Fließender Übergang in Weltspitze

Nicht jedem Nachwuchssportler gelingt im Handumdrehen der Übergang vom Junioren- in den Aktivenbereich. Ob bei Fußballern, die erst einmal lernen müssen, mit der härteren Gangart bei den Aktiven umzugehen, ob bei Schwimmern, Turnern oder Leichtathleten.

Dass es aber doch einzelne Talente gibt, die das Zeug haben, schon in ganz jungen Jahren im Konzert der Großen mitzuspielen, hat Speerwerferin Christin Hussong spätestens bei der U23-Europameisterschaft mit ihrem Wurf mitten hinein in die Weltspitze bewiesen. Die Athletin des LAZ Zweibrücken katapultiert ihren Speer in Tallinn auf die auch für sie selbst unglaubliche Weite von 65,50 Metern - und sich selbst damit in eine neue Liga. Plötzlich findet sie sich unter den Besten der Welt. Die Weite bedeutet für die 21-Jährige, die von ihrem Vater und Trainer Udo Hussong betreut wird, nicht nur den souveränen Sieg bei der Junioren-EM, sondern auch den Sprung auf Platz fünf in der Weltjahresbestenliste. Hoch dekorierte Werferinnen wie die zweimalige Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechien; 64,42 m), Weltmeisterin Christina Obergföll (Offenburg; 63,07 m) und Ex-Europameisterin Linda Stahl (Bayer Leverkusen ; 62,88 m) überflügelt Hussong. In Deutschland steht sie mit ihrem fulminanten Wurf auf Platz eins der Jahresbestenliste. Der Weg zur Weltmeisterschaft in Peking Ende August scheint damit endgültig frei.

Die Stabilität und das nötige Selbstbewusstsein hat sich die ehrgeizige Sportlerin gemeinsam mit ihrem Vater hart erarbeitet. Umfang und Intensität des Trainings werden im ersten Jahr als Aktive 2014 erhöht, an der Technik gefeilt. Immer stabiler präsentiert sich die Herschbergerin, die Ende 2012 aufgrund der besseren Trainingsmöglichkeiten von Thaleischweiler zum LAZ wechselte. Dann geht plötzlich alles sehr schnell, sehr weit. Nachdem Hussong ihre drei Jahre alte Bestleistung steigert, knackt die Biologie- und Sportstudentin im vergangenen Sommer die magische 60er Marke. Pulverisiert mit 63,34 Metern die EM-Norm für Zürich - überrascht schon damals sich selbst. Überzeugt bei der EM als Siebte.

Nach der Leistungssteigerung im vergangenen Jahr um über drei Meter pendelt sich Hussong - erneut schneller, kräftiger und sicherer - zu Beginn dieser Saison mit zahlreichen Würfen bei Weiten um die 60 Meter ein. Sie weiß, dass mehr drin ist. Dass es allerdings weit über 65 Meter gehen könnte, davon hat die Athletin nicht zu träumen gewagt. Von der Werferin, die sich nach ihrem letzten internationalen Juniorenauftritt "erst einmal bei den Großen durchkämpfen muss", ist sie plötzlich zur Gejagten geworden. Auch die internationale Konkurrenz wird nach diesem Wurf in den Himmel von Tallinn auf die Nachwuchs-Athletin aufmerksam werden. Angst vor dieser neuen Rolle braucht Christin Hussong aber keinesfalls zu haben. Mehr als einmal hat sie bewiesen, dass sie genau dorthin gehört - mitten in die Weltspitze.

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