, „da siehst du mich als jungen Mann mit langen blonden Haaren“. Und tatsächlich. Dort ist er abgebildet. Im Trikot des TuS Rimschweiler. Die Haare sind heute ein wenig lichter. Der Bauch ein wenig runder. Und trotzdem ist Fritz Schäfer heute, mit 65 Jahren, stärker denn je. Denn sein Kampf um die Gesundheit, den mancher vermutlich längst aufgegeben hätte, ist härter als jeder Gegner, dem Schäfer auf dem Fußballplatz je gegenüberstand. Er schuftet auch nach fast zwei Jahren in der Reha täglich um jede winzige Verbesserung seines Zustands. Sein Kämpferherz schlägt weiter.
Jetzt muss der Rimschweiler aber erstmal Hände schütteln. Sein Freund und Nachbar Hermann Grieser ist natürlich gekommen. Er hatte die Idee mit dem Benefizspiel der beiden Handballvereine. Hans Prager, der Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz Südwestpfalz, ist ebenfalls da. Außerdem Christina Fischer, die sportliche Leiterin der VTZ. Jürgen Knoch, der Vorsitzende des SV 64. Walter Dury vom Zweibrücker Lions Club. Hans-Peter Schmidt, der Vorsitzende des TuS Rimschweiler. Und viele weitere Personen, die rund um das Benefizspiel mitangepackt und organisiert hatten. Oder „dem Fritz“ auf anderem Wege geholfen haben.
Dann wird es feierlich. Hermann Grieser überreicht Schäfer zunächst einen Fußball mit den Unterschriften der Rimschweiler AH-Spieler. Außerdem ein auf Leinwand gedrucktes Bild mit dem Spielball der Benefizpartie – samt der Wappen des SV 64, der VTZ und des TuS Rimschweiler. Signiert von allen Menschen, die während der Begegnung auf dem Feld gestanden hatten. Und dann der Moment, auf den alle gewartet haben. Die Scheckübergabe. Die Gesamtsumme war Schäfer nicht bekannt: 18 825 Euro. Und 53 Cent. „Ich finde, da ist ein unfassbarer Betrag zusammengekommen. Und ich hoffe, Fritz hat jetzt ein kleines Problem weniger“, sagt Grieser. Und Fritz Schäfer? Der Mann, der für den Pfälzischen Merkur über jede Sportart berichtet hat und jeden Fußballplatz in der Südwestpfalz kennt? Der Mann, der mit Worten sein Geld verdient und nie um einen trockenen Spruch verlegen ist? Der ist jetzt lange sprachlos. „Ich wollte eigentlich einen Witz machen, aber das lass ich jetzt“, flüstert der 65-Jährige schließlich mit geröteten Augen und tief gerührt. Sein Vorhaben währt aber nur wenige Sekunden: „Da hätte ich mir ja einen goldenen Rollstuhl kaufen können. . .“
Den wird sich der Rimschweiler natürlich nicht anschaffen. An seinem Wohnhaus mussten zahlreiche Umbauten vorgenommen werden. Ein behindertengerechtes Bad. Ein Treppenlift, ein Aufzug. Wände wurden versetzt. Nur ein Teil der Kosten – ein mittlerer bis hoher fünfstelliger Betrag – wurde von der Versicherung übernommen. Der Rest musste privat gestemmt werden.
Mit dem Betrag, der letztlich auf dem Scheck stand, hätte Schäfer nie gerechnet. „Als ich von den ersten Großspenden erfahren habe, wusste ich natürlich, dass etwas zusammenkommt. Aber das sprengt alles“, sagt Fritz leise. „Ich bin den Großspendern sehr dankbar, aber auch jedem Einzelnen, der ein paar Euro beigesteuert hat, in Zeiten, in denen es viele nicht einfach haben“, ergänzt er. Auf die Frage, ob die stolze Summe den Zusammenhalt der Menschen in Zweibrücken aufzeige, wenn Hilfe gebraucht wird, kann der Rimschweiler nur nicken.
Er ist bei aller Dankbarkeit nun aber auch froh, dass der Trubel um seine Person jetzt abnehmen wird. „Der Tag des Benefizspiels: Das war wunderbar. Aber auch sehr emotional für mich. So viele Leute, so viele Eindrücke. Am Tag danach habe ich das erste Mal seit langer Zeit das Training ausfallen lassen müssen“, erzählt Fritz. „Ich sitze lieber in der dritten Reihe als in der ersten. Das war schon in der Schule so.“
Doch auch wenn sich Fritz Schäfer nun vorerst wieder in eine hintere Reihe zurückziehen wird. Seinen Weg wird er weitergehen. Einen Schritt nach dem anderen. Manchmal vorsichtig, vielleicht sogar zaghaft. Aber trotzdem entschlossen. Und ganz oft Richtung Fußballplatz.