Interview mit FCH-Trainer Timo Wenzel „Wir wollen zeigen, dass wir mehr können“

Homburg · Der Trainer des Fußball-Regionalligisten FC Homburg blickt zuversichtlich in Richtung kommende Saison.

 Lautstark an der Seitenlinie: Seit Timo Wenzel das Traineramt beim Fußball-Regionalligisten FC Homburg übernommen hat, geht es aufwärts. Doch nächste Saison soll es noch besser werden.

Lautstark an der Seitenlinie: Seit Timo Wenzel das Traineramt beim Fußball-Regionalligisten FC Homburg übernommen hat, geht es aufwärts. Doch nächste Saison soll es noch besser werden.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Im März hat Timo Wenzel das Traineramt beim FC Homburg übernommen. Unter seiner Regie war bei dem Fußball-Regionalligisten, der die Mammut-Runde mit 42 Partien auf Platz sieben abschloss, ein Aufwärtstrend zu erkennen. Für die Grün-Weißen war die abgelaufene Saison 2020/21 nicht nur aufgrund der Pandemie und all ihren Auswirkungen eine spezielle. Abrupte Trainerwechsel, überraschender Abschied des langjährigen Vorsitzenden Herbert Eder, Aufbau einer neuen Führung und eine sportliche Achterbahnfahrt, die nach gutem Beginn dann aber erst im Schussspurt wieder in gewünschten Bahnen verlief – mit Wenzels Amtsantritt. Der 43-Jährige spricht über seine Eindrücke aus den letzten drei Monaten beim FC Homburg und gibt einen Ausblick auf die kommende Regionalliga-Saison, in der er mit der Mannschaft weiter oben landen will.

Herr Wenzel, 16 Ligaspiele haben Sie mit dem FC Homburg letzte Saison bestritten, nachdem sie das Traineramt übernommen haben. Acht Siege, sechs Unentschieden und zwei Niederlagen stehen zu Buche. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

TIMO WENZEL: Es war Neuland für mich, eine Mannschaft im laufenden Betrieb zu übernehmen. Dafür war es eine wirklich gute Saison. Hätten wir das ganze Jahr gehabt, wären wir sicher Dritter oder Vierter geworden. Was Punkte, Leistung und auch das Spielerische angeht, hat die Tendenz nach meinem Amtsantritt nach oben gezeigt. Es dauert aber wohl noch einige Zeit, bis die Spieler meine Philosophie zu hundert Prozent verinnerlicht haben und auf dem Platz umsetzen. Aber es hat sich gezeigt, dass viel mehr Potential in dem Kader steckt, als es Platz sieben in der Tabelle aussagt.

Die Ergebnisse wurden mit Ihnen positiver. Gab es dennoch Spiele, über die Sie sich geärgert haben?

WENZEL: Den einen oder anderen Punkt mehr hätten wir schon holen können. In Pirmasens kassieren wir beim 1:1 ganz unglücklich den Ausgleich. Die 0:1-Niederlage bei der TSG Balingen war einfach unnötig. Da ist kaum ein Spieler an sein Leistungspotenzial rangekommen. Auch bei den Offenbacher Kickers führen wir 2:0 – und gehen trotzdem als Verlierer vom Platz. Aber auf der anderen Seite hatten wir beim FSV Mainz II und beim VfR Aalen auch Glück, dass wir in der Nachspielzeit noch ausgleichen konnten. Wir wollten eigentlich Fünfter oder Sechster werden, aber der Abstand war einfach zu groß. Am Ende war es eben Platz sieben. Viel wichtiger war, dass es am Ende immer besser wurde und wir die Saison mit einem positiven Gefühl beenden konnten.

Die letzten vier Partien wurden gewonnen – Siege feierte der FCH gegen Meister Freiburg, den Vierten Ulm und den Fünften Steinbach. Macht dies Hoffnung, dass man sich nächste Saison mit der Ligaspitze auf Augenhöhe begegnen kann?

Die Ergebnisse haben zum einen gezeigt, dass wir die Saison nicht einfach auslaufen lassen wollten. Und ja – wir wollten allen zeigen, dass wir mehr können als wir bis dahin gezeigt hatten. Vor dem Sieg gegen Steinbach hatten wir nicht ein einziges Spiel gegen ein Spitzenteam der Liga gewonnen. Am Ende gab es viele positive Momente – und dazu zähle ich trotz der Niederlage auch das unglückliche Aus im Saarlandpokal gegen Drittligist Saarbrücken.

