„Es war mir eine Ehre“

Köln · Eigentlich wollte Lukas Podolski seine Karriere in der Nationalmannschaft fortsetzen. Doch nun die Kehrtwende: Der Weltmeister und Kölsche Jung hört doch auf.

 Gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger (links) begann Lukas Podolski (rechts) seine Nationalmannschaftskarriere, er wurde mit ihm Weltmeister und hört nun zwei Wochen nach seinem Kumpel ebenfalls im Nationaldress auf. Foto: Andreas Gebert/dpa

Gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger (links) begann Lukas Podolski (rechts) seine Nationalmannschaftskarriere, er wurde mit ihm Weltmeister und hört nun zwei Wochen nach seinem Kumpel ebenfalls im Nationaldress auf. Foto: Andreas Gebert/dpa

Foto: Andreas Gebert/dpa

Lukas Podolski hat sich ein schönes Abschiedsbild ausgesucht: Schnappschüsse von ihm als kleiner Knirps während der WM 1990, als Jung-Nationalspieler 2004 und als Weltmeister 2014, als er in Maracana gemeinsam mit seinem Sohn Louis den golden WM-Pokal küsst, sind auf der Foto-Collage zu bewundern, die der 31-Jährige in den sozialen Netzwerken über seine Rücktrittserklärung gestellt hat.

Rücktritt nach zwölf Jahren

Nach zwölf Jahren, sieben Welt- und Europameisterschaften und insgesamt 129 Länderspielen hat der 31-Jährige gestern seinen Abschied aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verkündet. "Für mich ist dieser Abschied sehr emotional. Ich bin stolz darauf, was ich mit dem DFB erleben durfte. Nichts kann mir ersetzen, was mir die Zeit mit dem DFB-Team an Freude, Leidenschaft und Zusammenhalt gegeben hat", schrieb Podolski über sein persönliches Fußballmärchen, "vom zweijährigen polnischen Jungen, der quasi nur mit einem Ball unter dem Arm nach Deutschland kam, zum Weltmeister - das ist mehr, als ich mir erträumen konnte."

Zuvor hatte der Kölner, der zurzeit noch beim türkischen Pokalsieger Galatasaray Istanbul unter Vertrag steht, Joachim Löw über seinen Schritt informiert. "Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass ich ab sofort nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen werde. Ich trete kürzer und widme mich mehr anderen Dingen. Am meisten natürlich meiner Familie", schrieb Podolski, der während der EM-Vorbereitung zum zweiten Mal Vater geworden war. Zweieinhalb Wochen nach dem Rücktritt von Kapitän Bastian Schweinsteiger beendete somit auch dessen bester Kumpel das Kapitel Nationalmannschaft.

"Lukas war genauso wie Basti immer eine feste Größe für mich. Auf ihn war und ist Verlass, bei aller Lockerheit und Leichtigkeit, für die er steht, ist er ein Vorbild an Professionalität und Einstellung, dem Erfolg hat er immer alles untergeordnet, auch sich selbst", kommentierte Löw die Entscheidung Podolskis. Schweinsteiger twitterte ein gemeinsames Foto nach dem Welmeisterschafts-Finale 2014, er selbst mit Goldmedaille, Podolski mit dem Pokal und schrieb: "Gemeinsam haben wir unglaubliche Zeiten erlebt. Danke dafür, mein Freund!"

"Danke und tschö, Poldi!", verabschiedete Teammanager Oliver Bierhoff einen der wenigen deutschen Kultspieler auf dfb.de: "Mit Poldi verliert die Nationalmannschaft einen leidenschaftlichen Fußballer und riesigen Sympathieträger, der uns und den Fans im Nationaltrikot fehlen wird."

Der Spaß-Fußballer und Publikumsliebling Podolski hatte zuvor die Konsequenzen aus zuletzt vier enttäuschenden Jahren in der Nationalmannschaft, der er in Jahren zuvor ein Gesicht gegeben hatte, gezogen. Dabei hatte Podolski noch nach dem Halbfinal-Aus bei der EM gegen Frankreich (0:2) versichert, "auf jeden Fall" weitermachen zu wollen. 39 Tage später kam es anders.

Platz drei der ewigen Liste

Podolski, dem wegen einer am Samstag erlittenen Bänderverletzung bei Verein Galatasaray Istanbul eine wochenlange Zwangspause droht, erspart sich somit wohl einen Zwangs-Abschied. Er belegt mit 129 Länderspielen Rang drei der ewigen Länderspielliste hinter Lothar Matthäus (150) und Miroslav Klose (137) und mit 48 Toren Rang vier hinter Klose (71), Gerd Müller (62) und dem ehemaligen DDR-Torjäger Joachim Streich (55). Gestern beendete er seine DFB-Karriere mit Stil: "Es war mir eine Ehre! Eure Nummer 10 Poldi."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort