Frühes Duell mit Nummer eins droht

Zweibrücken/Rio de Janeiro · Judoka Jasmin Külbs vom JC Zweibrücken gilt bei Olympia nicht unbedingt als Favoritin. Erst recht nicht nach der Auslosung: Schon im Achtelfinale droht ein Duell mit der Titelverteidigerin aus Kuba. Kampflos will die Schwergewichtlerin das Feld aber nicht räumen – schließlich hat sie hart gearbeitet, um in Rio ihren Traum leben zu können.

 Morgen geht die Zweibrücker Judoka Jasmin Külbs (links) erstmals bei Olympischen Spielen auf die Matte. Foto: DPA/VASSIL DONEV

Morgen geht die Zweibrücker Judoka Jasmin Külbs (links) erstmals bei Olympischen Spielen auf die Matte. Foto: DPA/VASSIL DONEV

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Jasmin Külbs ist zurück. Zurück an dem Ort, an dem 2013 ihre internationale Karriere so richtig begann. Damals feierte die Judoka vom 1. Judoclub (JCZ) Zweibrücken ihr WM-Debüt in Rio, wurde am Ende gute Siebte. Drei Jahre später hat sich die 24-Jährige in der erweiterten Weltspitze etabliert. Der bisherige Höhepunkt war der Gewinn der Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Baku (Aserbaidschan) im vergangenen Jahr. Ihren großen Traum hat sich Jasmin Külbs aber erst in diesem Sommer erfüllt. Sie ist dabei beim größten Sportereignis der Welt, sie vertritt Deutschland bei den Olympischen Spielen im Judo in der Schwergewichtsklasse über 78 Kilogramm. "Wenn man sieht, dass Deutschland knapp 500 Sportler dort hin entsendet, ist man schon stolz, wenn man einer davon ist. Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht", erklärt Külbs.

Die Platzierung ist für sie aber nicht das Wichtigste - auch nicht bei Olympia. "Ich möchte meinen Erfolg nicht an Platzierungen fest machen. Im Judo kann sehr schnell sehr viel vorbei sein. Ich möchte an dem Wettkampftag einfach sagen können, dass ich alles gegeben habe. Wenn das alles passt, kann auch eine Medaille rausspringen."

Der Weg nach Rio war für die gebürtige Speyerin allerdings alles andere als leicht. Immer wieder warfen Verletzungen sie zurück. Gerade zu Beginn des Jahres kam Külbs nur schwer in Tritt, in vielen Turnieren schied sie frühzeitig aus. Zuletzt schmerzte wieder der Ellenbogen. "Diese Zeit war schon sehr hart. Man braucht dann den Willen, über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen und sich auf dieses eine Ziel zu fokussieren." Umso größer war die Freude, als sie im Juni dann offiziell vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für die Sommerspiele nominiert wurde.

Jetzt ist sie endgültig angekommen in Rio. Bereits am 31. Juli bezogen die 13 deutschen Judokämpfer ihr Quartier im olympischen Dorf. "Jasmin hat sich gut eingelebt. Sie wohnen zu dritt in so einer Art Wohngemeinschaft. Jetzt geht es in erster Linie darum, sich zu akklimatisieren. Das ist ja schon eine andere Welt", erklärt Külbs' Heimtrainer Stephan Hahn vom JC Zweibrücken. Er kann zwar nicht vor Ort sein, aber beide würden sich regelmäßig am Telefon austauschen, verrät er.

Einen ersten olympischen Höhepunkt erlebte Jasmin Külbs schon am vergangenen Freitag. Angeführt von Fahnenträger Timo Boll lief sie mit der deutschen Olympia-Mannschaft ins Maracana-Stadion ein. "Was für ein unglaublicher Moment", schwärmte sie anschließend auf Facebook , postete eifrig Selfies von der Eröffnungsfeier.

Beeindruckend findet die Zweibrückerin auch die Wettkampf-Halle, in der die Judo-Wettbewerbe stattfinden. 10 000 Zuschauer fasst die "Carioca Arena 2" im Westen Rios. Anders als bei normalen Turnieren gibt es allerdings nur zwei Kampf-Matten. "Das ist schon etwas Außergewöhnliches. Da stehst du permanent im Fokus, kannst dich nicht verstecken", sieht Hahn eine ungewohnte Situation auf seinen Schützling zukommen.

Freitag dann wird es auch für Jasmin Külbs ernst. Und das gleich so richtig. Die Weltranglisten-13. hat eine besonders schwere Auslosung erwischt, ist in Pool C, dem stärksten der Setzliste, gelandet. Statt der erhofften Wildcard in Runde eins muss Külbs am Morgen (15.56 Uhr deutscher Zeit) zunächst in ihrem ersten Kampf gegen Ksenia Chibisova, aktuell 21. der Welt, ran. Kein einfacher Auftakt: Die 28-jährige Russin befand sich im Vorfeld der Spiele in hervorragender Form, hat bereits zwei Weltcup-Siege in diesem Jahr errungen. Ihr Trainer traut Külbs dennoch die zweite Runde zu: "Gegen die Russin hat Jasmin schon oft gekämpft und meist auch gewonnen. Die liegt ihr von ihrer Kampfweise eigentlich ganz gut." Dann käme es allerdings knüppeldick für Külbs: Im Achtelfinale wartet mit Idalys Ortiz (26) aus Kuba die Weltranglisten-Erste und amtierende Olympiasiegerin. "Jasmin erwischt ja generell nie so wirklich prickelnde Auslosungen, aber das ist schon der Hammer. Aber sie nimmt es mit Humor. Und vielleicht nimmt ihr das auch ein bisschen den Druck von den Schultern", sagt Hahn und fügt an: "Wenn du nach vorne willst, musst du auch die ganz Großen aus dem Weg räumen. Und an einem guten Tag kann Jasmin auch das schaffen."

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