Die Mannschaft hat also eine positive Entwicklung genommen?

Ja, es steckt viel Potential in dem Kader. Und das ist noch nicht ausgeschöpft. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind.

Wo sehen Sie das Steigerungspotenzial konkret?

Wir haben in allen Bereichen Luft nach oben. Im schnellen Umschaltspiel, in der Effektivität der Verwertung unserer Torchancen, in der Defensivarbeit. Und auch was die Konstanz angeht. Nicht nur über 90 Minuten – sondern vor allem über mehrere Spiele hinweg. Klar kann man nicht Woche für Woche immer eine Topleistung zeigen. Wir wollen aber dahin kommen, dass wir auch Spiele gewinnen, wenn wir mal keinen optimalen Tag erwischt haben.

Mit Markus Mendler vom 1. FC Saarbrücken steht der erste Neuzugang für die neue Saison fest. Wie ist der Stand der Kaderplanungen?

Mit allen aktuellen Wunschspielern meinerseits, des Trainerteams und des Vorstandes konnten wir den Vertrag verlängern. Mit Markus Mendler haben wir einen starken offensiven Außenbahnspieler dazubekommen, der unsere Qualität im Kader mit seiner Erfahrung, auch aus Liga drei, erhöhen wird. Wir suchen noch einen weiteren offensiven Außenbahnspieler, einen Stürmer und einen Torhüter.

Neben den beiden Co-Trainern Sven Sökler und Joti Stamatopoulos gehört nun mit Enver Marina, der für den bisherigen Torwarttrainer Oliver Müller verpflichtet wurde, ein neuer Mann zum Trainerstab. Weshalb fiel die Wahl auf ihn?

Wir hatten Bewerber aus ganz Deutschland für die Stelle. Aber Enver Marina kennt die Region als Torhüter bestens und hat uns in den positiven Gesprächen überzeugt.

Kumpeltyp, Diktator, Motivator, Fußballlehrer . . . es ist ja immer die Rede von verschiedenen Trainertypen. Welcher passt am ehesten zu Ihnen?

Ich glaube, es ist eine Mischung aus verschiedenen Charakteren. Nur auf die Spieler draufhauen, wenn es nicht läuft, bringt nichts. Man muss vor allem realistisch sein und sich fragen: Was ist mit dem Spielerkader überhaupt möglich? Aber klar, wenn ich sehe, dass die Spieler diese Möglichkeiten nicht ausschöpfen, sich nicht an die vorgegebene Taktik halten oder den Einsatz vermissen lassen, gibt es deutliche Worte von mir. Aber das muss in einem vernünftigen Rahmen ablaufen. Bei Misserfolgen dürfen wir uns nicht gegenseitig beschimpfen. Das heißt aber nicht, dass nichts kritisiert werden kann. Aber generell: Nur als echtes Team – mit Spielern, Trainern, Mitarbeitern, Vorstand und den Fans können wir Erfolg haben. Alle müssen an einem Strang ziehen.

Wie und wann steigt der FC Homburg in die Vorbereitung auf die neue Saison ein?

Nach der langen, kräftezehrenden Saison mit 42 Spieltagen haben die Spieler jetzt erstmal eine Pause von vier Wochen. Da die neue Saison erst am 14. August beginnt, können wir es uns auch erlauben, den Jungs diese Erholungsphase den zu geben. Wir starten am Montag, 12. Juli, wieder mit dem Training

Wo kann der FC Homburg am Ende der kommenden Spielzeit landen? Der 1. Vorsitzende, Eric Gouverneur, hat sich optimistisch gezeigt, dass ein Platz unter den Top 5 drin ist.

Das finde ich durchaus realistisch – und das sollte auch unser Anspruch sein. Wir wollen weiter oben stehen als in der abgelaufenen Runde. Und wenn wir da weiter machen, wo wir letzte Saison aufgehört haben und daran arbeiten, uns stetig zu verbessern, gelingt uns das auch.

Auf was freuen Sie sich nächste Saison am meisten?

Auf jeden Fall darauf, dass wir wieder vor Zuschauern im Waldstadion spielen dürfen. Ich gehe davon aus, dass die Lockerungen für Besuch der Spiele bis dahin so weit fortgeschritten sind, dass es auch in der Regionalliga Südwest wieder Zuschauer auf den Rängen geben wird. Beim unserem letzten Spiel in Ulm durften ja bereits wieder 500 Fans im Stadion mit dabei sein.

Die Fragen stellte
Markus Hagen

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